Katholikenzahlen 2012: Erneuter Rückgang bei Kirchenaustritten
Wien, 08.01.2013 (KAP) Die Zahl der Kirchenaustritte ist mit rund 11 Prozent im vergangenen Jahr erneut deutlich zurückgegangen und die Gesamtzahl der Katholiken in Österreich ist weitgehend stabil geblieben. Das ergeben die am Dienstag von den katholischen Diözesen veröffentlichten Katholikenzahlen, die eine Gesamtzahl von 5,36 Millionen Katholiken mit Stichtag 31. Dezember 2012 ausweisen. Zum Vergleich: Laut der am Dienstag ebenfalls veröffentlichten amtlichen Statistik der Österreichischen Bischofskonferenz für 2011 gab es mit Stichtag 31. Dezember 2011 noch 5,40 Millionen Katholiken. Das bedeutet demnach im vergangenen Jahr 2012 einen leichten Rückgang um ca. 0,74 Prozent.
Nach 2011 ist auch für 2012 ein erneuter deutlicher Rückgang bei der Zahl der Kirchenaustritte festzustellen, wobei alle Diözesen eine Rückgang der Austritte verzeichnen. Demnach sind 2012 laut aktuellen Daten aus den Diözesen 52.425 Personen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Das bedeutet einen Rückgang um ca. 11,2 Prozent gegenüber 2011, als 59.023 Personen die Kirche verließen. Schon 2011 hatte es einen deutlichen Rückgang der Kirchenaustritte von knapp 32 Prozent gegenüber 2010 gegeben, wo 85.960 Personen aus der Kirche ausgetreten waren. Dieser historische Höchststand an Austritten seit 1945 war damals zu einem Gutteil auf das Bekanntwerden von Missbrauchsfällen im kirchlichen Bereich zurückzuführen. Die Kirchenaustritte für 2012 liegen aber auch unter der Zahl von 2009, wo es 53.269 Austritte aus der katholischen Kirche gab.
Mit Stichtag vom 31. Dezember 2012 wurden 4.483 Personen in die Kirche neu oder wieder aufgenommen. 2011 traten insgesamt 4.521 Personen in die katholische Kirche ein.
Bei den Angaben für 2012 handelt es sich um vorläufige Zahlen. Kleinere Korrekturen - vor allem bei den Neu- oder Wiedereintritten - sind noch zu erwarten, da noch nicht in allen Diözesen die Daten für die letzten Monate des Vorjahres umfassend vorliegen. Erfahrungsgemäß werden die Zahlen der Kircheneintritte (Aufnahmen und Wiederaufnahmen) noch leicht steigen. Damit dürfte 2012 in etwa das Niveau von 2011 erreicht werden.
Maßgebliche Faktoren für den leichten Rückgang der Katholikenzahl sind nicht nur das Verhältnis von Austritten zu Kircheneintritten, sondern auch von Taufen zu Sterbefällen und von Zuzügen zu Wegzügen.
Die Diözesen haben für 2012 folgende Katholikenzahlen bekanntgegeben (die Vergleichszahlen 2011 beziehen sich auf die amtliche Statistik der Österreichischen Bischofskonferenz):
Erzdiözese Wien
Für 2012 meldet die Erzdiözese Wien 1,258.210 Katholiken (2011: 1,269.745). 16.217 Personen traten aus der Kirche aus (2011: 16.941). Zugleich konnten bislang 1.029 Neu- und Wiedereintritte verzeichnet werden (2011: 1.298).
Diözese Linz
Die Diözese Linz hat mit Stichtag 31. Dezember 2012 insgesamt 1,000.314 Katholiken (2011: 1.008.261). Im Jahr 2012 traten 7.886 Personen aus der Kirche aus (2011 waren es 9.249 Personen.) 735 Personen traten wieder oder neu in die Kirche ein. (2011 waren es 812.) Zusätzlich widerriefen 69 Personen ihren Austritt.
Diözese Graz-Seckau
In der Diözese Graz-Seckau gehörten im Vorjahr 863.285 Personen der katholischen Kirche an (2011: 869.363). 9.547 Personen traten 2012 aus der Kirche aus (2011: 10.629). Gleichzeitig konnten bislang 1.115 Wieder- und Neueintritte mit Jahresende 2012 verzeichnet werden (2011: 958). 120 Personen widerriefen ihren Austritt.
Diözese Gurk
Mit Stichtag 31. Dezember 2012 sind 387.619 Kärntner römisch-katholisch (2011: 391.438). In der Diözese Gurk haben im vergangenen Jahr 2.938 Personen die Kirche verlassen (2011: 3.700). Die Zahl der Wiedereintritte und Übertritte beträgt 370 (2011: 348). Außerdem widerriefen 49 Personen im Jahr 2012 ihren Austritt.
Erzdiözese Salzburg
In der Erzdiözese Salzburg wird die Gesamtzahl der Katholiken mit Stichtag 31. Dezember 2012 mit 484.344 angegeben (2011: 487.691). 3.800 Personen haben die Kirche verlassen (2011: 4.858), 408 sind wieder oder neu eingetreten (2011: 343). 37 Personen machten vom kirchlichen Angebot des Widerrufs Gebrauch.
