Presseerklärungen der Herbstvollversammlung
Presseerklärungen der Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, vom 8. bis 10. November 2004 in Salzburg
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1. Wahlen und Referate
Nach Ablauf der im Statut festgelegten sechsjährigen Funktionsperiode wurden Kardinal Dr. Christoph Schönborn als Vorsitzender und Msgr. Dr. Ägidius Zsifkovics als Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz für eine weitere Funktionsperiode wiedergewählt.
Diözesanbischof Dr. Klaus Küng wurde in die Finanzkommission gewählt und übernimmt den Vorsitz dieser Kommission.
In die Glaubenskommission wurden Erzbischof Dr. Alois Kothgasser, Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer und Weihbischof Dr. Franz Lackner gewählt.
Die Verantwortung für den Bereich Liturgie wird von Erzbischof Kothgasser gemeinsam mit Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari und Bischof Küng getragen. Bischof Kapellari nimmt weiterhin die Zuständigkeit für das Gesang- und Gebetbuch "Gotteslob" wahr, Bischof Küng vertritt die österreichischen Bischöfe in der Kommission für die Neuherausgabe des Messbuchs in deutscher Sprache.
An Stelle von Erzbischof Kothgasser wurde Bischof Scheuer zum Referenten für die Caritas gewählt, er übernimmt auch die Verantwortung für die österreichische Sektion der katholischen Friedensbewegung "Pax Christi".
Weihbischof Dr. Andreas Laun ist in Zukunft auch für die Kontakte zwischen Kirche und Sport zuständig, Militärbischof Mag. Christian Werner übernimmt (neben Diözesanbischof Maximilian Aichern) das Ko-Referat für die Ordensgemeinschaften.
2. Ehe und Familie
Die österreichischen Bischöfe betonen einmal mehr, dass für eine gedeihliche Entwicklung der Gesellschaft der besondere Schutz und die vorrangige Förderung der Familie auf der Grundlage der Ehe zwischen Mann und Frau von größter Bedeutung sind. Vor allem in der Familie wachsen nämlich Solidarität, Verantwortung, Fähigkeit zur Liebe und auch zur Konfliktbewältigung. Kinderreiche Familien verdienen besondere Wertschätzung und Förderung. Die Österreichische Bischofskonferenz bedankt alle in den letzten Jahren diesbezüglich unternommenen Maßnahmen von Staat und Gesellschaft. Die geringe Zahl der Kinder in unseren Ländern ist eines der größten Probleme Europas.
Gleichgeschlechtliche Beziehungen können einer Ehe zwischen Mann und Frau nicht gleichgestellt werden. Wesensmäßig Verschiedenes muss auch unterschiedlich benannt und behandelt werden. Dies ist keine Diskriminierung von homosexuell geneigten Menschen, deren Anspruch auf Respekt gegenüber ihrer Person nicht in Frage gestellt werden darf. Eine Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare lehnen die Bischöfe entschieden ab in der Überzeugung, dass eine solche Adoption weder dem Wohl der Kinder noch dem der ganzen Gesellschaft entspricht.
3. Fortpflanzungsmedizingesetz
Im Hinblick auf die Novellierung des Fortpflanzungsmedizingesetzes, die am Dienstag Tagesordnungspunkt des Ministerrates war, stellt die Österreichische Bischofskonferenz fest: In der Novelle gibt es auch weiterhin kein explizites Verbot von Präimplantationsdiagnostik, Klonen und Forschung an embryonalen Stammzellen.
Die Aufbewahrungsfrist für die bei der In-vitro-Fertilisation anfallenden "überzähligen" Embryonen, also menschliches Leben in seinem frühesten Stadium, ist von einem Jahr auf zehn Jahre erhöht worden. Das bedeutet keine Lösung der Problematik "überzähliger" Embryonen. Durch die Erhöhung der Aufbewahrungsfrist steigt die Gefahr, dass früher oder später tatsächlich diese "überzähligen" Embryonen für Forschungszwecke missbraucht werden. Somit bleibt die Novellierung hinter den berechtigten Erwartungen zurück.
