Presseerklärungen der Herbstvollversammlung
Presseerklärungen der Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, 7. bis 9. November 2006, Wien
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1. Papstbesuch 2007 in Mariazell
Die Kirche in Österreich erwartet mit Freude den Besuch von Papst Benedikt XVI. zum 850-Jahr-Jubiläum von Mariazell. Die inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitungen dafür standen im Zentrum der Beratungen der Bischofskonferenz.
Zur Vorbereitung auf die Begegnung mit dem Papst laden die Bischöfe alle Gläubigen zu einem gemeinsamen geistlichen Weg nach Mariazell ein. Er beginnt mit einem Hirtenwort der Bischöfe am 1. Adventsonntag (3. Dezember) und soll als "große Novene" neun Monate bis zum Kommen des Papstes dauern. Die textlichen Materialien für diesen Weg sind vom Lukasevangelium und der Apostelgeschichte inspiriert und bereits erhältlich.1)
Die Wallfahrt des Heiligen Vaters am 8. September 2007 zum Hauptfest nach Mariazell (Patrozinium Maria Geburt) bildet die Mitte und den Höhepunkt seines Österreich-Besuches, der eine besondere Auszeichnung für unsere Heimat ist. Nach dem gegenwärtigen Stand der Planungen wird Papst Benedikt XVI. am 7. September in Wien ankommen und von dort aus am 9. September wieder die Heimreise nach Rom antreten. Die Details für den Besuch des Papstes in der Bundeshauptstadt werden mit dem Heiligen Stuhl noch vereinbart.
Zu den Feiern mit dem Papst am 8. September in Mariazell sind alle eingeladen, vor allem die Pfarrgemeinderäte, die am 18. März 2007 in ganz Österreich gewählt werden, aber auch Jugendliche, Priester, Ordensleute sowie Gäste aus den mitteleuropäischen Nachbarländern, für die Mariazell eine geistliche Heimat ist. Die Feiern werden am 8. September 2007 in unmittelbarer Nähe zur Basilika stattfinden, die nach einer mehr als zehnjährigen grundlegenden Renovierung in neuem Glanz erstrahlt.2)
Im Vorfeld des Papstbesuches finden im Jubiläumsjahr zahlreiche Wallfahrten und Veranstaltungen in Mariazell statt. Zu einem Ökumenischen Symposion am 18. und 19. März in Mariazell sind alle österreichischen Delegierten der christlichen Kirchen für die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Rumänien (EÖV3) eingeladen. Ein weiterer Höhepunkt ist die große internationale Jugendwallfahrt von 12. bis 15. August. Die Vorbereitungen dafür sind vielversprechend und die Bischöfe laden die Jugendlichenaus Österreich und aus den Nachbarländern ein, in Mariazell einander und Christus zu begegnen.
Im Jubiläumsjahr sind die Gläubigen in Österreich und darüber hinaus in besonderer Weise eingeladen, nach Mariazell zu pilgern, um ihre Anliegen der Fürsprache der Gottesmutter anzuvertrauen.
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1) Die Texte für die geistliche Vorbereitung sowie weitere aktuelle Informationen sind im Internet zu finden unter "www.mariazell2007.at".
2) Aus organisatorischen Gründen werden die Pilger nur mit Zählkarten den Zutritt zum unmittelbaren Feierplatz erhalten. Die Reservierung der Zählkarten erfolgt ab 16. April 2007 bei den diözesanen Wallfahrtsbüros. Überdies werden die Gläubigen nur mittels diözesan organisierter Pilgerbusse zu den Feiern nach Mariazell kommen können, weil aus verkehrstechnischen Gründen eine individuelle Anreise bzw. ein Abstellen der Privatautos nicht möglich sein wird.
2. Pfarrgemeinderatswahlen 2007
Unter dem Motto "Lebensräume gestalten - Glaubensräume öffnen" finden am 18. März 2007 in ganz Österreich die Pfarrgemeinderatswahlen statt. Rund 30.000 Frauen und Männer werden für fünf Jahre gewählt und durch ihren ehrenamtlichen Dienst einen wichtigen Beitrag zur Weitergabe des Glaubens und zur lebensfreundlichen Gestaltung des Zusammenlebens leisten.
Was wäre Österreich ohne die mehr als 3.000 Pfarrgemeinden und deren Netzwerk der Gottes- und Nächstenliebe? Um wie viel ärmer wäre unser Land ohne das Leben in den Pfarrgemeinden und den großartigen Einsatz vieler gläubiger Menschen. Für diese Zeichen lebendigen Glaubens danken die Bischöfe allen von Herzen, ganz besonders den vielen tausend Pfarrgemeinderäten. Sie gestalten Lebensräume und tragen dazu bei, Glaubensräume für viele zu öffnen, die Gott heute suchen.
Gleichzeitig bitten und ermuntern die Bischöfe die Katholiken, sich für diesen wertvollen Dienst zur Verfügung zu stellen. Genauso wichtig ist es, dass möglichst viele Gläubige am 18. März ihr Wahlrecht in der Pfarre ausüben.
In den nächsten Monaten soll aber auch die geistliche Dimension dieses wichtigen Dienstes bedacht werden. Inspiriert von der Apostelgeschichte des Neuen Testaments laden die Bischöfe die Pfarrgemeinderäte ein, auf die letzten fünf Jahre zurückzublicken und sich zu fragen, wie sie selbst ein Stück Apostelgeschichte heute schreiben könnten. Diese Beiträge sollen Papst Benedikt XVI. im Februar in Rom mit Blick auf seinen Besuch am 8. September 2007 in Mariazell überreicht werden.
