Kirchenstatistik 2020: Strukturen stabil, Rückgänge bei Sakramenten
Die Katholische Kirche in Österreich hat am Mittwoch die pastoralen Kennzahlen für das Jahr 2020 veröffentlicht. Aus diesen ist abzulesen, wie sehr die Pandemie auch das kirchliche Leben beeinträchtigt hat. So gab es erwartungsgemäß bei den Sakramenten (Taufe, Erstkommunion, Firmung und Ehe) starke Rückgänge. Viele Feiern mussten coronabedingt verschobene werden. Die Zahl der in Österreich wirkenden Priester und Ordensleute ist leicht gesunken, dafür jene der ständigen Diakone wieder leicht gestiegen.
Das - und noch viel mehr - geht aus der offiziellen Kirchenstatistik für das Jahr 2020 hervor, die von der Österreichischen Bischofskonferenz veröffentlicht wurde. Zum dritten Mal liegen "Kathpress" zusätzlich auch Meldungen über die hauptamtlichen Laienseelsorgerinnen und -seelsorger in den heimischen Diözesen vor. Deren Zahl ist österreichweit wieder leicht gestiegen.
Priester, Diakone, Ordensleute
Die Zahl der in Österreich wirkenden Priester ist laut der aktuellen Kirchenstatistik 2020 leicht gesunken: von 3.689 (2019) auf 3.548 (2020). Insgesamt zeigt sich in den vergangenen Jahren bei den Priestern aber eine relativ stabile Situation. (2018: 3.783, 2017: 3.857, 2016: 3.920, 2015: 3.944)
Die aktuelle Gesamtzahl für 2020 setzt sich aus 1.786 Diözesanpriestern, 437 ausländischen Priestern und 1.326 Ordenspriestern zusammen. Die Zahl der Diözesanpriester ist damit etwas zurückgegangen (2019: 1.847), ebenso die Zahl der ausländischen Priester (2019: 475) und die Zahl der Ordenspriester.
Zu den angeführten Zahlen kommen noch weitere 146 Diözesanpriester aus Österreich, die in anderen Ländern der Welt ihren priesterlichen Dienst versehen. Diese Zahl ist gegenüber 2019 (143) sogar leicht gestiegen.
Leicht gestiegen ist die Zahl der Ständigen Diakone. Die Statistik für 2020 weist 752 aus. Die Statistik für 2019 wies 744 aus, 2018 waren es 750. (2017: 712, 2016: 719, 2015: 688)
Die Zahl der Ordensbrüder ist mit 383 im Vergleich zu 2019 (386) stabil geblieben. (2018: 403, 2017: 462, 2016: 455, 2015: 470)
Aus den vorliegenden Daten für 2020 ergibt sich daher, dass die Zahl der Ordensmänner in Österreich (Ordensbrüder und Ordenspriester) abnimmt (2020: 1.708, 2019: 1.753, 2018: 1.814, 2017: 1.920, 2016: 1.970). Der Rückgang fällt über einen längeren Zeitraum betrachtet allerdings relativ moderat aus. (2015: 2.010, 2014: 1.962, 2013: 2.029, 2012: 2.071.)
Für die Ordensfrauen in Österreich weist die amtliche Statistik 2020 3.088 Schwestern aus. Die Zahl der Ordensfrauen in Österreich nimmt seit Jahren leicht aber stetig ab (2019: 3.359, 2018: 3.453, 2017: 3.600, 2016: 3.715, 2015: 3.882, 2014: 4.073, 2013: 4.241, 2012: 4.359).
Freilich sind gerade die statistischen Daten zu den Ordensangehörigen mit Vorbehalt zu betrachten, da sich Ordensprovinzen oft über mehrere Länder erstrecken, und die Zuordnung einzelner Ordensmitglieder zu bestimmten Ländern nicht einfach ist.
Hauptamtliche Laien im pastoralen Dienst
Zum bereits dritten Mal liegen "Kathpress" auch Meldungen über hauptamtliche Laien in der Seelsorge der Diözesen vor. Darunter fallen etwa Pastoralassistentinnen und -assistenten, Gemeindeleiter oder auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in speziellen Berufsfeldern wie der Krankenhausseelsorge. Österreichweit sind demnach 1.473 Frauen und Männer im pastoralen Dienst der Kirche tätig. Diese Zahlen beziehen sich bereits auf das Jahr 2021. Im Vergleich zum Jahr 2020 ist wieder eine leichte Steigerung zu verzeichnen, wie auch schon von 2019 auf 2020. (2020: 1.455, 2019: 1.436) Dabei gibt es eine deutliche Mehrheit der Frauen in den betreffenden Berufsfeldern. 903 Frauen stehen nur 570 Männer gegenüber. Die Zahl der Frauen hat leicht zugelegt (2020: 883), die der Männer ist fast gleich geblieben (2020: 572).
Im Detail ergibt sich für 2021 folgendes Bild: Diözese Eisenstadt: 22 Frauen und 13 Männer; Feldkirch: 42 Frauen und 20 Männer; Graz-Seckau: 112 Frauen und 68 Männer; Diözese Gurk: 61 Frauen und 31 Männer; Diözese Innsbruck: 100 Frauen und 59 Männer; Diözese Linz: 253 Frauen und 130 Männer; Erzdiözese Salzburg: 109 Frauen und 85 Männer; Diözese St. Pölten: 71 Frauen und 55 Männer; Erzdiözese Wien: 133 Frauen und 109 Männer.
