Familienumfrage: Mehr als 34.000 Antworten
Hohe Zustimmung zu Ehe und Familie, aber große Diskrepanz in Fragen wie Empfängnisregelung oder kirchlicher Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen - Bischöfe werden bei Ad-limina-Besuch alle Antworten 1:1 übergeben
Wien, 21.01.2014 (KAP) Mehr als 34.000 Antworten auf die päpstliche Umfrage zu Ehe und Familie kann die katholische Kirche in Österreich verzeichnen. Die zentralen Aussagen: Liebe und Treue, Ehe und Familie sind für die heimischen Katholiken nach wie vor hohe anzustrebende Werte. Ebenso hat Religion in Beziehungen und Familien einen sehr hohen Stellenwert, was sich beispielsweise ein einer sehr hohen Zustimmung zur christlichen Erziehung der Kinder ausdrückt. In vielen Punkten weichen kirchliche Lehre und Einstellung der Katholiken aber auch deutlich voneinander ab. Die größte Diskrepanz gibt es in Fragen der Empfängnisregelung, des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen, bei vorehelichen Beziehungen und - weniger deutlich - hinsichtlich Homosexualität.
Die überwiegende Mehrheit der Katholiken spricht sich dafür aus, das geschiedene Personen, die wieder geheiratet haben, zu den Sakramenten der Eucharistie (Kommunion) und der Versöhnung (Beichte) zugelassen werden. Ebenso groß ist die Mehrheit jener, die das kirchliche Verbot künstlicher Verhütungsmethoden ablehnen. Familienplanung sei Sache einer selbstverantworteten Elternschaft.
Ein zentraler Kritikpunkt: Die Realität des Scheiterns in Ehe und Familie werde von der Kirche nicht ernst genug genommen. In vielen Antworten wird zudem der Wunsch nach einer Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre artikuliert.
Deutlich wird aus den Antworten, dass es der Kirche kaum gelingt, ihre Lehre zu Ehe, Familie und Sexualmoral verständlich zu vermitteln. Kirchliche Aussagen seien von einer lebensfremden Sprache gekennzeichnet, so der Tenor.
Die Personen, die sich in Österreich an der vatikanischen Umfrage beteiligt haben, dürften zu einem sehr hohen Prozentsatz aus dem kirchlich-katholisch geprägten Milieu stammen.
Thema bei Ad-limina-Besuch
Der Vatikan hatte am 5. November 2013 zur Vorbereitung auf die Bischofssynode im Oktober 2014 einen Fragekatalog zum Thema Familie, Ehe und Sexualität an die Ortskirchen aller Länder der Welt versandt. Die 39 Fragen richten sich an die Bischöfe, die gehalten waren, die Fragen bis an die Kirchenbasis weiterzugeben. In der Folge luden alle österreichischen Diözesen die Gläubigen dazu ein, ihre Antworten zum Fragenbogen via E-Mail und Internet oder in Papierform einzusenden.
Österreichs Bischöfe werden bei ihrem Ad-limina-Besuch (27.-31. Jänner) im Vatikan alle Antworten an das Generalsekretariat der Bischofssynode übergeben und Papst Franziskus persönlich über das Ergebnis informieren. Kardinal Schönborn: "Alles wird 1:1 weitergegeben."
Grundsätzlich führte jede Diözese die Umfrage selbständig durch, einige arbeiteten bei der Erhebung aber auch zusammen. So wurde von der Diözese Graz-Seckau eine leicht verständliche Fragebogen-Kurzversion erarbeitet und im Internet veröffentlicht, der sich auch die Diözesen Innsbruck und Gurk-Klagenfurt anschlossen. Auch die Diözesen Linz und Salzburg verlinkten auf diese Version.
Schönborn: "Schmerz und Hoffnung"
In der Erzdiözese Wien hatten sich mehr als 8.000 Personen im November und Dezember mit dem Originalfragebogen auseinandergesetzt. Darüber hinaus habe die Katholische Jugend Wien den Originalfragebogen für ihre Zielgruppe adaptiert. 1.127 vorwiegend junge Menschen hätten davon Gebrauch gemacht, berichtete die Erzdiözese am Dienstag in einer Aussendung. Viele Katholiken hätten auch andere Bearbeitungen des Fragebogens ausgefüllt. Zusammenfassend war in der Aussendung von einer "großen Diskrepanz zwischen katholischer Lehre und der Auffassung vieler Gläubigen" die Rede.
