Presseerklärungen der Sommervollversammlung
Presseerklärungen der Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, 17. bis 19. Juni 2002 in Mariazell
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1. Steigende Katholikenzahl
Die Zahl der Katholiken ist in Österreich wieder im Steigen begriffen. Dies geht aus der jetzt vorliegenden kirchlichen Statistik für das Jahr 2001 hervor. Nach den Angaben der kirchlichen Statistiker betrug die Zahl der Katholiken in Österreich im Jahr 2001: 5,954.295. Damit war die Katholikenzahl im Vorjahr höher als in allen vorangegangenen Jahren seit 1996 (im Jahr 2000 hatte sie 5,875.763 betragen, im Jahr 1996: 6,061.480).
Bei den Kirchenaustritten setzte sich im Jahr 2001 die sinkende Tendenz fort: 33.857 verließen im Vorjahr die Kirche, im Jahr davor waren es 35.711 gewesen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Wiedereintritte: 3.402 Personen kehrten im Jahr 2001 in die Kirche zurück, im Jahr 2000 waren es nur 3.258 gewesen.
Die meisten Kennzahlen aus dem pastoralen Bereich blieben im Vorjahr im Rahmen der jahrgangsbedingten Schwankungen gleich: So wurden 59.052 Taufen registriert (im Jahr 2000 waren es 60.293), die Zahl der Erstkommunionen betrug 73.834 (im Vorjahr: 75.744), die der Firmungen 60.044 (im Vorjahr: 63.445).
Die Zahl der Gottesdienstteilnehmer wurde von den Kirchenstatistikern am Zählsonntag in der Fastenzeit 2001 mit 931.225 eruiert (gegenüber 937.914 im Jahr 2000). Dabei ist zu bedenken, dass die Zahl der Gottesdienstteilnehmer an den Feiertagen wesentlich höherer liegt. Zahlreiche Seelsorger berichten vor allem im städtischen Bereich von einer wachsenden Zahl der Gottesdienstteilnehmer zu Ostern, Weihnachten, Pfingsten, Allerheiligen usw. Mit rund einer Million Gottesdienstteilnehmern an jedem Sonntag stellt die Messfeier in Österreich die meistbesuchte Veranstaltung dar.
2. Europa
Für die Verwirklichung der neuen Einheit Europas bedarf es nicht nur des gemeinsamen Marktes, der politischen und militärischen Machtstrukturen, sondern insbesondere auch des Beitrags der kulturellen Kräfte und der Religionsgemeinschaften. Wenn die Kirchen auf dem "Bauplatz Europa" mitbauen wollen, dann geht es nicht um Machtansprüche, sondern um kreative und kritische Begleitung, Beratung und Beurteilung des Geschehens der "europäischen Wiedervereinigung". Die Kirchen nehmen an der "Civil Society" teil, ohne in ihr aufzugehen.
Im Hinblick auf die Arbeiten des Europäischen Konvents rufen wir österreichischen Bischöfe vier Aspekte in Erinnerung:
- Die Europäische Union möge das Recht der Kirchen und Religionsgemeinschaften anerkennen, sich auf Grund ihrer inneren Ordnung zu organisieren und ihre Aufgaben frei und ungehindert zu erfüllen.
- Die Europäische Union möge die Identität und den besonderen Beitrag der Kirchen und Religionsgemeinschaften respektieren und mit ihnen einen dauerhaften und partnerschaftlichen Dialog aufnehmen. In erster Linie geht es dabei um einen regelmäßigen Gedankenaustausch in relevanten Grundsatzfragen.
- Zum partnerschaftlichen Dialog gehört aber auch die Einrichtung eines "Bureau de Liaison", einer Anlaufstelle in Brüssel, auf der unterhalb der Spitzenebene fruchtbare und vertrauensvolle Kooperation zwischen den Institutionen der Europäischen Union und den Kirchen und Religionsgemeinschaften möglich ist. Ebenso regen wir die Einrichtung eines Begutachtungsverfahrens an, wie es in Österreich seit jeher üblich ist. Ein solches Verfahren würde es ermöglichen, die sachlich relevanten Standpunkte der Kirchen und Religionsgemeinschaften in Gesetzesvorhaben auf europäischer Ebene einzubringen. Dies könnte auch ein Beitrag zur Vertiefung des Vertrauens zwischen EU-Institutionen und Bürgern sein.
- Die Europäische Union möge den rechtlichen Status der Kirchen und Religionsgemeinschaften in den einzelnen Mitgliedsstaaten respektieren. Dies könnte am ehesten dadurch zum Ausdruck kommen, dass die "Kirchen-Klausel" des Amsterdamer Vertrages an angemessener Stelle in eine künftige europäische Verfassung übernommen wird.
3. Mitteleuropäischer Katholikentag
Papst Johannes Paul II. hat bei seinen Pastoralbesuchen in Österreich die Brückenfunktion unseres Landes im Herzen Europas betont. Im Zeichen dieser Brückenfunktion steht der Mitteleuropäische Katholikentag 2003/2004 unter dem Motto "Christus - Hoffnung Europas".
