Presseerklärung zur Enzyklika "Laudato si"
Die Erklärung im Wortlaut:
"Gelobt seist du, mein Herr!" Erstmals wird mit Worten des Gebets und des Lobpreises eine päpstliche Sozialenzyklika eröffnet. Die Antwort auf Gottes wunderbare Schöpfung, die dem Menschen als Geschenk anvertraut ist, um sie zu pflegen und zu hüten, kann nur Dankbarkeit sein, aus der Lobpreis erwächst. Laudato si' ist ein epochales Dokument angesichts der noch nie in der Menschheitsgeschichte dagewesenen Bedrohungen für das Leben und Überleben auf der Erde. Der fundamentale Blick auf die Ursachen der Krise und die mit einfühlsamen und ermutigenden Worten dargelegten Optionen haben das Potenzial, jene guten Kräfte weltweit und in allen Bereichen zu wecken, die für die Krisenbewältigung unerlässlich sind.
Papst Franziskus hat mit der Enzyklika Laudato si' ein neues Kapitel in der kirchlichen Soziallehre aufgeschlagen und schafft gleichzeitig einen neuen Typus. So wie es Papst Leo XIII. mit der ersten Sozialenzyklika "Rerum novarum" vor mehr als 100 Jahren gelungen ist, bis heute gültige Impulse zur Entschärfung der Sozialen Frage zu geben, eröffnet Papst Franziskus mit dem neuen Lehrschreiben eine umfassende öko-soziale Perspektive für das Überleben der Menschheit.
Das vorliegende Lehrschreiben "Über die Sorge für das gemeinsame Haus" zeichnet ein nüchternes und zugleich von christlicher Hoffnung getragenes Bild einer gefährdeten Schöpfung. Es gilt den "Schrei der Schöpfung" mittels der jüngsten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse zu hören und Wege zu suchen, um "aus der Spirale der Selbstzerstörung herauszukommen". Die zentrale Frage des Dokuments lautet: "Welche Art von Welt wollen wir denen überlassen, die nach uns kommen, den Kindern, die gerade aufwachsen?" Dabei plädiert Papst Franziskus für eine Gewissenserforschung über die Beziehung mit Gott, den Nächsten und mit sich selbst sowie darüber hinaus mit allen Geschöpfen und mit der Natur.
Auf über 200 Seiten wird dargelegt, wie die gegenwärtige Krise Umwelt, Wirtschaft und Soziales gleichermaßen betrifft, und wie alles mit allem zusammenhängt. Diese Interdependenz verpflichtet zum Dialog, zu umfassenden Maßnahmen und zu einem Lebensstil jenseits der Wegwerfkultur.
Die österreichischen Bischöfe sind dankbar für dieses Lehrschreiben, das Gabe und Aufgabe zugleich ist. Die Bischofskonferenz wird daher die Enzyklika zum Hauptthema der nächsten Vollversammlung im Herbst machen und im Rahmen eines Studientages vertiefen. Eine wertvolle Grundlage dafür sind die Zwischenergebnisse aus dem "Zukunftsforum der katholischen Kirche". Von dort gibt es konkrete Empfehlungen an die Kirchenleitung für den Umgang mit der Umwelt und für eine gerechte Verteilung der Ressourcen hierzulande und weltweit. Bereits seit Jahren gibt es in allen Diözesen sowie in rund 900 Pfarren kirchliche Umweltbeauftragte. Sie alle sind aufgefordert, sich mit den Verantwortungsträgern in Ökologie, Wirtschaft, Soziales, Politik, Gesellschaft und Medien der Sorge um das gemeinsame Haus zu stellen.