Presseerklärungen der Sommervollversammlung
Presseerklärungen der Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, 18. bis 20. Juni 2007, Mariazell
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1. Hirtenwort der österreichischen Bischöfe
In Mariazell, das seit Jahrhunderten das Pilgerziel unzähliger Christen aus ganz Österreich und aus vielen Nachbarländern ist, sind wir, die katholischen Bischöfe Österreichs, zu unserer alljährlichen Sommerkonferenz versammelt. Von hier aus, wo Maria im altehrwürdigen Gnadenbild den Pilgernden ihren Sohn Jesus Christus, das Heil der Welt, zeigt, erneuern wir die herzliche Einladung an alle Gläubigen zur Wallfahrt im Jubiläumsjahr dieses Heiligtums.
Höhepunkt des Mariazeller Jubiläumsjahres wird der Besuch des Heiligen Vaters, Papst Benedikt XVI., am Samstag, 8. September, sein. Mariazell ist das Ziel seiner einzigen Europa-Reise, die er in diesem Jahr unternimmt, um seine Brüder und Schwestern im Glauben zu stärken. Dieses große geistliche Geschenk an die Kirche in Österreich wird weltweit beachtet. "Auf Christus schauen" lautet das Leitwort der Pilgerreise des Papstes. Das ist eine Grundvoraussetzung für das Gedeihen der Kirche und für jede Erneuerung ihres Lebens.
Die ganze Buntheit kirchlichen Lebens in Österreich soll dabei in Mariazell in Freude am gemeinsamen Glauben vertreten sein: möglichst alle Pfarren vom Bodensee bis zum Neusiedlersee, das vielgestaltige Laienapostolat, die geistlichen Frauen- und Männerorden, die Priester und Diakone, die Seminaristen in Gemeinschaft mit vielen Pilgern aus den Nachbarländern und mit den Bischöfen aus dem In- und Ausland. Wir laden dazu alle herzlich ein. Bitte melden Sie sich in ihren Pfarren oder über das Internet an. Mariazell ist gut vorbereitet, es gibt genügend Raum für ein großes Fest des Glaubens.
Unzählige Menschen im In- und Ausland werden durch das Fernsehen und andere Medien mit der Feier in Mariazell verbunden und für das Glaubenszeugnis der dort mit dem Papst Versammelten dankbar sein. Dankbar sind wir für den Glauben der Menschen, der seit Jahrhunderten dieses Land beseelt. Dankbar sind wir, dass wir mitten in Europa in Frieden leben können. Dankbar sind wir für das vielfältige Engagement von Männern und Frauen in unseren Gemeinden.
Papst Benedikt XVI. wird auch die Sorgen der einzelnen Christen und ihrer Gemeinden mit uns teilen: die Sorge um die Jugend, um Ehe und Familie und um das Scheitern von Beziehungen, die Sorge um die zunehmend bedrohte Würde des Lebens und um den Mangel an geistlichen Berufungen. Er wird sie mit uns der Fürsprache Marias anvertrauen, die uns lehren kann und lehren will, auf Christus zu schauen.
Gleichzeitig mit dem Besuch des Papstes in Mariazell erreicht die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV3) in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) ihren Höhepunkt. Christen aus allen Kirchen in Europa versammeln sich dort unter dem Motto "Das Licht Christi scheint auf alle. Hoffnung für Erneuerung und Einheit in Europa". Wir sind in dem einen Geist und dem einen Herrn miteinander verbunden.
Einen Monat vor dem Besuch des Heiligen Vaters wird in den Tagen vom 12. bis 15. August eine internationale Jugendwallfahrt zahlreiche junge Christen aus ganz Österreich und Mitteleuropa in Mariazell zusammenführen, auch als Vorbereitung auf den Besuch des Papstes. Wir Bischöfe werden mit den jungen Menschen beten, feiern und uns an ihren Gesprächen beteiligen.
Liebe katholische Christen in Österreich, Brüder und Schwestern, wir bitten Euch, beide Ereignisse in Mariazell durch Euer vorbereitendes und begleitendes Gebet und nach Möglichkeit auch durch persönliche Teilnahme mitzutragen. Insbesondere bitten wir euch, am Vorabend des Festes Mariä Geburt (7. September) in den Kirchen vor dem Allerheiligsten anbetend auf Christus zu schauen und unser Land mit einem "Gebetsnetz" zu überziehen.
Für all das erbitten wir besonders die Fürsprache der Gottesmutter, die in Mariazell als Magna Mater Austriae angerufen und verehrt wird.
