Michaelbeuern: Bischöfe beraten Ergebnisse der Jugendsynode
"Aufeinander hören, miteinander reden." - Das ist aus Sicht von Kardinal Christoph Schönborn die zentrale Erfahrung der kürzlich beendeten Jugendsynode und gleichzeitig ein Auftrag an Kirche und Gesellschaft. Diese Botschaft sei "nicht originell, aber wichtig", betonte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Montag im Gespräch mit Medien zum Auftakt der Vollversammlung des heimischen Episkopats in der Salzburger Abtei Michaelbeuern. Unter diesem Leitwort würden auch die viertägigen Beratungen der Bischöfe stehen, bei denen es wie bei der Jugendsynode u.a. um so unterschiedliche Themen wie Mission und Glaubensverkündigung oder Missbrauchsprävention gehen werde.
"Flächendeckende Präventionsmaßnahmen sind der beste Schutz, damit Gewalt und Missbrauch in der Kirche möglichst nicht passieren", führte Kardinal Schönborn weiter aus. Die Kirche in Österreich schaue seit 2010 bei Verdachtsfällen konsequent hin. Weil die Wahrheit frei mache, dürfe "nichts vertuscht werden", so der Wiener Erzbischof. Gleichzeitig brauche es Hilfe und Unterstützung für Opfer und Betroffene. Die Arbeit der "Klasnic-Kommission" in diesem Bereich sei "modellhaft".
Gefragt nach den kirchlichen Konsquenzen für Missbrauchstäter erinnerte der Vorsitzende der Bischofskonferenz an die bestehenden kirchenrechtliche Vorgabe, wonach jeder Verdachtsfall von Missbrauch im kirchlichen Bereich auch an ein eigenes dafür zuständiges kirchliches Gericht im Vatikan zu melden sei. Dem von einigen Kirchenverantwortlichen gemachten Vorschlag, dass Missbrauchstäter künftig mit der Exkommunikation belegt werden sollten, erteilte der Kardinal keine Absage: Voraussetzung dafür sei aber, dass zuvor "in einem rechtlichen Verfahren die Schuld eindeutig erwiesen sein muss".
Angesichts einer sich ändernden religiösen Haltung und abnehmender Kirchenbindung bei jungen Menschen misst der Wiener Erzbischof Jugendlichen eine entscheidende Rolle bei der Glaubensweitergabe bei: "Viele junge Menschen haben einen Bezug zu Gott und beten", hielt Schönborn fest. Wichtig seien dabei Unterstützung und Begleitung, nicht nur durch Erwachsene, sondern vor allem durch Jugendliche selbst. Die Kirche in Österreich habe mit ihren vielen Jugendgruppen hier nach wie vor eine große Chance. "Wenn Gleichaltrige von Gott, Glauben und Orientierung reden, dann ist es oft wirkungsvoller, als wenn die Kirche spricht", sagte der Kardinal.
Erzbischof Franz Lackner verknüpfte den Blick auf die Jugendsynode mit gegenwärtigen Veränderungen in der Erzdiözese Salzburg: Da wie dort stelle sich die Frage nach dem Zueinander und Miteinander von Priestern und Laien in der Kirche. Diese seien "kommunizierende Gefäße". Der Priestermangel öffne die Augen für die Verantwortung und das bestehende Engagement von vielen haupt- und ehrenamtlichen Frauen und Männern in der Kirche. "Priester allein repräsentieren nicht die ganze Kirche", sagte Lackner. Im Zueinander von Laienchristen und Priestern brauche es vor allem Vertrauen, aber auch die Bereitschaft, etwas abzugeben, um sich auf das Wichtige zu konzentrieren, so der Salzburger Erzbischof im Blick auf die Priester.
Eröffnet wurde die Vollversammlung der Bischofskonferenz mit einem gemeinsamen Gebet. Für zwei Mitglieder ist die Zusammenkunft der Bischöfe in der Benediktinerabtei Michaelbeuern eine Premiere: Msgr. Engelbert Guggenberger vertritt dabei als Administrator die derzeit vakante Diözese Gurk. Erstmals bei einer Plenaria der Bischofskonferenz ist auch der Administrator der Abtei Wettingen-Mehrerau, Pater Vinzenz Wohlwend.
Die Versammlung des Episkopats dauert bis Donnerstag. Liturgischer Höhepunkt ist ein Festgottesdienst der Bischöfe am Mittwoch um 19 Uhr in der Stiftskirche Michaelbeuern, zu dem alle Gläubigen eingeladen sind. Erzbischof Lackner wird der heiligen Messe vorstehen. Es predigt der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky. Über die Ergebnisse der Bischofskonferenz wird Kardinal Schönborn im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitag, 9. November, um 10 Uhr, informieren. Sie findet im "Club Stephansplatz 4" (1010 Wien, Stephansplatz 4) statt.
Die Salzburger Benediktinerabtei Michaelbeuern wurde im 8. Jahrhundert als Mönchszelle gegründet. Deren Bewohner übernahmen den Seelsorgedienst in umliegenden Gemeinden sowie später auch im 18. Wiener Gemeindebezirk, wo noch heute der nahe am Allgemeinen Krankenhaus gelegene Bezirksteil nach dem Kloster benannt ist. Heute sind die zwölf Mönche der Abtei in der Pfarrseelsorge in Salzburg und Oberösterreich, einem Exerzitienhaus und einer Schule tätig. Zudem betreibt das Stift u.a. eine Fischerei, eine Brauerei, ein Gasthaus sowie Forstwirtschaft. Abt Johannes Perkmann ist auch Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften in der Erzdiözese Salzburg und seit dem Vorjahr Abtpräses der Österreichischen Benediktinerkongregation. Die Bischofskonferenz war im Stift Michaelbeuern zuletzt bei ihrer Herbsttagung im Jahr 2015 zu Gast.
Quelle: kathpress (05.11.2018)