Die österreichischen Bischöfe erinnern als positives Beispiel an die derzeitig gültige italienische Regelung vom Februar 2004, die menschliches Leben in seinem frühesten Stadium vor Selektion und Experiment schützt. An dieser Regelung wäre auch für die österreichische Legislative Maß zu nehmen.
Grundsätzlich rufen die Bischöfe in Erinnerung, dass nach kirchlicher Auffassung die In-vitro-Fertilisation einen Verstoß gegen die Würde des Menschen darstellt. Sie ersuchen die Verantwortungsträger, das Gesetz wenigstens im Hinblick auf folgende Punkte nachzubessern:
- Ausdrückliches Verbot von Menschenselektion durch Präimplantationsdiagnostik
- Ausdrückliches Verbot des Missbrauchs menschlichen Lebens durch Klonen und verbrauchende Embryonenforschung
- Beschränkung der Befruchtungsversuche in der Art, dass keine überzähligen Embryonen entstehen.
4. Katholischer Weltjugendtag 2005
Der Katholische Weltjugendtag mit Papst Johannes Paul II. findet im kommenden Jahr in Köln statt. Auch im Hinblick auf die räumliche und sprachliche Nähe laden die Bischöfe die österreichischen Jugendlichen herzlich ein, sich am Katholischen Weltjugendtag zu beteiligen.
Der Weltjugendtag steht unter dem Schriftwort aus dem Matthäusevangelium: "Wir sind gekommen, um Ihn anzubeten". Der Glaube versteht dabei Anbetung als einen Dialog zwischen Gott und Mensch. Große symbolische Bedeutung hat beim Weltjugendtag der kostbare Dreikönigsschrein im Kölner Dom - auch dies ein Element, das im Hinblick auf die erfolgreiche Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar die österreichischen Jugendlichen in besonderem Maß mit dem Weltereignis im kommenden Jahr verbindet.
Die Veranstaltung findet in zwei Teilen statt: Von 11. bis 15. August kommen die Jugendlichen aus aller Welt in die verschiedenen deutschen Diözesen, um in Pfarrgemeinden und anderen Gemeinschaften das Leben der Menschen zu teilen. Dabei ist auch ein "Tag des sozialen Engagements" vorgesehen. Von 16. bis 21. August feiern die Jugendlichen in Köln ein Fest des Glaubens. Viele österreichische Bischöfe werden in Köln dabei sein und für die Jugendlichen Katechesen halten.
In Zusammenarbeit zwischen der Katholischen Jugend und den kirchlichen Erneuerungsbewegungen ("movimenti") ist in Österreich bereits die intensive Vorarbeit für das spirituelle Großereignis angelaufen. In Pfarrgemeinden, Schulen, Gebetsgruppen, Jugendzentren bereiten sich die Jugendlichen durch Vertiefung ihrer spirituellen Suche, durch gemeinsames Gebet und Pflege der Gemeinschaft, durch Werbung für den Weltjugendtag unter den Gleichaltrigen auf Köln 2005 vor. Mit Papst Johannes Paul II. bitten die österreichischen Bischöfe die jungen Leute, das Evangelium zu den Menschen zu bringen und "Wächter des neuen Morgens" zu sein.
5. Jahr der Eucharistie
Papst Johannes Paul II. hat mit Oktober 2004 das "Jahr der Eucharistie" ausgerufen. Die Kirche lebt aus der Eucharistie. Hier feiert sie das Geheimnis Gottes und das Geheimnis des Menschen. In der Messfeier wird der Blick auf Jesus Christus gerichtet, der in den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein wirklich gegenwärtig ist.
Die Sonntagsmesse ist Höhepunkt, Mitte und Quelle des christlichen Lebens. Die Gemeinde, die sich zum Gottesdienst versammelt, begegnet im Wort der Heiligen Schrift und im Sakrament Christus. Wer in der Eucharistiefeier Wandlung erlebt, der wird auch um eine Verwandlung des Alltags im Sinn Jesu bemüht sein.