Der Katholikentag wird von derzeit acht Bischofskonferenzen - Bosnien, Kroatien, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn und Österreich - getragen. Die Laienorganisationen und die Orden sind in die Trägerschaft einbezogen. Inspiriert vom Gedanken der Neuevangelisierung und der Wiedervereinigung Europas soll die gemeinsame Verantwortung für Kirche und Gesellschaft im Mittelpunkt stehen.
Der Start erfolgt in den acht Ländern gleichzeitig am 31. Mai/1. Juni 2003. Aus diesem Anlass wird es auch erstmals ein gemeinsames Hirtenwort der beteiligten Bischofskonferenzen geben. In den folgenden Monaten sind acht gemeinsame Symposien der Bischofskonferenzen zu pastoralen und gesellschaftspolitischen Fragen geplant. Die Österreichische Bischofskonferenz wird ein Symposion zum Themenkreis "Umsetzung der kirchlichen Soziallehre" (Sozialpartnerschaft, Allianz für den Sonntag) hauptverantwortlich vorbereiten. Über die acht Symposien hinaus wird es eine Fülle von bilateralen und multilateralen Veranstaltungen in der Trägerschaft kirchlicher Einrichtungen und katholischer Organisationen geben.
Abschluss und Höhepunkt des Mitteleuropäischen Katholikentags ist die "Wallfahrt der Völker" nach Mariazell am 22./23. Mai 2004. Diese Wallfahrt wird vom biblischen Leitwort "Was Er euch sagt, das tut" (Johannes 2,5b) geprägt sein.
Die Bischöfe haben sich bei der jetzigen Sommervollversammlung im steirischen Marienort ausführlich mit den inhaltlichen und organisatorischen Fragen der "Wallfahrt der Völker" befasst.
4. Klarstellung zur "Frauenweihe"
Unter Missachtung der Lehre und Tradition der katholischen Kirche möchte eine kleine Gruppe von Frauen für sich den Weg zum Weihepriestertum erzwingen. Eine solche vorgetäuschte Weihehandlung ist ungültig. Der zuständige Diözesanbischof von Linz hat ein klarstellendes Hirtenwort veröffentlicht, dem sich die österreichische Bischofskonferenz anschließt.
Gemäß der Lehre der katholischen Kirche kann das Sakrament der Priesterweihe nur Männern erteilt werden. Dies entspricht der vom Zweiten Vatikanischen Konzil vertretenen Lehre von der Einheit des Weihesakramentes in seinen drei Ausfaltungen durch Bischofs-, Priester- und Diakonatsweihe. Es ist die verbindliche Lehrtradition sowohl der katholischen wie der orthodoxen Kirche.
Man muss zwar immer neu bereit sein, die Gründe für diese Tatsache zu erläutern, kann sie aber nicht in Frage stellen, wenn die Einheit mit der Weltkirche nicht zerbrochen werden soll. Die für kirchliche Dienste und für das Laienapostolat beauftragten Männer und Frauen stehen hier in einer besonders qualifizierten Verantwortung.
5. Bischofswort von Bischof Aichern
Das am 16. Juni in der Diözese Linz am Schluss der Gottesdienste verlesene Bischofswort von Bischof Maximilian Aichern hat folgenden Wortlaut:
Seit mehreren Wochen gibt es Berichte über eine bevorstehende sogenannte "Priesterweihe von Frauen". Durch Pressemeldungen, wonach im Zusammenhang damit zudem eine sehr fragwürdige "Bischofsweihe" stattgefunden haben soll, wurde die Situation noch verworrener. Deshalb sehe ich mich als Diözesanbischof veranlasst, auch auf dem Weg eines Bischofswortes einige Klarstellungen zu treffen. Wiederholt habe ich Betroffene darauf aufmerksam gemacht, dass die von ihnen beabsichtigten Schritte einen grundsätzlichen Bruch mit der Kirche bedeuten und aus der Einheit der römisch-katholischen Kirche hinausführen. Mehrmals habe ich klargestellt, dass nach katholischer Lehre und Disziplin eine Priesterweihe gültig nur Männern gespendet werden kann. Eine trotzdem vorgenommene Weihesimulation an Frauen ist daher nicht nur ungültig, sondern im erklärten Widerspruch mit der Kirche, ja sie vermag möglicherweise auch andere Gläubige in diese Abspaltung von der kirchlichen Gemeinschaft mit hineinzuziehen. Es kann daher auch keinerlei liturgische Handlung durch diese Personen gestattet werden. Ausdrücklich wende ich mich in diesem offenen Wort nochmals an die Initiatorinnen und Initiatoren der genannten Aktion, dass sie sich die vielfachen Auswirkungen bewusst machen, und appelliere aus bischöflicher Sorge an sie, von ihrem Vorhaben Abstand zu nehmen, damit die Einheit der Kirche nicht zerstört wird.