"Ich nehme Schmerz und Hoffnung wahr", so Kardinal Christoph Schönborn in einer ersten Stellungnahme: "Es bewegt mich sehr, dass so viele Menschen geantwortet haben, auch wenn oft vehemente Kritik an der Kirche geübt wird." In der Ernsthaftigkeit der Antworten zeige sich eine Verbindung von kritischem Geist und tiefer Sorge für die Zukunft der Familien und der von familiären Problemen betroffenen Menschen.
Schönborn: "Ich nehme den Schmerz und die Hoffnung vieler wahr, denen die Lehre der Kirche zu Ehe und Familie nicht als Licht auf dem Lebensweg, sondern als dunkel und lebensfeindlich begegnet."
Besonders berührt sei er, so der Erzbischof, auch von den vielen persönlichen Lebenszeugnissen und den Bekenntnissen zu den Werten der unauflöslichen Ehe und der familiären Verantwortung. Viele Menschen hätten die Möglichkeit des Fragebogens genutzt, um über ihr Ringen, über ihre Schicksalsschläge und ihre Freude als Eheleute und Eltern zu schreiben, "und über ihre oft leidensvolle Treue zur Kirche".
Schönborn: "Ich höre hier auch den Ruf auf mehr Begleitung, Ermutigung, Unterstützung durch die Kirche. Sie wird oft, um ein Wort von Papst Franziskus zu gebrauchen, als Ort erlebt, an dem die Gnade nicht gefördert, sondern kontrolliert wird."
Die nunmehr vorliegenden Auswertungen, Expertenmeinungen, aber auch eine Dokumentation aller Eingaben werde er "gewissenhaft und ohne Abstriche" dem päpstlichen Synodenrat zur Vorbereitung der Bischofssynode übergeben: "Es ist ein aussagekräftiges Bild der Sorgen, Hoffnungen und des Glaubens, die für sehr viele Gläubige unserer Diözese kennzeichnend sind."
Zunächst stehe bei der vorbereitenden Bischofssynode 2014 der ehrliche Blick auf die Situationen in der ganzen Weltkirche auf dem Programm und die Frage, wie sich darin das Wirken des Heiligen Geistes erkennen lässt. In diesen Prozess des Hinschauens werden auch die österreichischen Stellungnahmen einfließen.
Inhaltliche Orientierungen erwartet Schönborn erst bei der ordentlichen Bischofssynode 2015: "Wir werden auf die Frage antworten müssen, wie im 21. Jahrhundert Ehe und Familie gut gelebt werden können sowohl im Hören auf das Evangelium als auch auf das, was wir in unseren Beziehungen konkret erfahren und erhoffen."
Glaube in Familie wichtig
Auffallende Details der Wiener Auswertung: Das Gebetsleben in den Familien wird durchwegs als ermutigend kommentiert, verbunden oft aber mit dem Gefühl der Überforderung. Pfarrgemeinden, Ehe- und Familienrunden, Eheseminare, Bewegungen und die eigenen Familie würden durchwegs als Orte gelebter Familienspiritualität erfahren. Mehr Unterstützung von Paaren wird eingefordert.
Das Thema der wiederverheirateten Geschiedene nahm in den Antworten, verbunden mit dem Wunsch nach alternativem kirchlichem Umgang, breiten Raum ein. Eine verstärkte Praxis der Ehe-Annullierung wird dabei überwiegend aber nicht als Lösungsmöglichkeit gesehen.
Mehr als die Hälfte der Antworten habe explizit angegeben, dass ihnen die unterschiedliche moralische Bewertung von "künstlicher" und "natürlicher" Empfängnisregelung nicht einsichtig ist und abgelehnt wird. Abtreibung werde durchwegs nicht als Verhütungsmethode gewertet und explizit abgelehnt, hielt die Erzdiözese fest.
Graz-Seckau: Ergebnis "großer Erfolg"
Als "großen Erfolg" wertete am Dienstag die Diözese Graz-Seckau die hohe Beteiligung in der Steiermark an der Umfrage. Mit einem Rücklauf von 14.221 ausgefüllten Fragebögen steht Graz-Seckau österreichweit an erster Stelle.