In der Urkirche wurde die Eucharistie als "Brotbrechen" bezeichnet. Das bedeutet, dass keiner für sich leben darf. Eucharistie sammelt um einen Tisch, den Altar, und fordert, für andere da zu sein. Die Feier der Eucharistie ist Vereinigung mit dem Opfer Christi und die kirchenstiftende Kraft schlechthin. Es entstehen Gemeinschaft, Verbundenheit, Mitsorge. Das Brotbrechen ist die Einladung, füreinander da zu sein.
Der verstorbene vietnamesische Kardinal Francois Xavier Nguyen-van-Thuan, der zwölf Jahre in Haft war, berichtet in seinen Erinnerungen: "Mit drei Tropfen Wein und einem Tropfen Wasser in der hohlen Hand und einem kleinen Hostienstück feierte ich Tag für Tag die Messe...Ich betete dabei so lang und innig, bis ich das Herz Christi in meinem Herzen schlagen hörte. Ich spürte, dass mein Leben das seine war, und sein Leben das meine".
Eine Fülle von Initiativen in allen österreichischen Diözesen gibt den Gläubigen im "Jahr der Eucharistie" Gelegenheit, ihr religiöses Leben zu vertiefen und davon auch ihren Alltag prägen zu lassen. Dankbar sind die Bischöfe für alle Initiativen, die die Anbetung auch außerhalb der Eucharistiefeier fördern.
6. Jubiläen des Jahres 2005
Das Jahr 2005 bringt für Österreich bedeutende Jubiläen: 60 Jahre Zweite Republik, 50 Jahre Staatsvertrag, 10 Jahre Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Die Kirche hatte wesentlichen Anteil daran, dass Österreich als freies und ungeteiltes Land wieder erstehen konnte. Hunderttausende Österreicherinnen und Österreicher haben vertrauensvoll um die Freiheit gebetet; der Gründer des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs, P. Petrus Pavlicek, sagte einmal: "Ein betendes Volk müssen die Österreicher werden, dann werden sie Freiheit und Frieden erlangen". Die Kirche und die Katholiken haben aber auch entscheidend zur Erfolgsgeschichte der Zweiten Republik beigetragen. Diese Geschichte hat vom Zeitpunkt des Staatsvertrags an dazu geführt, dass Österreich trotz aller Probleme ein Land ist, das seinen Menschen Sicherheit, Frieden, Wohlstand und große Lebenschancen bietet. Auch die Rolle Österreichs im neuen Europa, in dem unser Land wieder in die Herzmitte des Kontinents gerückt ist, wurde wesentlich durch kirchliche Initiativen - wie etwa den Mitteleuropäischen Katholikentag - mit geprägt.
Der Höhepunkt der Jubiläumsfeiern im kommenden Jahr fällt mit dem Pfingstfest zusammen. Am Pfingstsamstag, 14. Mai, findet im Wiener Stephansdom eine ökumenische Vesper der christlichen Kirchen statt, am Pfingstsonntag, 15. Mai, stehen das Pfingsthochamt und das Te Deum im Stephansdom auch im Zeichen des Gedenkens an die Unterzeichnung des Staatsvertrages im Jahr 1955.
Auch viele andere Initiativen sind in Vorbereitung. "In der Liebe zu Österreich soll uns niemand übertreffen", lautete vor 50 Jahren ein Motto der Katholischen Jugend. Es hat auch heute Gültigkeit.
7. Verfassungskonvent
Die österreichischen Bischöfe begrüßen die Arbeit der ökumenischen Expertengruppe, die im Auftrag der gesetzlich anerkannten christlichen Kirchen den österreichischen Verfassungskonvent begleitet und eigenständige Vorschläge in diesen Konvent einbringt. Die Arbeit der ökumenischen Expertengruppe, die mit den Kirchenleitungen abgestimmt ist, stellt einen wichtigen Beitrag der Kirchen für die Entstehung einer neuen Bundesverfassung dar, insbesondere im Hinblick auf die Grundrechtsordnung.
