Presseerklärungen der Frühjahrsvollversammlung 2000
Presseerklärungen der Frühjahrsvollversammlung
der Österreichischen Bischofskonferenz,
vom 11. - 13. April 2000 im Stift Reichersberg in Oberösterreich
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1. Erklärung zu Österreich und Europa
Die Reaktion der Regierungen der anderen EU-Staaten auf die Regierungsbildung hat eine Krise zwischen Österreich und Europa ausgelöst. In dieser Krise werden gemeinsame Probleme sichtbar, zu deren Lösung ein Dialog in der Europäischen Union dringend notwendig ist.
Österreichische Bischöfe haben in der europäischen Öffentlichkeit klargestellt, daß die Bürger dieses Landes mit Ausnahme kleinster Randgruppen keine Rassisten und Fremdenfeinde sind. Der Respekt vor den Menschenrechten und die Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen in Not sind in Österreich tief verwurzelt, ebenso die Werte der Solidarität, der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Alle Parlamentsparteien bekennen sich nach eigenem Bekunden zu diesen Prinzipien.
Die katholische Kirche in Österreich hat die europäischen Einigungsbemühungen und die aktive Mitwirkung Österreichs am Integrationsprozeß von allem Anfang an nachdrücklich unterstützt. Sie tut dies im Bewußtsein, daß Österreich als ein Land im Herzen Europas hier eine besondere historische Aufgabe hat.
Die Bischofskonferenz weist pauschale oder auch ungerechte Urteile gegenüber Österreich und seinen Menschen - wie dies zuletzt durch die Maßnahmen der 14 EU-Regierungen geschehen ist - zurück. Die Bischöfe erinnern in diesem Zusammenhang daran, daß Papst Johannes Paul II. Sanktionen als politische Methode immer wieder abgelehnt hat, weil sie die Menschen eines Landes unterschiedslos treffen.
Zugleich betonen die Bischöfe, daß Österreich im Blick auf seine europäische Aufgabe die besondere Verpflichtung hat, allen Symptomen von Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und politischem Extremismus - von welcher Seite immer - mit Entschlossenheit entgegenzutreten. Die katholische Kirche tritt gemeinsam mit den anderen christlichen Kirchen nachdrücklich für ein solidarisches und soziales Österreich ein. Es gilt, sich nicht entmutigen zu lassen, nicht "zurückzuschlagen", Ruhe und Klarheit zu bewahren. Was wir jetzt weniger denn je brauchen können, sind leichtfertige Worte. Österreich braucht sich nicht aggressiv zu verteidigen. Was allseits not tut, ist die "Abrüstung der Worte"!
2. Erklärung zur sozialen Situation
Die österreichischen katholischen Bischöfe sehen mit Sorge, daß die Auswirkungen der Budgetsanierung im sozialen Bereich zu Spannungen führen. Die Bischöfe sind überzeugt, daß die "Wende zum Weniger" notwendig ist, weil der Grundsatz der Solidarität auch im Hinblick auf die kommenden Generationen gilt. Zugleich betonen sie, daß bei der Planung und Durchführung von Sparmaßnahmen besonderes "Augenmaß" erforderlich ist. Vorschnelle Entscheidungen, die Menschen in ihren Lebensplänen und Lebenschancen verunsichern, sind zu vermeiden.
Das gesellschaftliche Klima wird wesentlich auch davon beeinflußt, ob und wie man sich um die vereinsamten alten Menschen, die psychisch Kranken, Familien ohne Dach über dem Kopf, Drogengefährdete, Flüchtlinge und andere an den Rand Gedrängte kümmert.
Die Prinzipien der katholischen Soziallehre - Personalität (der konkrete Mensch steht im Mittelpunkt), Subsidiarität und Solidarität - sollen auch für die Gestaltung der "Wende zum Weniger" Richtschnur sein.
Alle, die politische Verantwortung tragen, müssen daran denken, daß die Sorge um ein "finanziell ausgeglichenes Morgen" nur eine der Voraussetzungen für ein "gutes Morgen" ist. Die Menschen in diesem Land brauchen Perspektiven für die Zukunft.