Die Erzbischöfe und Bischöfe Österreichs
Mariazell, am 18. Juni 2007
2. Papst Benedikt XVI. als Gast der Republik
Der unmittelbare Anlass für den dreitägigen Besuch von Papst Benedikt XVI. in Österreich ist das 850-Jahr-Jubiläum von Mariazell. Der Papst kommt aber zugleich auch als Gast der Republik nach Österreich.
Bundespräsident Heinz Fischer wird gemeinsam mit den österreichischen Bischöfen den Papst am 7. September am Flughafen in Wien-Schwechat begrüßen und mit allen protokollarischen Ehren empfangen.
Nach der Willkommensfeier und dem Gebet mit den Gläubigen vor der Kirche Am Hof wird Papst Benedikt XVI. am späten Nachmittag mit Bundespräsident Heinz Fischer zu einer persönlichen Unterredung in der Hofburg zusammentreffen. Im Anschluss daran wird der Heilige Vater vor Vertretern der Republik, des öffentlichen Lebens, der Internationalen Organisationen und des Diplomatischen Corps eine programmatische Ansprache halten.
Nach der Pilgerreise zum Marienheiligtum in Mariazell am 8. September und dem Sonntagsgottesdienst im Stephansdom sowie dem Besuch im Stift Heiligenkreuz wird Papst Benedikt XVI. am 9. September, voraussichtlich um 17.30 Uhr, im Wiener Konzerthaus eintreffen. Auf Einladung von Bundespräsident Heinz Fischer und Kardinal Christoph Schönborn findet hier eine Begegnung des Heiligen Vaters mit Ehrenamtlichen und freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen statt. Im Sinn der Enzyklika "Deus Caritas Est" richtet sich die Einladung an jene Personen, die im sozial-karitativen Bereich tätig sind. Die Feierstunde wird von einem typisch österreichischen Musikprogramm geprägt sein.
Bundespräsident Fischer wird gemeinsam mit den österreichischen Bischöfen Papst Benedikt XVI. am Sonntagabend in Wien-Schwechat feierlich verabschieden.
3. Internationale Jugendwallfahrt nach Mariazell
Auf Einladung der österreichischen Bischöfe werden von 12. bis 15. August Jugendliche aus Österreich und Mitteleuropa zu einer Jugendwallfahrt nach Mariazell aufbrechen. Die Bischöfe werden mit den jungen Menschen beten, feiern und sich an den Gesprächen beteiligen.
Jugendliche aus Bosnien-Hercegovina, Deutschland, Frankreich, Kroatien, Polen, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und aus Österreich werden an diesen vier Tagen in Mariazell ihre Lebensrealität zur Sprache bringen und im Blick auf Jesus Christus im Glauben neu entdecken.
Das bedrückende Leben von arbeitslosen Jugendlichen, wovon hunderttausende junge Menschen in Österreich und in den Nachbarländern persönlich betroffen sind, wird ein thematischer Schwerpunkt bei den Workshops sein. Zu den Gesprächen mit den Jugendlichen über dieses Thema werden auch hohe politische Verantwortungsträger erwartet. In diesem Zusammenhang ist eine Solidaritätsaktion geplant, bei der ein Berufsausbildungsprojekt für Jugendliche im Kosovo vorgestellt und unterstützt werden soll.
Die internationale Jugendwallfahrt findet auch im Blick auf das nächstjährige Weltjugendtreffen in Sydney statt. Aus diesem Grund wird der Präsident des Päpstlichen Laienrats, Erzbischof Stanislaw Rylko, der in der römischen Kurie für die Gestaltung des Weltjugendtages zuständig ist, an diesem mitteleuropäischen Jugendtreffen in Mariazell teilnehmen.
Die österreichischen Bischöfe laden die jungen Menschen herzlich zur Wallfahrt nach Mariazell ein. Die Anmeldung erfolgt über die Website www.mariazell2007.at/jugend, auf der auch alle näheren Informationen über Anreise bzw. Wallfahrtsrouten, Programm, Workshopthemen und Unterbringung zu finden sind.
Die Jugendwallfahrt ist ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr von Mariazell und ein wichtiges Ereignis in der Vorbereitung auf den Papstbesuch am 8. September, zu dem alle Jugendlichen ebenso herzlich eingeladen sind.
4. Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu
"Das Licht Christi scheint auf alle. Hoffnung für Erneuerung und Einheit in Europa" - unter diesem Motto werden von 4. bis 8. September 2007 in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) 2.500 Delegierte aus allen christlichen Kirchen zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (EÖV3) zusammenkommen.