Die österreichischen Bischöfe geben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die neue Bundesverfassung die Stellung der anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich, insbesondere auf Grund ihrer Leistungen für Staat und Zivilgesellschaft, entsprechend wertet und auch den regelmäßigen Kontakt zur Klärung gemeinsamer Fragen ermöglicht. Die Bischöfe appellieren an den Verfassungskonvent, die vorgeschlagene Bestimmung in Bezug auf den freien Sonntag in die Verfassung aufzunehmen.
8. Mitteleuropäischer Katholikentag
In den Teilnehmerländern des Mitteleuropäischen Katholikentags wird die "Botschaft von Mariazell" schrittweise umgesetzt. Ausgehend von der "Wallfahrt der Völker" entsteht ein dichtes Netz von bilateralen und multilateralen Partnerschaften auf der Ebene von Bischofskonferenzen, Diözesen, Pfarrgemeinden, Ordensgemeinschaften, Laienorganisationen und -bewegungen, insbesondere auch im Bereich der Jugend. Bei der jüngsten Zusammenkunft der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der Teilnehmerländer in der slowakischen Hauptstadt Preßburg (Bratislava) waren ermutigende Berichte in diesem Sinn zu hören.
Zum ersten Jahrestag der "Wallfahrt der Völker" findet am 20./21.Mai 2005 die Wallfahrt in den bosnischen Marienort Kupres mit der Weihe jener Glocken statt, die bereits beim Höhepunkt des Mitteleuropäischen Katholikentags in Mariazell erklungen sind. Die katholische Kirche in Österreich möchte in Kupres ihre besondere Verbundenheit mit den bosnischen Katholiken zum Ausdruck bringen. Insbesondere geht es dabei auch um die konsequente Unterstützung des Heimatrechtes der Katholiken in Bosnien-Hercegovina - die internationale Gemeinschaft muss sich stärker dafür einsetzen, dass die Flüchtlinge und Vertriebenen in ihre Heimatorte zurückkehren und ihr Leben in Freiheit wieder aufbauen können.
Das ganze Jahr 2005 wird in den Teilnehmerländern im Zeichen des ersten Punktes der "Botschaft von Mariazell" ("Den Menschen Christus zeigen") stehen. So wird die Österreichische Pastoraltagung im Jänner sich mit dem Thema "Christus im und gegen den Zeitgeist" befassen. Im mährischen Brünn (Brno) wird sich ein internationales Familiensymposion mit der "Weitergabe des Glaubens in der Familie" auseinander setzen. In besonderer Weise soll die Thematik "Den Menschen Christus zeigen" auch bei den Fronleichnamsprozessionen des Jahres 2005 zum Ausdruck kommen.
Im Zeichen des Mottos "Christus - Hoffnung Europas" soll das durch den Mitteleuropäischen Katholikentag gewachsene Miteinander im Herzen unseres Kontinents in besonderer Weise beim 850-Jahr-Jubiläum der Basilika von Mariazell im Jahr 2007 sichtbar werden.
9. Frieden im Heiligen Land
Im Sinn eines Appells des katholischen Episkopats in den arabischen Staaten laden die österreichischen Bischöfe am 22. Dezember zu einem Tag des Fastens und Betens für den Frieden im Heiligen Land ein. Die Bischöfe bitten auch die anderen christlichen Kirchen in Österreich, sich diesem Gebetstag anzuschließen.
Die Christen gedenken am 24. Dezember der Geburt des Christuskindes, des "Fürstens des Friedens", in Bethlehem. 2.000 Jahre nach diesem Wendepunkt der Geschichte ist das Heilige Land - ebenso wie viele andere Krisengebiete - weit entfernt von Frieden. Der Psalmist sagt "Jeder ist in Jerusalem geboren". Weil die Christen diese Mitverantwortung spüren, möchten sie alles tun, damit dem Heiligen Land und allen seinen Menschen - mögen sie Juden, Christen oder Muslime sein - endlich Frieden geschenkt wird.