Diözese St. Pölten
522.532 Katholiken hatten mit Jahresende 2012 ihren Hauptwohnsitz in der Diözese St. Pölten (2011: 528.549). 5.004 Katholiken sind im vergangenen Jahr aus der Kirche ausgetreten (2011: 5.117). Weiters sind 265 Wieder- und Neueintritte zu verzeichnen (2011: 284), sowie 33 Widerrufe.
Diözese Innsbruck
Die Diözese Innsbruck zählte zum Jahreswechsel 394.275 Katholiken (2011: 395.855). 3.271 Personen verließen die Kirche (2011: 3.818). Die Zahl der Eintritte belief sich 2012 auf 242 (2011: 237).
Diözese Eisenstadt
201.260 Katholiken gehören mit Jahresende 2012 der katholischen Kirche im Burgenland an (2011: 202.645). Die Diözese Eisenstadt vermeldet für das vergangene Jahr 1.133 Austritte (2011: 1.483). 113 Personen wurden neu oder wieder in die Kirche aufgenommen (2011: 75). 17 Personen widerriefen ihren Austritt.
Diözese Feldkirch
2012 verzeichnet die Diözese Feldkirch 247.436 Katholiken (2011: 250.175). 2.629 Personen sind 2012 aus der Kirche ausgetreten (2011: 3.228). Zugleich konnten 206 Eintritte registriert werden (2011: 145). 23 Personen widerriefen ihren Austritt.
Die amtliche Kirchenstatistik 2011 ist veröffentlicht unter: www.katholisch.at/statistik
Schönborn: Österreich bleibt christlich geprägt
Auch wenn die Zahl der Kirchenmitglieder in Österreich langsam sinkt, bleibt Österreich weiterhin ein christlich geprägtes Land. Davon hat sich Kardinal Christoph Schönborn in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress" angesichts der aktuellen Kirchenstatistik überzeugt gezeigt.
Jeder einzelne Austritt sei schmerzlich, 5,36 Millionen Katholiken seien aber immer noch eine beachtliche Größe und auch bei weitem nicht die gesamte christliche Realität in Österreich. Schließlich seien immer noch 78 Prozent aller Menschen in Österreich Mitglied einer christlichen Kirche. Neben der römisch-katholischen Kirche vor allem auch der evangelischen, orthodoxen oder der altorientalischen Kirchen.
Der Kardinal verwies auf zwei weitere christliche Kennzahlen: Laut einer IMAS-Umfrage aus dem Jahr 2011 würden sich 80 Prozent der Österreich wünschen, dass Österreich ein "christlich geprägtes Land" bleibt.
Und 85 Prozent der in Österreich lebenden Mernschen sind Getaufte, wenn auch "leider nicht wenige" im Laufe ihres Lebens aus der Kirche ausgetreten seien. Von den etwa 12 Prozent der Österreicher, die "ohne religiöses Bekenntnis" sind, hätten schließlich auch viele die Taufe - meist als Kinder - empfangen. Wenn durch den Austritt zwar die Kirchenbindung abgenommen habe, bleibe dennoch bei vielen eine christliche Glaubensbeziehung.
Der Kardinal verwies in diesem Zusammenhang auf das interessante Phänomen, "dass erstaunlich viele Eltern, die selber aus der Kirche ausgetreten sind, für ihre Kinder die Taufe erbitten".
"Kirche konnte Vertrauen zurückgewinnen"
"Der erneute Rückgang bei den Kirchenaustritten kann als positives Zeichen dafür gewertet werden, dass die katholische Kirche weiter Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückgewinnen konnte." Das sagte der Medienreferent der Bischofskonferenz, Paul Wuthe, hinsichtlich der aktuellen Katholikenzahlen gegenüber "Kathpress". Die Zahlen von 2012 sowie die Entwicklung seit der Missbrauchskrise 2010 würden zeigen, dass die von der Kirche gesetzten Maßnahmen zur Missbrauchsaufklärung und -prävention nicht nur gegriffen, sondern von der Bevölkerung mehrheitlich auch positiv aufgenommen wurden und werden.
Die Katholikenzahlen machten nicht nur deutlich, dass die Kirche "auf dem Weg der Besserung" sei, sondern dass sie sich "auch in Krisenzeiten als sehr stabil" erweise. "Wenn 0,7 Prozent die Kirche verlassen, zeigt das gleichzeitig, dass 99,3 Prozent zur Kirche stehen und in ihr Heimat haben", führte Wuthe weiter aus und erinnerte daran, dass die katholische Kirche "in Österreich die größte Mitgliederinstitution" ist, der nach wie vor knapp 5,4 Millionen Frauen und Männer freiwillig angehören.
Zigtausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pfarren und anderen kirchlichen Institutionen würden sich um eine offene und gastfreundliche Kirche bemühen, die nahe bei den Menschen ist - in freudigen Ereignissen wie bei Geburt, Taufe oder Hochzeit aber auch in schmerzlichen Stunden von Krankheit und Tod - und den Menschen eine persönliche Begegnung mit Gott ermöglicht.
Als positives Zeichen wertete Wuthe auch die Zahl der Wiedereintritte in die Kirche, die in den letzten Jahren kontinuierlich auf derzeit rund 4.500 gestiegen ist. Die seelsorglichen Bemühungen dafür seien laut Wuthe in der Kirche gestiegen, weshalb die Diözesen für Rückkehrwillige auch eigens geschulte Ansprechpersonen anbieten. Nähere Informationen dazu bietet die Internetseite www.eintreten.at .