In einer Aussendung gab die Diözese auch einige genaue steirische Auswertungsergebnisse an: 96 Prozent sprachen sich dafür aus, dass geschiedene Personen, die wieder geheiratet haben, die Sakramente der Eucharistie (Kommunion) und auch der Versöhnung (Beichte) empfangen dürfen; 4 Prozent waren dagegen.
Die Frage "Teilen Sie die ablehnende Einstellung der katholischen Kirche gegenüber gleichgeschlechtlichen eingetragenen Partnerschaften?" beantworteten 29 Prozent mit "Ja", 71 Prozent mit "Nein". 95 Prozent sprachen sich dafür aus, dass die Kirche die Verwendung von hormonellen Methoden der Empfängnisverhütung oder Kondomen akzeptieren soll, 5 Prozent waren dagegen.
Die Frage "Soweit mir die Lehre der Kirche bekannt ist, lebe ich nach ihr" beantworteten 68 Prozent mit "teilweise", 21 Prozent mit "Ja, ganz", und 11 Prozent mit "Nein".
Zur Frage "Pflegen Sie in ihrer Familie Formen des gemeinsamen Gebets, die Sie als passend und bereichernd empfinden?" gab es 56 Prozent Zustimmung, 44 Prozent antworteten mit "Nein".
Die Frage "Wäre es Ihnen oder ist es Ihnen wichtig, den (katholischen/christlichen) Glauben an Ihre Kinder weiterzugeben?" beantworteten 89 Prozent mit "Ja", 11 Prozent mit "Nein".
Linz: Insgesamt 1.200 Rückmeldungen
In der Diözese Linz gingen insgesamt rund 1.200 Rückmeldungen auf die vatikanische Umfrage ein. Der österreichweite Trend spiegelt sich auch in Oberösterreich wieder. Die Menschen beklagten die Abgehobenheit und Realitätsferne der kirchlichen Lehre von den menschlichen Problemen und von der Wirklichkeit des Beziehungsalltags, so Josef Lugmayr von der Abteilung "Ehe und Familie" der Diözese Linz bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Die Kirche zeichne ein unrealistisches Idealbild von Familie, das in einigen Punkten zwar angestrebt werden kann (z.B. Treue, Gleichwertigkeit der Partner, Wert des Kindes in der Familie) in anderen aber überzogen und nicht zeitgemäß ist (z.B. Verbot künstlicher Empfängnisverhütung, Verbot vorehelicher Geschlechtsverkehr, Homosexualität).
Lugmayr: "Menschen unserer Zeit wollen ernst genommen werden in ihrer autonomen, aber gewissenhaften, eigenverantwortlichen Entscheidung über die Anzahl der Kinder und über den Zeitpunkt der Geburt." Verantwortete Elternschaft und Familienplanung sei für mündige Menschen selbstverständlich und werde als christliche Herausforderung gesehen.
Breiten Raum würde in den Rückmeldungen der Umgang der Kirche mit geschiedenen Wiederverheirateten einnehmen. Pfarren, Seelsorger und die überwiegende Mehrheit der Antwortenden erwarteten sich hier deutlich eine Änderung der kirchlichen Regelungen, "damit für die Betroffenen keine nochmals verletzende Ausgrenzung passiert" und sie "wieder einen Platz in der Gemeinschaft finden und auch in ihrem neuen Glück begleitet werden".
Gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften würden als gegebene Realität wahrgenommen, aber sehr kontroversiell bewertet, führte Lugmayr weiter aus: "Es gibt in vielen Pfarren ein Bemühen, gleichgeschlechtlich Liebende in ihrer Lebensform zu respektieren und sie im pfarrlichen Alltag einzuladen und zu integrieren. Andererseits wird aber in manchen Antworten auch Zurückhaltung und Unverständnis wahrgenommen, das Problem als marginal dargestellt oder der Frage einfach ausgewichen."
Das Anliegen der Glaubensweitergabe werde von den Antwortenden durchgehend als sehr bedeutsam angesehen. In Bezug auf das im Fragebogen angesprochene Thema der Evangelisierung werde oft ausgedrückt, dass kirchliche Normen der Glaubensentwicklung und -weitergabe im Weg stünden, so Lugmayr.
Positiv und als hilfreich eingestuft würden in den Antworten die Kurse zur Ehevorbereitung und auch die Angebote der Eheberatung, die Paaren in Krisen helfen.
