"Beitrag zu Frieden leisten"
Wien, 17.04.2015 (KAP) Der neue österreichische Militärbischof für Österreich, Werner Freistetter, möchte sein Amt nutzen, um einen "Beitrag zur Förderung von Friede und Geschwisterlichkeit unter den Menschen" zu leisten. Das betonte Freistetter bei seiner ersten Pressekonferenz seit seiner Ernennung am Donnerstagnachmittag in Wien. Religion könne maßgeblich zur Friedenssicherung beitragen, so Freistetter: "Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen, die in ihrer religiösen Tradition fest verwurzelt sind und Gott mit ganzem Herzen suchen, kaum zu Radikalismus und Gewalt neigen."
Davon zeuge nicht zuletzt sein Wahlspruch "Religion und Frieden" ("Religio et Pax"). Zugleich erinnerte Freistetter an das Wort von Papst Franziskus, dass es "ein schweres Sakrileg" sei, "im Namen Gottes zu töten".
Er danke Papst Franziskus für das "große Vertrauen" in ihn und sei sich der Größe der Aufgabe bewusst, so Freistetter. Er wolle diesem Vertrauen entsprechen und im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils sein Amt in Offenheit führen. Gerade während seiner Studienzeit in Rom (1975-1980) habe er die "Erfahrung einer weiten und offenen Kirche gemacht, die meine pastorale Arbeit bis heute prägt", so der neue Bischof, der abschließend dem scheidenden Bischof Christian Werner für das Vertrauen und eine langjährige freundschaftliche Verbundenheit dankte.
Mit der offiziellen Ernennung Freistetters zum neuen Bischof wurde zugleich der Rücktritt des bisherigen Militärbischofs Christian Werner vom Papst angenommen. Freistetter ist nach Christian Werner und Alfred Kostelecky der 3. Bischof der 1986 errichteten Militärdiözese. Bis zur Bischofsweihe Freistetters wird die Militärdiözese nun von Generalvikar Leszek Ryzka geleitet. Ryzka unterstrich im Blick auf den neu ernannten Militärbischof dessen langjährige seelsorgliche Tätigkeit im Bundesheer und seinen aktiven Beitrag zur jüngsten Diözesansynode zur Neuausrichtung der Militärseelsorge in Österreich. Er sei "zuversichtlich, dass unser neuer Bischof die Militärdiözese zum Wohle aller Soldatinnen und Soldaten, der Zivilbediensteten und Angehörigen leiten und als guter Hirte vorangehen wird", so Ryzka.
Der aus dem Amt scheidende Altbischof Christian Werner würdigte seinerseits Freistetter in einem Grußwort als "einen meiner engsten Mitarbeiter" und "ausgewiesenen Militärethiker und engagierten Seelsorger". Freistetter habe maßgeblich die Diözesansynode vorangetrieben und zeichne als Leiter der Theologischen Kommission auch für die Erstellung des Schlussdokuments zur weiteren Reform in der Militärdiözese verantwortlich. Die Annahme seines Rücktritts durch Papst Franziskus habe er "mit großer Erleichterung" zur Kenntnis genommen, so Werner. Er blicke dankbar, aber zugleich "ein wenig wehmütig" auf die vergangenen 21 Jahre zurück, die er die Militärdiözese leitete. Er habe dieses Amt gerne inne gehabt und werde auch weiterhin "so gut ich kann für alle da sein, die meine Hilfe brauchen", so Werner.
Bischofsweihe am 11. Juni
Als Termin für seine Weihe zum Militärbischof von Österreich hat Werner Freistetter den 11. Juni bekanntgegeben. Die Bischofsweihe erfolgt in der St. Georgs Kathedrale in Wiener Neustadt, wobei noch offen ist, wer konkret Weihespender sein wird. Als zentrale Herausforderung des Österreichischen Bundesheeres wie auch der Militärseelsorge ortete Freistetter die Änderungen des politischen und militärischen Umfelds und die zunehmende Bedeutung von Auslandseinsätzen. Der Sohn eines Generastabsoffiziers verwies darauf, dass finanzielle und organisatorische Fragen das Bundesheer nicht nur jetzt, sondern von Anfang an seit 1955 begleitet hätten.
Angefragt auf die vom IS verursachte militärische Bedrohung im Nahen Osten und einen möglichen Einsatz von österreichischen Soldaten in solchen oder ähnlichen Situationen erinnerte Freistetter an ethische Kriterien für eine humanitäre Intervention. Prinzipiell sei ein "robuster militärischer Einsatz" in bürgerkriegsähnlichen Situationen denkbar. Es habe sich aber seit 1989 erwiesen, dass "gut gemeinte Interventionen auch zu schlechten Ergebnissen führen können".
Gleichzeitig erinnerte Freistetter an Papst Johannes Paul II., der beim Besuch im während des Jugoslawienkriegs belagerten Sarajevo es als legitim bezeichnete, den Aggressor zu entwaffnen. Der Einsatz österreichischer Soldaten in ausländischen Krisensituation sei letztlich eine politisch-militärisch Entscheidung. Wenn dies der Fall sein sollte, "dann wird die Militärseelsorge die Soldaten jedenfalls menschlich und seelsorglich begleiten", betonte Freistetter.
Umsetzung eines neuen Pastoralkonzepts
Viel hat sich in Militär, Kirche und Gesellschaft seit den zuletzt 2005 herausgegebenen Leitlinien grundlegend verändert, stellt das Dokument einleitend fest, "auch im Leben und in der Glaubenspraxis vieler Menschen im Militär". Die Militärseelsorge müsse darauf eingehen und stärker auf die Menschen zugehen - "die Ist-Situation des Glaubens wahrnehmen und Wege der Vertiefung anbieten", heißt es. So gelte es auch die traditionell eher dem Glauben fernstehenden Gruppen oder die steigende Anzahl ungetaufter Erwachsener stärker wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
Laien rücken mit dem neuen Pastoralkonzept einen Schritt mehr ins Zentrum der Militärseelsorge: Ihre theologische bzw. seelsorgliche Ausbildung müsse angesichts sinkender Zahl von Militärpfarrern verstärkt und ehrenamtliche Dienste mehr übertragen werden, wo dies in der Seelsorge möglich scheine, so die Forderung. Ähnlich soll auch die Fort- und Weiterbildung der Militärseelsorger ausgebaut werden, wobei man eine stärkere Zusammenarbeit mit der evangelischen und orthodoxen Militärseelsorge sowie auch mit geistlichen Zentren wie etwa den Klöstern beabsichtige.
"Dringenden Handlungsbedarf" orten die Leitlinien weiters bei den Auslandseinsätzen von österreichischen Soldaten: Da es sich immer schwieriger gestalte, für deren Begleitung geeignete Priester zu finden, sollten sich hauptamtliche Militärseelsorger künftig selbst dazu "in regelmäßigen Abständen" bereit erklären, so eine der Forderungen.
Die Leitlinien sind Ergebnis der bisher ersten Militärsynode, an der vom 30. September bis 4. Oktober 2013 insgesamt 192 Angehörige der Militärdiözese sowie Gäste und Beobachter in der Salzburger Schwarzenberg-Kaserne teilgenommen haben.