3. "Dialog für Österreich"
Dialog für Österreich
"Plattform Jugend-Dialog X"
Seit dem Treffen "Dialog X" im Oktober 1999 erfolgte eine regionale Vernetzung der teilnehmenden Gruppen. Per Internet (über e-mail und Homepage) erfolgt hier eine gegenseitige Information über die Aktivitäten, Projekte werden angeboten, einzelne Jugendliche oder Gruppen können sich anschließen. "Dialog X" ist keine neue Bewegung oder Organisation. Ziel ist hier das Zusammenführen bestehender Gruppen und Einrichtungen für Jugendliche in Österreich.
Die Teilnahme am Weltjugendtreffen in Rom im August 2000 wird österreichweit vorbereitet.
In Österreich ist die nächste Veranstaltung der "Dialog X+1" von 25. bis 26. Oktober 2000 im Bildungshaus St. Virgil in Salzburg. "Dialog X+1" lautet der Titel deshalb, weil ein Jahr nach dem ersten Treffen nun jeder Teilnehmer von 1999 einen weiteren Jugendlichen mitbringen soll.
Das Treffen im Herbst 2000 ist dem Themenkreis "Christliche Werte -Verwurzeln / Entfesseln" gewidmet.
Dialog für Österreich
Erklärung zum Sonntag
Die Österreichische Bischofskonferenz begrüßt die ersten Ergebnisse der von Diözesanbischof Maximilian Aichern geleiteten "Dialog für Österreich"-Arbeitsgruppe "Sonn-und Feiertag im Kontext der heutigen Gesellschaft". Insbesondere werten die Bischöfe die Bildung einer österreichweiten "Allianz für den Sonntag" unter Beteiligung der Sozialpartner als ein positives Zeichen. Die Bischofskonferenz wird in dieser Allianz aktiv mitwirken. Als Zeichen des verstärkten Engagements für die Sonn- und Feiertage wurde im Jänner bei der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe) ein eigener Koordinator für diesen Bereich angestellt.
Die Bischöfe sehen in nächster Zukunft zwei notwendige Aufgaben:
- Verstärkte Bewußtseinsbildung für die vielfältigen Dimensionen des Sonntags (religiös, individuell, sozial-kulturell, politisch). Die Bischöfe bereiten ein Hirtenwort über "Sonn-und Feiertage in Österreich" vor.
- Gespräche und Aktionen mit Politikern zur Sicherung der Sonn- und Feiertagsruhe. In diesem Zusammenhang geht es auch um Bestrebungen, den arbeitsfreien Sonntag (auch auf Landesebene) im Verfassungsrang zu verankern.
Aktionen politischer Gemeinden zur Sicherung des Sonntags werden ausdrücklich begrüßt.
Dialog für Österreich
Ökumenisches Sozialwort
Am 15. Mai, zum 10. Jahrestag des Sozialhirtenbriefes, startet eine Informationsinitiative zum Projekt "Ökumenisches Sozialwort". In einem regelmäßig erscheinenden Informationsblatt "Sozialwort News" wird über diese Initiative breit informiert werden.
Wie bereits im Herbst angekündigt, haben sich die im Ökumenischen Rat der Kirchen Österreichs vertretenen Kirchen entschlossen, angesichts der großen gesellschaftspolitischen Herausforderungen gemeinsam ein "Ökumenisches Sozialwort" zu erarbeiten. Gemeinsam wollen die 14 christlichen Kirchen in Österreich Stellung zu den gesellschaftspolitischen Fragen nehmen.
Aufgrund der politischen Entwicklung in den vergangenen Monaten ist der vorgesehene zeitliche Projektverlauf zum "Ökumenischen Sozialwort" abgeändert worden: Der Ausgangspunkt für dieses Sozialwort, die Erhebungsphase zur sozialen Praxis der Kirchen, wird im September 2000 beginnen (statt im Frühjahr 2000). In einer zweiten Phase werden die Ergebnisse und Stellungnahmen in einem Sozialbericht zusammengefasst. Auf dieser Grundlage wird anschließend das Sozialwort erarbeitet.
