Bundesweite pastorale Ausbildungsschiene bewährt sich
Seit 1. September ist das "Seminar für kirchliche Berufe" (SKB) offiziell Geschichte. Das geht aus dem aktuellen Amtsblatt der Österreichischen Bischofskonferenz hervor, demnach die Bischöfe die Auflösung des Seminars und die Aufhebung der Statuten per 1. September festgelegt haben. Seinen Betrieb am Standort Wolfrathplatz 2 im 13. Wiener Gemeindebezirk hatte die Einrichtung zur Ausbildung von pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern indes bereits vor knapp vier Jahren eingestellt. In der Folge war die pastorale Ausbildungsschiene neu strukturiert worden. Ab Herbst 2013 wurde sie unter dem Namen "Berufsbegleitende Pastorale Ausbildung Österreich" (BPAÖ) im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt neu gestartet.
Der Entschluss, die Wiener Ausbildungsstätte zu schließen, war bereits im Jahr 2010 gefasst worden. Betroffen davon waren vor allem die Seminarform zur Ausbildung von Pastoralassistenten und Jugendleitern.
Die Grundstruktur der pastoralen Ausbildung ist indes nach Transformation in die BPAÖ weitgehend erhalten geblieben, unterstrich der Erste Leiter der BPAÖ, Heiner Leineweber, gegenüber "Kathpress": Die Ausbildung wird als zweijähriger praxisorientierter, berufsbegleitender Kurs weitergeführt, der sich vor allem an Frauen und Männer richtet, die in ihrer weiteren Berufslaufbahn ihre Fähigkeiten in den Dienst der Kirche einbringen möchten. Es gibt weiterhin monatliche Kurswochen, die die verschiedenen praktischen Themen der Arbeit als Pastoralassistent beinhalten. Daneben arbeiten die Auszubildenden in einer Praktikumspfarre in ihrer Diözese und sammeln praktische Erfahrungen.
"Lachendes und weinendes Auge"
Derzeit sind laut Leineweber 25 Personen in Ausbildung. Seit Start der neuen Ausbildungsschiene der BPAÖ haben 57 Personen die Ausbildung begonnen. Im heurigen Juni konnten zwölf Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten ihr Diplom im Rahmen eines Gottesdienstes entgegen nehmen.
Die Schließung des SKB betrachte man rückblickend "mit einem lachenden und auch einem weinenden Auge", bilanziert Leineweber. So fehle seither die "Langform" der pastoralen Ausbildung, d.h. eine Ausbildung für jüngere Personen unter 27 nach der Schule in Internatsform. "Hier überlegen die Diözesen an einer Lösung, haben aber noch keine gefunden", so Leineweber. Zugleich habe sich jedoch die Neuaufstellung und die örtliche Veränderung positiv und dynamisierend ausgewirkt, verweist Leineweber auf die gute Kooperation etwa mit dem St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt, wo die BPAÖ ab 1. September auch ein eigenes Büro unterhält.
Schließlich bringt der heutige 1. September nicht nur das offizielle Ende des SKB, sondern auch personelle Veränderungen für die BPAÖ mit sich: So wurde neben Heiner Leineweber als Erstem Leiter Maria Meyer-Nolz als Zweite Leiterin und zuständige Ausbildungsleiterin bestellt. Die bisherige Erste Leiterin der BPAÖ, Ulrike Exler, die seit 1996 die Ausbildungsangebote leitete und koordinierte, trat in den Ruhestand. Eine weitere Neuerung besteht laut Leineweber darin, dass eine eigene Israelreise als Kurswoche in das Ausbildungsprogramm aufgenommen wird.
Wechselhafte Geschichte
Das "Seminar für kirchliche Berufe" war 1945 von Kardinal Theodor Innitzer auf Initiative der Leiterin des Wiener Seelsorgeamtes, Hildegard Holzer, als Seminar für junge Frauen zur Vorbereitung auf ihren Dienst in der Kirche gegründet worden. Es trug zunächst den Namen "Wiener Diözesanschule für Seelsorgehilfe und Caritas". Erster Sitz des Seminars das Heimsuchungskloster im 3. Wiener Gemeindebezirk. 1948 wurde die Diözesanschule schließlich zu einer Einrichtung der Bischofskonferenz. Das Ausbildungsprogramm wurde erweitert und der Name auf "Seminar für kirchliche Frauenberufe" geändert.
In Folge wurde der Sitz des Seminars mehrmals verlegt und auch die Lehrpläne immer wieder angepasst. Einschneidend für die prinzipielle Ausrichtung der Ausbildung sollte der Katholikentag 1952 werden, der insgesamt für die Kirche in Österreich ein Signal für einen Neubeginn nach den Jahren des Krieges darstellte. 1964 übersiedelte das Seminar schließlich in das Erzbischöfliche Schloss in Wien-Ober St. Veit, in dem u.a. auch ein Altersheim untergebracht war.
1968 schließlich wurde unter dem Eindruck des durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) angestoßenen kirchlichen Wandels das "Seminar für kirchliche Frauenberufe" zu einem "Seminar für kirchliche Berufe", welches auch Männer absolvieren konnten. Fortan war das Seminar in die Schule, zwei Internate und das Altersheim gegliedert. Aus schulischer Sicht wurde das Seminar in eine Soziale Fachschule mit Öffentlichkeitsrecht umgewandelt. Darüber hinaus wurde in der Ausbildung ein Baukastensystem angeboten: Die zweijährige Jugendleiterschule als Grundausbildung, der Pastoralkatechetische Lehrgang als Aufbaulehrgang für die Pastoralassistentinnen und Patoralassistenten und die theologische Ausbildung am "Laientheologischen Kurs" am Stephansplatz, später "Würzburger Fernkurs". Es gab auch die Möglichkeit eines parallelen Besuches der Maturaschule bei Verlängerung der Ausbildung auf 5 Jahre.
1993 wurde schließlich das erste Konzept einer "Berufsbegleitenden Ausbildung" erarbeitet. Seit den 2000er Jahren verzeichnete das Seminar schließlich rückläufige Absolventenzahlen. Es folgte 2010 der Entschluss der Bischofskonferenz, das Seminar zu schließen und die pastorale Ausbildung stattdessen dezentral und berufsbegleitend zu organisieren. 2014 wurde das Gebäude am Wolfrathplatz schließlich auf Wunsch von Kardinal Christoph Schönborn dem Neokatechumenat zur Verfügung gestellt. (Infos: www.bpaoe.at)
Quelle: kathpress (01.09.2017)