"Allianz für den freien Sonntag"
Wortlaut einer Presseerklärung der Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, 20. bis 22. Juni 2011 in Mariazell
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Der arbeitsfreie Sonntag ist ein hoher und zugleich immer wieder bedrohter Wert für den Menschen und die ganzen Gesellschaft. Der gesellschaftliche Wandel und die Tendenz zur Ökonomisierung aller Lebensbereiche haben in Österreich schon vor Jahren dazu geführt, dass Verantwortungsträger aus Kirche, Gewerkschaft, Wirtschaft, und Zivilgesellschaft die Bedeutung des Sonntags und der Feiertage für den Zusammenhalt einer humanen Gesellschaft erkannt haben. Auf Initiative der Österreichischen Bischofskonferenz konnte schließlich vor 10 Jahren, am 2. Oktober 2001, die "Allianz für den freien Sonntag" gegründet werden.
Die Bischöfe sind dafür dankbar, dass sich diese Initiative zu einem breiten gesellschaftlichen Bündnis entwickelt hat, die zu einem Vorbild für viele Länder geworden ist. Mittlerweile gibt es Allianzen für den freien Sonntag in Deutschland, Polen, der Slowakei und in Südtirol; in England, Frankreich, Ungarn, Tschechien, Slowenien und Kroatien haben sich ähnliche Initiativen gebildet. Mit der Gründung einer Europäischen Sonntagsallianz am 20. Juni in Brüssel ist ein weiterer wichtiger Schritt gelungen, um diesen gemeinsamen arbeitsfreien Tag als Geschenk des Christentums an Europa und die Welt zu festigen. Erklärtes und konkretes Ziel der Europäischen Sonntagsallianz ist es, den freien Sonntag in der geplanten Arbeitszeitrichtlinie der Europäischen Union zu verankern. Mit Blick auf die steigende Flexibilisierung der Arbeitszeit, die zu großen gesundheitlichen Belastungen für die Betroffenen führt, ist der arbeitsfreie Sonntag auch ein unverzichtbarer Beitrag zum Schutz der körperlichen und geistigen Gesundheit der Arbeitenden.
Für Christen ist der Sonntag ein heiliger Tag, lautet doch das 3. Gebot Gottes: "Du sollst den Tag des Herrn heiligen." Dieser Tag erinnert an die gute Schöpfung Gottes und an die Auferstehung Jesu Christi. Daher versammeln sich die Christen am "Tag des Herrn" seit den Anfängen der Kirche, um Gott dafür zu danken und den Glauben zu feiern. Der freie Sonntag ist aber auch ein gemeinsames Kulturgut, weil er ein Tag der Arbeitsruhe für möglichst alle ist. Er unterbricht den Alltag und gibt Raum für Erholung, Muße, Reflexion, Gebet, Feier und Fest. Die gemeinsame freie Zeit stärkt den Zusammenhalt in Familien, Beziehungen, Gemeinschaften und in der ganzen Gesellschaft und ist angesichts der Schnelligkeit und Brüchigkeit des Lebens wichtiger denn je. Ohne den freien Sonntag wäre das Leben härter, ärmer, trister und unsozialer.
Wie die österreichischen Bischöfe schon vor zehn Jahren in einem gemeinsamen Hirtenbrief zu "Sonntag und Feiertage in Österreich" betont haben, hat der Sonntag eine "soziale Bedeutung ersten Ranges" und er ist ein "Symbol der Freiheit". Eine starke Allianz für den Sonntag, die für alle Kräfte der Gesellschaft offen ist, soll diese 52 arbeitsfreien Tage im Jahr auch in Zukunft erhalten.