Bis Freitag wollen die Verantwortlichen der Diözese Linz eine rund 20-seitige Endauswertung fertigstellen, die dann auch auf der Homepage der Diözese veröffentlicht wird und in dieser Form von Bischof Schwarz an die zuständigen vatikanischen Stellen weitergeleitet wird, kündigte Edeltraud Artner-Papelitzky, geschäftsführende Vorsitzende des Linzer Pastoralrates, an.
Innsbruck: Mehr als 5.000 Antworten eingelangt
In der Diözese Innsbruck sind 5.092 Erhebungsbögen eingelangt. Erste Auswertungsergebnisse zeigen, dass für die Befragten die christliche Botschaft der Nächstenliebe und Barmherzigkeit sehr und deren Weitergabe an die Kinder sehr bedeutsam sei, so die Diözese in einer Aussendung am Dienstag.
Bei der Frage, wer bei Beziehungsschwierigkeiten hilfreich sei, habe aber nur etwa jeder Fünfte Seelsorger oder kirchliche Familienstellen angegeben.
Die größte Diskrepanz zwischen Lehre und Wirklichkeit zeigte sich auch in Tirol in Fragen der Empfängnisregelung, des Umgangs mit Menschen in zweiter Ehe und in der Bewertung der Homosexualität.
Bischof Manfred Scheuer zeigte sich in einer ersten Stellungnahme beeindruckt von der hohen Beteiligung in der Diözese Innsbruck. Die zahlreichen Rückmeldungen zeigten, wie wichtig Ehe und Familie für viele Menschen sind. Zugleich werde deutlich, wie individuell und vielfältig Beziehungen heute gelebt werden.
Zugleich betonte der Bischof die Bringschuld der Kirche: "Es gibt Hoffnungen und Ängste, es gibt das Streben und Verlangen nach Glück und Gelingen von Beziehung ebenso wie die Erfahrung von Leid, Enttäuschung, Brüchen und Scheitern. Dem Anliegen von Ehe und Familie haben wir uns in allen Ebenen zu stellen. Das gilt für die Pastoral vor Ort, für uns als Diözese, für die Theologie oder Weltkirche." Und er fragte selbstkritisch: "Wie wichtig sind uns die Familien wirklich? Was tun wir konkret für sie? Welche Hoffung können wir vermitteln?"
Klagenfurt: Rund 1.700 Antworten spiegeln große Anteilnahme an Kirche wider
Rund 1.700 Kärntner beteiligten sich an der vatikanischen Umfrage. Das Gros der Antworten zeige sehr viel Anteilnahme an der Kirche und der Wichtigkeit des Themas, hielt die Diözese am Dienstag in einer Aussendung fest. In Fragen der Sexualität gebe es nach Angaben der Antwortenden deutliche Abweichungen von der kirchlichen Lehre. 75 Prozent schrieben, dass sie sich nur teilweise und 11 Prozent gar nicht daran hielten.
Bei der Frage nach der Familienplanung würden die meisten nach dem eigenen Gewissen und ärztlicher Beratung entscheiden. 63 Prozent verneinten einen moralischen Unterschied zwischen kirchlich "erlaubten" (= natürlichen) und "unerlaubten" Methoden der Geburtenregelung. 96 Prozent stimmen zu, dass hormonelle Methoden der Empfängnisregelung oder Kondom akzeptiert werden sollten. Die allermeisten Antwortenden lehnten zugleich Abtreibung ab.
Gegenüber dem Umgang mit Homosexuellen und einer eingetragenen Partnerschaft zeigen sich die meisten Antwortenden als tolerant. 78 Prozent der Antwortenden teilten nicht die ablehnende Haltung der Katholischen Kirche gegenüber "gleichgeschlechtlichen eingetragenen Partnerschaften". Gleichzeitig spreche sich jedoch die Mehrheit gegen die völlige Gleichstellung mit der Ehe zwischen Mann und Frau aus.
96 von 100 Antwortenden befürworten auch in Kärnten den Empfang der Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete.
Der Fragebogen machte auch die Bedeutung von Familie, Gottesdienst und Religionsunterricht für das Wissen von den kirchlichen Lehren über Ehe und Familie deutlich. 67 Prozent geben als Quelle den Religionsunterricht an, 64 Prozent Gottesdienst und 56 Prozent die Familie.