Stabile Seelsorgestrukturen
Von Stabilität geprägt ist das österreichweit nach wie vor sehr dichte Netz von Pfarrgemeinden: Die Statistik für 2019 weist insgesamt 4.292 Pfarren und sonstige kirchliche Seelsorgestellen aus (2019: 4.291, 2018: 4.298, 2017: 4.299, 2016: 4.314, 2015: 4.317), davon 3.016 Pfarren und 1.276 sonstige Seelsorgestellen.
Rückgang bei Taufen und Trauungen
Die Zahl der Taufen lag 2020 bei 32.521. Das ist ein massiver Rückgang gegenüber 2019, wo noch 44.977 Taufen gezählt wurden. Viele Taufen mussten coronabedingt verschoben werden. Wie viele davon aber tatsächlich noch nachgeholt werden, lässt sich derzeit nicht abschätzen. In den Jahren davor war die Zahl der Taufen - auch in Anbetracht der demografischen Entwicklung - relativ stabil: 2018: 47.312, 2017: 48.990, 2016: 49.018, 2015: 48.587.
Auch die Zahl der Erwachsenentaufen (ab 14 Jahren) ist zurückgegangen, aber nicht so stark wie die Gesamtzahl der Taufen. Im Jahr 2017 gab es bei den Erwachsenentaufen (ab 14 Jahren) einen Höchststand mit 890. 2018 waren es noch 650, 2019 540 und 2020 nur mehr 417. Das ist aber immer noch mehr als in den Jahren vor 2016, wo die Zahlen nicht einmal die 400er-Marke erreichten.
Einen massiven Rückgang gibt es auch bei den kirchlichen Trauungen. Die Statistik für 2020 verzeichnet 3.595. 2019 waren es noch 9.842. Hier dürfte Corona - noch mehr als bei den Taufen - einen wesentlichen Einfluss gehabt haben. Und auch hier stellt sich die Frage, inwieweit die Trauungen nachgeholt werden. In den Jahren davor war die Zahl der kirchlichen Trauungen relativ stabil: 2018: 11.155, 2017: 10.808, 2016: 11.313, 2015: 11.494.
Zunahme bei Begräbnissen
Die Zahl der kirchlichen Begräbnisse hat 2020 gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen. Die Statistik verzeichnet 54.621 Begräbnisse, 2019 waren es 51.334. Die Zahl ist über die Jahre betrachtet recht stabil: 2018: 52.484, 2017: 53.846 2016: 52.358, 2015: 54.929.
Erstkommunionen und Firmungen
Einen starken Rückgang gab es erwartungsgemäß bei den Erstkommunionen. 2020 gab es - coronabedingt - nur 37.253. In vielen Pfarren wurden die Feiern verschoben. 2019 gab es noch 48.405, 2018 waren es 48.072. Die Zahlen sind über einen längeren Zeitraum betrachtet grundsätzlich leicht rückläufig, was vor allem aber demografische Gründe hat. (2017: 48.734, 2016: 49.423, 2015: 50.183)
Noch deutlicher als bei den Erstkommunionen fiel der Rückgang bei den Firmungen aus: 2019 gab es noch 42.861 Firmungen, 2020 waren es nur 26.625. (2018: 45.946. 2017:44.839, 2016: 47.675, 2015: 47.146)
Ehrenamtliches Engagement
In der Statistik ausgewiesen ist aber auch das starke ehrenamtliche Engagement in der Vorbereitung auf die Sakramente. Die Zahlen gingen freilich parallel zu den 2020 stark abgenommenen Zahlen an Kindern und Jugendlichen, die die Sakramente der Eucharistie und Firmung gespendet bekamen, deutlich zurück: In der Erstkommunionvorbereitung gab es 2020 11.160 Begleiterinnen und Begleiter. (2019: 14.630, 2018: 14.415, 2017: 14.427, 2016: 14.665, 2015: 14.754)
6.407 Personen standen 2020 als Firmhelferinnen und Firmhelfer zur Verfügung. 7.987 Personen standen (2019: 7.987, 2018: 8.730, 2017: 8.762, 2016: 8.683, 2015: 8.982)
Wenig aussagekräftig sind die Zahlen zum Gottesdienstbesuch. Von den sogenannten "Zählsonntagen" konnte nur jener im Februar 2020 erfasst werden (mit knapp 400.000 Messbesucher), Lockdowns und ganz generell die Pandemie-Maßnahmen taten ein Übriges, sodass dieses Jahr nicht mit den Jahren davor vergleichbar ist. 2019 wurden zwischen 497.000 und 533.000 Messbesucher gezählt, 2018 waren es zwischen 502.000 und 554.000. (2017: 545.000 bis 571.000, 2016: 545.000 bis 595.000, 2015: 568.000 bis 606.000)
Die amtliche Kirchenstatistik 2020 ist veröffentlicht unter: www.katholisch.at/statistik
Quelle: kathpress (12.01.2022)