Am großen Fest des Glaubens mit dem Papst am 8. September 2007 in Mariazell sollen dann die Pfarrgemeinderäte als "Ersteingeladene" teilnehmen. Es werden zwar nicht alle Pfarrgemeinderäte nach Mariazell pilgern können, aber aus allen Pfarren Österreichs mögen Pfarrgemeinderäte an den Feiern teilnehmen. Für die konkrete Durchführung sind die Diözesen verantwortlich.
3. Ein Wort zur Lage nach der Nationalratswahl
Die derzeitige politische Situation auf Grund der Nationalratswahlen vom 1. Oktober 2006 war Gegenstand einer intensiven Aussprache unter den Bischöfen. Friede, Freiheit und Wohlstand in Österreich sind keine Selbstverständlichkeit, sondern Ergebnis verantwortungsvollen Handelns im Dienste des Gemeinwohls, zu dem Politiker aller Parteien in den letzten Jahrzehnten beigetragen haben. Vieles davon konnte erreicht werden, weil das Gemeinsame vor das Trennende gestellt wurde.
Auch in den letzten Jahren wurden wichtige Verbesserungen erzielt. Genannt seien nur die parteienübergreifende Absage an alle Formen der direkten Sterbehilfe, die Einführung der Familien-Hospizkarenz, die finanzielle Förderung der Familien durch die Einführung des Kinderbetreuungsgeldes, aber auch die Reduktion der Schuldenlast der Republik. Damit wurden wichtige Voraussetzungen für eine gedeihliche Entwicklung des Landes in der Zukunft geschaffen.
Die großen Aufgaben der nächsten Jahre sind das unbedingte "Ja zum Leben" in allen Phasen, die verstärkte materielle und immaterielle Unterstützung von Ehe und Familie als Gemeinschaft von Mann und Frau, die für Kinder offen ist, die entschlossene Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Armut, die Förderung des Bildungswesens unter Beachtung der geistigen und religiösen Dimension, Maßnahmen zur Überwindung der demographischen Krise, der Einsatz für die europäische Integration und für weltweite Gerechtigkeit. In jedem Fall ist davon auszugehen, dass es keine neue Schuldenpolitik geben darf, um die kommenden Generationen nicht zu belasten.
Mit Sorge betrachten die Bischöfe die Entwicklung des Gesprächsklimas in der politischen Öffentlichkeit in den letzten Monaten. Eine "Abrüstung der Worte" und eine gute Gesprächskultur sind Voraussetzung für eine gedeihliche politische Entwicklung.
Auf diesem Hintergrund muss auch der Jugend vermittelt werden, dass es in der Demokratie immer nur faire politische Gegnerschaft, niemals aber Feindschaft geben darf. Von ihrem Auftrag zum "Dienst der Versöhnung" her ist die Kirche bereit, hier ihren Beitrag zu leisten.
4. Studientag Islam
Im Hinblick auf die Präsenz islamischer Migranten in Österreich haben sich die Bischöfe bei einem Studientag mit dem Thema Islam auseinander gesetzt. Der Studientag wurde von Weihbischof Helmut Krätzl, dem Referatsbischof für den interreligiösen Dialog, vorbereitet; Referenten waren P. Christian Troll SJ und die Islam-Beauftragte der Diözese Feldkirch, Elisabeth Dörler.
Im Verhältnis von Christentum und Islam gibt es Verbindendes und Trennendes. Das Zweite Vatikanische Konzil stellt in der Erklärung "Nostra Aetate" fest, dass die Kirche "mit Hochachtung" auf die Muslime blickt, mit denen sie sich in der Anbetung des "alleinigen Gottes", des "barmherzigen und allmächtigen Schöpfers des Himmels und der Erde", einig weiß.
Gerade im Blick auf Jesus Christus werden aber die zentralen Unterschiede der beiden Religionen sichtbar. Denn der Islam lehnt das ab, was die Herzmitte des christlichen Glaubens ausmacht: Die Menschwerdung Gottes, das dreifaltige Sein Gottes, die Erlösung durch Jesus Christus.
Beide Religionen stellen den Anspruch, die wahre Religion zu sein und die Wahrheit Gottes unverkürzt zu verkünden. Beide Religionen wissen sich zu allen Menschen gesendet.
Trotz dieser Spannung ist im Interesse des Friedens und des Zusammenlebens die Intensivierung des interreligiösen Dialogs zwischen Christen und Muslimen notwendig und wünschenswert. Dieser Dialog soll mit Freimut und Respekt geführt werden, ohne aber die Unterschiede zuzudecken. Ein zukunftsträchtiges Zusammenleben in Verschiedenheit setzt freilich voraus, dass bestimmte Grundhaltungen und Grundüberzeugungen der freiheitlichen Gesellschaft von beiden Seiten als verpflichtend anerkannt werden. Dies bedeutet auch die bedingungslose Anerkennung des Prinzips der Gegenseitigkeit: Was für Muslime in christlich geprägten Ländern gilt, muss auch für Christen in islamisch dominierten Ländern Gültigkeit haben.
Im praktischen Zusammenleben gibt es in Österreich eine Fülle von Möglichkeiten der Zusammenarbeit von gläubigen Christen und gläubigen Muslimen. Bestimmte Ansätze etwa in der Krankenseelsorge oder in der Gefängnisseelsorge zeigen, dass es möglich ist, "in respektvoller Verschiedenheit" den Menschen zu dienen.