Feldkirch: Rund 1.500 Rückläufe
Rund 1.500 Vorarlberger haben die päpstliche Umfrage zu Ehe und Familie beantwortet. Das gab die Diözese Feldkirch am Dienstag bekannt. Das Ergebnis der Befragung sei durchaus facettenreich, so der Feldkircher Pastoralamtsleiter Walter Schmolly in einer Aussendung. Im Gesamten spiegle die Befragung wider, "dass dem Religiösen in Beziehungen und Familien nach wie vor ein hoher Stellenwert zukommt". 72 Prozent hielten eine kirchliche Hochzeit für wichtig, 75 Prozent seien interessiert an kirchlichen Angeboten für Ehe und Familie, 86 Prozent der Vorarlberger Katholiken erachteten den Empfang der Sakramente und eine christliche Erziehung für ihre Kinder als wichtig, 37 Prozent der Eltern würden oft mit ihren Kindern beten, weitere 30 Prozent hin und wieder.
Schmolly: "Zugleich wissen die Menschen um die Diskrepanz, die in manchen Punkten zwischen ihren Vorstellungen und dem in der kirchlichen Lehre gezeichneten Ideal besteht. Und sie wünschen sich in diesen Punkten mehrheitlich eine Weiterentwicklung der kirchlichen Position."
Besonders deutlich sei dies bei den Themen der Empfängnisregelung (über 80 Prozent sehen das anders als die offizielle kirchliche Position), dem Zusammenleben vor der Eheschließung (75 Prozent finden das in Ordnung), und dem Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen (91 Prozent lehnen den Ausschluss von der Kommunion und Beichte ab, 80 Prozent wünschen sich die Möglichkeit einer zweiten kirchlichen Heirat), sowie bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften (61 Prozent können sich eine Segensfeier für gleichgeschlechtliche Paare vorstellen).
St. Pölten: Kirchliche Lehre oft wenig bekannt
Die Diözese St. Pölten berichtete am Dienstag von 156 ausgefüllten Original-Fragebögen. Die Zahl der Online-Antworten wurde nicht ausgewiesen. In vielen Rückmeldungen zeige sich, dass nur eine sehr geringe Zahl der Katholiken genauere Kenntnis von der Lehre der Kirche zu Ehe und auch der Natürlichen Empfängnisregelung haben, fasste Markus Mucha von den Pastoralen Diensten der Diözese die Ergebnisse zusammen. Von vielen werde "die komplizierte und dadurch schwer verständliche Formulierung der lehramtlichen Schreiben" als Grund angegeben, warum die Menschen diese nicht lesen und verstehen würden. Auch die großen Unterschiede in der Handhabung der Regeln der Kirche wurden kritisiert, so Mucha: "Sehr häufig werden auch diese Regeln in Frage gestellt."
Die Auswertung der Antworten des Fragebogens zum Thema Ehe und Familie bestätigt, "was die pastorale Realität ist", ergänzte Bischofsvikar Helmut Prader: "Es ist in den letzten Jahrzehnten nur in ganz begrenztem Rahmen gelungen, die Lehre der Kirche zu den Themen Ehe, Familie, Sexualität, Empfängnisregelung und Empfängnisverhütung zu vermitteln."
Prader: "Bei der Bischofssynode wird es nicht darum gehen, die Lehre der Kirche zu ändern, sondern neue und bessere Wege der Verkündigung zu finden und den Eheleuten und Familien zu helfen, die Lehre der Kirche umzusetzen und freudig zu leben."
Zsifkovics: "Jede einzelne Antwort geht nach Rom"
Mit Stichtag 13. Jänner verzeichnete die Diözese Eisenstadt 628 Rückläufe zum vatikanischen Fragebogen. Die Herkunft der Antworten und Meinungen sei breit gestreut, wie die Diözese am Dienstag in einer Aussendung mitteilte.
Das Gros der Rückmeldungen attestierte, dass die heutige Lebenswelt der Menschen und die Anforderungen der kirchlichen Lehre auseinanderklaffen, was aber weniger durch bewusste Ablehnung kirchlicher Wertvorstellungen als vielmehr durch äußere gesellschaftliche Zwänge und existenzielle Belastungen bedingt sei, wie die Diözese festhielt.
