Schönborn: Katholische Identität wahren
Wien, 11.11.2011 (KAP) "Wo 'katholisch' draufsteht, muss auch 'katholisch' drinnen sein": Dies hat Kardinal Christoph Schönborn im Blick auf jene Forderungen der Pfarrer-Initiative erklärt. Die betreffe die Eucharistie und andere Sakramente, die für die katholische Identität von fundamentaler Bedeutung seien. Missbräuchlicher Umgang mit diesen zentralen Glaubensthemen könnte sicher nicht hingenommen werden, so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien, bei der er über die Ergebnisse der Herbstsession der Bischofskonferenz berichtete. Andere Pfarrer-Forderungen betreffend den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder die Predigt von qualifizierten Laien seien innerkirchlich seit langem Thema, da gebe es "Sorgen, die wir alle teilen".
Zum Thema Zölibat erklärte der Kardinal einmal mehr, diese Frage könne nicht in Österreich - wo nicht einmal ein Prozent der Katholiken weltweit lebten - entschieden werden. Regional unterschiedliche Wege in Fragen der Kirchendisziplin seien "vorstellbar, wenn dies weltkirchlich so entschieden wird".
Auf Fragen nach möglichen disziplinarrechtlichen Konsequenzen für Pfarrer, die öffentlich "Ungehorsam" ankündigen, verwies Schönborn auf Gespräche, die die einzelnen Diözesanbischöfe mit ihren Pfarrern führen. "Vieles ist im Gespräch zu klären", setzte der Kardinal auf einen konsensorientierten Weg. Dieser sei unter Christen der richtige.
Zum Begriff "Ungehorsam" sagte Kardinal Schönborn, dass der Gehorsam gegenüber Gott und dem eigenen Gewissen Vorrang vor dem Gehorsam den kirchlichen Verantwortungsträgern gegenüber habe. Er zitierte den bedeutenden, von der anglikanischen zur katholischen Kirche konvertierten Kardinal John Henry Newman (1801-1890), dessen Trinkspruch "Erst auf das Gewissen, dann auf den Papst" gelautet habe. Gleichzeitig warnte Kardinal Schönborn vor einem "leichtfertigen Umgang" mit dem "Kampfwort" Ungehorsam. Es sei im Gespräch zu klären, was damit konkret gemeint sei.
Vorrang für Glaubenserneuerung von innen her
Es sei unbestritten, dass sich die Kirche immer wieder erneuern muss, sagte der Kardinal. Unterschiedliche Auffassungen gebe es in Bezug auf das Wie". Die Überzeugung Schönborns: "Es gibt seit 2.000 Jahren keinen besseren Reformweg als das Evangelium." Wie auch beim Thema Bildungsreform gelte es sich zunächst auf Visionen und Ziele zu besinnen, Strukturfragen seien demgegenüber nachrangig. Im Unterschied zu Marxisten seien Christen überzeugt, "dass Menschen die Gesellschaft verändern, nicht Strukturreformen". Der Kardinal rief dazu auf, wieder "neu in die Lebensschule Jesu Christi zu gehen". Wenn Glaubenserneuerung "von innen her" nicht gelinge, seien bessere Strukturen "für die Katz'", so Schönborn wörtlich.
Erst jüngst habe das Weltfriedenstreffen in Assisi verdeutlicht, dass Gottsuche ein "weltbewegendes Thema" ist. Dies müsse auch im Zentrum der christlichen Nachfolge stehen, statt nur "in einem kleinen, kirchenpolitisierenden Umfeld" zu verharren. Angesichts des Faschingsbeginns am 11. November um 11.11 Uhr plädierte Schönborn abschließend für einen gelasseneren, "humorvollen Umgang mit oft verbissen behandelten Themen".
Eingeleitet war die Pressekonferenz durchaus ernst geworden - mit einem stillen Gedenken an den am 5. November verstorbenen katholischen Publizisten Paul Schulmeister.
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