Dialog für Österreich
"Wiederverheiratete Geschiedene" und
"Bischofsein heute"
Der Konsultationsprozeß über die Entwürfe der beiden Projektgruppen "Wiederverheiratete Geschiedene" (Leitung: Diözesanbischof Klaus Küng) und "Bischofsein heute" (Leitung: Diözesanbischof Alois Kothgasser) ist weiterhin im Gang.
In einem mehrstufigen Verfahren werden die beiden Themenbereiche erörtert. Die Ergebnisse der Projektgruppe "Bischof sein heute" dienen außerdem der Vorbereitung auf die kommende Welt-Bischofssynode zum Thema "Über den Bischof".
Dialog für Österreich
"Geistliche Berufe"
Ein Ort des Lebens ist die Kirche. Sie hat Frauen und Männer, die in einer lebendigen Beziehung zu Gott leben und ihr Leben aus dem Glauben gestalten. Für die Zukunft des christlichen Glaubens ist die Sorge für die Berufung eine Schlüsselfrage. Und in unserer Verantwortung für die konkrete Gesellschaft, in der wir leben, ist dies auch eine Sorge für die Menschen in unserem Land. Österreich braucht Orte des Lebens und Orte der Einkehr. Österreich braucht Menschen, die bereit sind über das "Hier und Jetzt" hinauszudenken: Priester, Diakone, Ordensleute, Frauen und Männer. In Taufe und Firmung ist jeder Katholik, jede Katholikin persönlich gerufen und beauftragt, die Welt mitzugestalten. Die Bischöfe sehen ihre Herausforderung darin, dieser Vielfalt der Berufungen gerecht zu werden und zu prüfen, wo es gilt, Hindernisse im Leben einer Berufung zu bewältigen.
Die Projektgruppe "Geistliche Berufe in Österreich" hat unter der Leitung von Bischof Alois Schwarz mehrere Akzente bereits setzen können.
1. 2002 wird zum "Jahr der Berufung".
2. Die Arbeitsgruppe hat sich in vielen Begegnungen mit Berufung in Vielfalt auseinandergesetzt. In einem Thesenblatt greift die Gruppe die vielfältigen Herausforderungen an Bischöfe, Priester, Diakone und Ordensleute in ihrer Lebensgestaltung und Lebenskultur auf. Derzeit werden u.a. Gremien (Pastoralkommission Österreich, Arbeitsgemeinschaft der Priesterräte, Sprecher der Diakone) um Stellungnahmen gebeten.
3. Im Herbst ist der Studientag der Bischofskonferenz diesem Thema gewidmet. Die Pastoraltagung im Jänner 2001 setzt sich ebenfalls mit dem Thema "Berufung" auseinander unter dem Leitwort: "Leben als Berufung".
Dialog für Österreich
"Erwachsenenkatechumenat"
Die Projektgruppe "Erwachsenenkatechumenat" erarbeitet unter der Leitung von Weihbischof Helmut Krätzl einen "Leitfaden", der in seiner Grundausrichtung eine Antwort auf die Fragen geben soll: "Wie funktioniert eigentlich ein Erwachsenenkatechumenat? Wie kann man die Vorbereitung auf die Taufe (in einer Pfarre) realistisch durchführen?"
Es wird eine pastorale Hilfe sein für erwachsene Taufbewerber, Revertiten, Konvertiten sowie "erstmals am Glauben Interessierte".
Ein erster Entwurf dieses "Leitfadens" ist derzeit in Überarbeitung; die Fertigstellung soll bis zur Herbst-Bischofskonferenz erfolgen.
Für das Anliegen "Erwachsenenkatechumenat" wird auch nach Beendigung der Arbeit der Projektgruppe das Österreichische Pastoralinstitut als Ansprechstelle auf Österreich-Ebene zur Verfügung stehen.
Dialog für Österreich
Pfarrgemeinderat: "Ernte und Aussaat"
Am 17. März 2002 werden in allen Pfarrgemeinden Österreichs die Pfarrgemeinderäte neu gewählt. Deshalb laden die Bischöfe zu einem Fest ("Erntedankfest") von Frauen und Männern aus den Pfarrgemeinden am 27. Oktober 2001 in ihren Diözesen ein