"Europa trägt eine besondere Verantwortung für das Voranschreiten der Ökumene, da die Spaltungen zwischen den Christen eben in Europa begonnen haben und von da aus in die anderen Kontinenten getragen wurden. So ist heute Europa aufgefordert, zur Versöhnung beizutragen, damit es diesmal die wieder gefundene Einheit ist, die den anderen Kontinenten vermittelt wird", so formuliert Aldo Giordano, der Generalsekretär des "Rates der Europäischen Bischofskonferenzen" (CCEE).
Der CCEE veranstaltet gemeinsam mit der "Konferenz Europäischer Kirchen" die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung. Die Österreichische Bischofskonferenz entsendet dazu eine Delegation mit Vertretern aller Diözesen, der theologischen Fakultäten und anderer kirchlicher Organisationen, die sich für die Einheit der Christen einsetzen. An der Spitze der Delegation der Österreichischen Bischofskonferenz steht Prof. Bernhard Körner (Katholisch- Theologische Fakultät der Universität Graz).
Zur Vorbereitung auf die Ökumenischen Versammlung in Sibiu haben bereits zwei ökumenische Studientagungen mit allen Delegierten der christlichen Kirchen aus Österreich stattgefunden. Am 4. Mai tagten die Delegierten zum Thema "Wirtschaft(en) im Dienst des Lebens". Bereits am 18. und 19. März fand in Mariazell die erste gemeinsame ökumenische Fachtagung unter dem Titel "Aufeinander zugehen. Maria und die Einheit der Christen" statt. Bei dieser Tagung gelang es, die konfessionellen Belastungen des Ortes offen anzusprechen und - mit Blick auf den Besuch des Papstes - aufzuarbeiten. Die Dokumentation der beiden Tagungen erscheint Ende Juni.
Als Zeichen der Verbundenheit mit der Dritten Ökumenischen Versammlung in Sibiu stiftet der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich eine Kerze, die bei der Vesper mit Papst Benedikt XVI. am 8. September in Mariazell entzündet wird. Auf diese Weise wird eine Brücke des Gebets zwischen Mariazell und Sibiu geschlagen, durch die Christen in dem einen Geist und dem einen Herrn miteinander verbunden sind.
5. Bischofskonferenz im Heiligen Land
Wie soll Frieden werden im Heiligen Land? Die österreichischen Bischöfe teilen die tiefe Sorge vieler Menschen über die dramatischen Entwicklungen im Nahen Osten; sie laden die Gläubigen ein, um Frieden für alle im Land Jesu zu beten. Um ein Zeichen zu setzen, werden die österreichischen Bischöfe ihre Herbstvollversammlung von 4. bis 10. November im Heiligen Land abhalten, voraussichtlich in Nazareth.
Die Abhaltung der Herbstvollversammlung im Heiligen Land ist auch Ausdruck der Solidarität mit den Christen des Landes, die sich in einer schwierigen Situation befinden. Die Präsenz lebendiger christlicher Gemeinden im Heiligen Land ist von großer Bedeutung für die ganze Christenheit. Wenn es im Heiligen Land nur mehr "museale Erinnerungsstücke" von der Geschichte Jesu und der Urkirche gäbe, wäre der christliche Glaube von seinen Wurzeln abgeschnitten.
Zugleich geht es den Bischöfen auch darum, die Gläubigen in Österreich zu ermutigen, ins Heilige Land zu pilgern. Die Existenz des Österreichischen Hospizes in der Altstadt von Jerusalem ist ein Zeichen dafür, wie sehr die österreichischen Katholiken immer mit dem Heiligen Land verbunden waren. Diese Verbundenheit soll auch heute zum Ausdruck kommen; das Heilige Land ist ja für die Christen gleichsam ein "fünftes Evangelium".
6. Seligsprechung von Franz Jägerstätter
Die Seligsprechung des oberösterreichischen Märtyrers und Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter wird voraussichtlich am Nationalfeiertag, 26. Oktober, in Linz stattfinden. Franz Jägerstätter (1907-1943) war ein "Märtyrer des Gewissens" und ein "Zeuge der Seligpreisungen der Bergpredigt".
Der Bauer und Mesner Franz Jägerstätter erkannte deutlicher als viele seiner Zeitgenossen die völlige Unvereinbarkeit des christlichen Glaubens und des verbrecherischen Systems des Nationalsozialismus. Obwohl er sich der Konsequenzen bewusst war, sah er sich auf Grund seiner Gewissensentscheidung veranlasst, den Kriegsdienst für Hitler zu verweigern. Jägerstätters Zeugnis ist ein leuchtendes Beispiel in dunkler Zeit; es kann auch den Menschen von heute in einer ganz anderen Situation helfen, ihr Gewissen am Evangelium zu schärfen.