Katholische Sozialakademie: Prozess zur Neuaufstellung gestartet
Die Katholische Sozialakademie Österreichs (ksoe) soll inhaltlich und strukturell neu aufgestellt werden. Grundlage für den nötigen und grundlegenden "Relaunch" der kirchlichen Fachstelle ist ein Beschluss der Österreichischen Bischofskonferenz, der im Rahmen der letzten Vollversammlung vor zwei Wochen gefasst wurde. Das erklärte der für die ksoe zuständige Referatsbischof, Militärbischof Werner Freistetter gegenüber Kathpress. Dieser hatte am Mittwoch ein Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt, am Donnerstag war dann die Neuaufstellung Thema im Kuratorium der ksoe.
Demnach soll die ksoe "neu gedacht und als Institution neu definiert werden". Ihr Auftrag sei das eines "Kompetenzzentrums für die Katholische Soziallehre, das die kirchliche Expertise in diesem Bereich zeitgemäß bündelt, vertieft und in einem ökumenisch offenen Dialog mit den staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen umsetzt", so Freistetter. Innerhalb eines Jahres sollen die Weichen für eine strukturell-organisatorische Neuaufstellung gestellt sein, wie der Bischof weiter ausführte. Anlass für diesen Prozess, bei dem die Marke "ksoe" erhalten bleiben soll, seien finanzielle Probleme, die sich jetzt auch durch coronabedingte Mindereinnahmen beim Kursangebot der ksoe verschärft hätten.
Maßgeblich geleitet wird die inhaltliche Neuaufstellung der ksoe durch eine bischöfliche Lenkungsgruppe, der neben Bischof Freistetter auch die Bischöfe Hermann Glettler und Bischof Josef Marketz angehören. Neben Experten sollen auch ksoe-Kuratoriumsmitglieder am "Relaunch" mitwirken. Klar ist schon jetzt, dass die ksoe auch weiterhin für die "Allianz für den freien Sonntag" zuständig sein wird, so Freistetter. Für die einjährige Sanierungsphase wurde zudem mit Julien Fenkart ein zweiter Direktor befristet bestellt, der ab sofort gemeinsam mit der bisherigen Direktorin Magdalena Holztrattner die ksoe operativ leitet.
Gründung vor über 60 Jahren
Die Katholische Sozialakademie wurde nach einem Beschluss der Bischofskonferenz am 1. Oktober 1958 formell gegründet, im Jahr darauf nahm sie die operative Arbeit auf. Die Leitung lag damals beim Jesuiten P. Walter Riener, der mit Unterstützung eines halbtägig angestellten Referenten und einer Sekretärin startete. Der Gründungsauftrag "Erforschung und Verbreitung der katholischen Soziallehre sowie die Förderung ihrer Anwendung" führte rasch zur Planung eines Kurses für die Ausbildung von Aktivisten in Arbeitswelt und Gesellschaft und zu Aktivitäten der Erwachsenenbildung wie einem regelmäßig erscheinenden Informationsdienst. 1959 bezog die ksoe neue Büros am Wiener Schottenring 35, wo sie bis heute ihren Sitz hat.
Die ksoe hat sich seither als eine Erwachsenenbildungs-Einrichtung in den Bereichen Gesellschaftspolitik, politische Erwachsenenbildung und Organisationsentwicklung etabliert. Federführend war die ksoe bei dem damals breit angelegten Prozess zur Erarbeitung des katholischen Sozialhirtenbriefs, der 1990 erschien. Eine ähnliche Rolle spielte die ksoe bei dem 2003 erschienenen "Ökumenischen Sozialwort" von 14 christlichen Kirchen in Österreich und beim Nachfolgeprozess "Sozialwort 10+" (2013/14).
Besonders engagiert ist die ksoe hinsichtlich des Einsatzes für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Bereits 1985 erschien dazu das Buch "Grundeinkommen ohne Arbeit". 2002 wurde auf Initiative der ksoe das "Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt" gegründet. Bereits ein Jahr zuvor - 2001 - war die ksoe maßgeblich an der Gründung der "Allianz für den freien Sonntag Österreich" beteiligt. (Infos: www.ksoe.at)
Quelle: kathpress (03.07.2020)