Eine weitere Kernaussage, die sich laut Aussendung quer durch die Rückmeldungen zieht: Es sei nicht gelungen sei, die Lehre der Kirche so zu vermitteln, dass die Gläubigen diese auch verstehen können.
Bischof Ägidius Zsifkovics zeigte sich in einer ersten Stellungnahme über die persönliche und inhaltliche Bandbreite der Rückmeldungen erfreut. Er werde persönlich dafür Sorge tragen, "dass jede einzelne burgenländische Antwort nach Rom kommt. Der Heilige Vater hat die Menschen um Ihre Meinung gefragt, er verdient es auch, Antworten zu bekommen, egal, wie heiß ein Eisen auch ist." Die Gläubigen, "die sich der Mühe der Auseinandersetzung mit den Fragen unterzogen haben, haben es verdient, an zentraler Stelle gehört zu werden".
Pastoralamtsleiter Michal Wüger ergänzte: "Der Diözesanrat hat klar signalisiert, dass er sich in weiterer Folge noch intensiver mit den Inhalten des Fragebogens und den damit verbundenen pastoralen Feldern beschäftigen wird. Dabei wird es auch um geschiedene Wiederverheiratete gehen, die eine pastorale Realität darstellen. Sie fühlen sich zum Teil ausgegrenzt und leiden an der Unmöglichkeit, die Sakramente zu empfangen. Eine besondere Sorge sind uns damit zusammenhängend auch all jene, die die Kirche verlassen haben. Und: Wir wollen uns bemühen, die Freude am Glauben in den Familien wieder zu wecken!"
Salzburg: Menschlicher Umgang mit "Gescheiterten" zentral
Rund 750 Rückmeldungen (online und Papier) konnte die Erzdiözese Salzburg verzeichnen. Die Antworten bewegten sich dabei im gesamtösterreichischen Kontext. Oft wiederholt werde die Forderung nach einem menschlicheren Umgang mit Gescheiterten und wiederverheirateten Geschiedenen und eine generelle Öffnung der Kirche in Fragen ehelicher Gemeinschaft.
Zugleich werde deutlich, dass es nur mehr eine mangelnde Kenntnis der kirchlichen Lehre gebe. Die Lehre der Kirche über Ehe und Familie sei zu abgehoben von der Realität. Die Menschen würden sich zudem dafür aussprechen, dass die Entscheidung über die Zahl der Kinder den Ehepartner in ihrer freien Verantwortung überlassen werde, hieß es von Seiten der Erzdiözese Salzburg.
Militärdiözese: Kritik an kirchlicher Familien- und Sexuallehre
Auf 50 Rückmeldungen kann die österreichische Militärdiözese verweisen, wobei die meisten von Grundwehdienern stammten, wie die Diözese mitteilte. Die Mehrheit der Antworten spiegle die weit verbreitete kritische Einstellung zur kirchlichen Lehre über Familie und Sexualität wider. Ein kleinerer Teil der jungen Männer habe jedoch nicht nur Verständnis bezüglich der Position der Kirche geäußert, sondern diese Position sogar ausdrücklich vertreten. Einige Antworten würden sich zwischen diesen beiden Polen bewegen.
Wörtlich hielt die Militärdiözese fest: "Allgemein wurde in fast allen Antworten der Wunsch nach Veränderungen in der kirchlichen Lehre und in der pastoralen Praxis artikuliert, vor allem bei den Themen wiederverheiratete Geschiedene, Geburtenregelung und der Sexualmoral im Allgemeinen."
Dabei werde aber auch deutlich, dass es ein weit verbreitetes Unwissen über die kirchliche Lehre und Praxis gebe oder auch bestimmte Aspekte falsch interpretiert bzw. missverstanden werden. Hier zeige sich ein Defizit an Information seitens der Kirche und die Notwendigkeit, die Menschen aus kirchlicher Sicht besser über diese Fragen zu informieren.
Auf breites Interesse seien auch die Fragen zum Bereich homosexuell orientierter Menschen gestoßen, hieß es weiter. Die Antworten reichten von der Forderung nach Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe bis zu einer vehementen Ablehnung einer solchen Politik. Überwiegend sei mehr Verständnis der Kirche für diese Menschen eingefordert worden.
Quelle: Kathpress