Neuer Südtiroler Bischof Ivo Muser geweiht
Bozen, 09.10.11 (KAP) Im voll besetzen Dom von Brixen ist am
Sonntagnachmittag der 49-jährige Ivo Muser zum neuen Bischof der
Diözese Bozen-Brixen geweiht worden. Hauptkonsekrator bei der Feier
war der Erzbischof von Trient, Luigi Bressan; als Mitkonsekratoren
fungierten der im Juli aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretene
Brixener Altbischof Karl Golser und der Innsbrucker Bischof Manfred
Scheuer.
Der Moment der Handauflegung durch den von seiner
Parkinson-Krankheit gekennzeichneten Altbischof Golser war einer der
emotionalen Höhepunkte der Weiheliturgie. Als Zeichen der
Verbundenheit wurde Bischof Muser bei der Bischofsweihe u.a. jene
Mitra überreicht, die schon Karl Golser bei seiner Bischofsweihe
2009 getragen hatte.
"Mir ist in dieser Stunde sehr bewusst, dass ich heute nur deswegen
hier stehe, weil Du getroffen und gezeichnet von Deiner schweren
Krankheit nicht mehr hier stehen kannst", wandte sich Muser in
seiner ersten Ansprache am Ende des Weihegottesdienstes direkt an
seinen Amtsvorgänger. Bischof Golser habe sich stets für die Würde
des menschlichen Lebens in allen Lebenslagen eingesetzt, erinnerte
Muser: "Obwohl Du jetzt fast wortlos geworden bist, lebst Du uns
jetzt diesen Wert und diese Würde auf sprechende Weise vor. Du bist
vom Professor zum Konfessor, vom Lehrer zum Zeugen geworden."
Erzbischof Bressan betonte in seiner auf deutsch, italienisch und
ladinisch gehaltenen Predigt beim Gottesdienst die besondere Rolle
der Diözese Bozen-Brixen als "Scharnier zwischen der deutschen und
der italienischen Kultur". Die Vielfalt der in Südtirol lebenden
Sprachgruppen sei "Herausforderung, aber auch Geschenk und Auftrag",
so Bressan. Die Amtsvorgänger Bischof Musers hätten sich stets darum
bemüht, den Frieden in der Diözese zu bewahren und zu fördern,
erinnerte Bressan. Dieser Auftrag werde nun auch an den neuen
Bischof übergeben.
Das Pflichtenheft eines Bischofs sei groß, sagte der Trienter
Erzbischof. Wesentlich seien neben der eigenen Beziehung zur
Christus, das Bemühen um geistliche Berufungen und der enge Kontakt
zu den Priestern und Gläubigen der Ortskirche. "Die Gläubigen
schätzen Bischöfe, die für sie wie eine Vaterfigur sind und sie auf
dem Weg des Glaubens begleiten", sagte Bressan. Bischöfe müssten
nach dem Beispiel des "Guten Hirten" handeln, "der auch die
verlorenen Schafe sucht, bevorzugt den Ärmsten seine Aufmerksamkeit
schenkt und allein dem Wohl der anderen zu dienen versucht".
Viele Bischöfe aus Österreich
Insgesamt nahmen knapp 20 Kardinäle und Bischöfe an der vom Brixener
Domchor mit der "Missa solemnis" von Otto Nicolai gestalteten
Weiheliturgie teil, unter ihnen der emeritierte Münchner Erzbischof
Kardinal Friedrich Wetter. Aus Österreich reisten neben Bischof
Scheuer der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser und die
Diözesanbischöfe Egon Kapellari (Graz), Ägidius Zsifkovics
(Eisenstadt) und Elmar Fischer (Feldkirch) nach Südtirol. Auch der
Linzer Altbischof Maximilian Aichern und der aus Südtirol stammende
Hochmeister des Deutschen Ordens, Abt Bruno Platter, nahmen teil.
Zahlreiche Gläubige feierten den Weihegottesdienst in der Brixener
Kathedrale und auf dem Domplatz mit, wo die Feier auf
Bildschirmwänden übertragen wurde. In einer besonderen Geste teilte
Bischof Muser die Kommunion während des Gottesdienstes auch auf dem
Domplatz aus, um seine Verbundenheit mit allen Gläubigen zum
Ausdruck zu bringen.
Nach dem Gottesdienst wurde der neue Bischof auf dem Domplatz
empfangen. Der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder, der
ebenso wie der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter an dem
Gottesdienst teilnahm, und Vertreter der drei Südtiroler
Sprachgruppen begrüßten Muser offiziell als neuen Bischof und
versicherten ihm ihre Unterstützung.
Gebürtiger Pustertaler
Ivo Muser wurde am 22. Februar 1962 in Bruneck geboren. Nach der
Matura studierte er in Innsbruck Theologie. 1987 wurde Muser in
Brixen vom damaligen Bischof Wilhelm Egger zum Priester geweiht.
Während seiner weiterführenden Studien von 1991 bis 1995 an der
Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom wohnte er im
deutschsprachigen Priesterkolleg der "Anima".
Von 1996 bis 2010 leitete Muser als Regens das Priesterseminar der
Diözese in Brixen. Zuletzt war er in Brixen Domdekan und Professor
für Dogmatik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule, bevor
ihn Papst Benedikt XVI. am 27. Juli zum Diözesanbischof von
Bozen-Brixen ernannte.