Küng: Niemand hat "Recht" auf Kind
St.Pölten, 19.10.2011 (KAP) Der St. Pöltner Bischof Klaus Küng hat den jüngsten Vorstoß von Gesundheitsminister Alois Stöger zur künstlichen Befruchtung zurückgewiesen. Stöger hatte angeregt, die künstliche Befruchtung künftig auch für alleinstehende Frauen und lesbische Paare zu erlauben. Bischof Küng begründete seine Ablehnung in einem auf der Homepage des Magazins "Datum" veröffentlichten Interview (www.datum.at) in erster Linie mit dem Kindeswohl. "Das Kind hat das Recht auf Vater und Mutter, um sich bestmöglich entwickeln zu können", so Küng. Der St. Pöltner Bischof ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für Familienfragen und Bioethik zuständig.
Bei jeder künstlichen Befruchtung mit nicht vom Ehemann stammenden Samen werde das Kind das ganze Leben lang die Unsicherheit um den eigenen Vater begleiten, warnte der Bischof: "Diese Unsicherheit betrifft seine Identität, was zu großen Problemen führen kann." Außerdem sei für die Entwicklung der Persönlichkeit die Zuwendung des Vaters und die emotionale Beziehung zu ihm von großer Bedeutung. In einer lesbischen Beziehung sei diese Polarität von Mann und Frau nicht gegeben. Küng: "Deshalb tue ich mich schwer mit solchen Vorschlägen - weil das Kind 'draufzahlt'."
Auch bei der künstlichen Befruchtung für alleinstehende Frauen stelle sich die Frage nach dem Vater, "der außerdem bei der Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes fehlen würde", so Küng im "Datum"-Interview. "Zudem muss man sagen, dass niemand 'das Recht' auf ein Kind hat." Weiters sei zu befürchten, "dass mit einer solchen gesetzlichen Bestimmung der Leihmutterschaft Tür und Tor geöffnet wird".
Die Gesellschaft brauche dringend mehr Kinder, "aber nicht jeder Weg ist zur Erreichung dieses Zieles gut", so Küng. Man könne solche Ziele nicht auf dem Rücken des Kindeswohles erreichen.
Er habe den Eindruck, es werde vielerorts vor allem nach der Machbarkeit und der Wunscherfüllung gefragt, so Küng gegenüber "Datum". "Doch nicht alles ist erlaubt und gut, was die Wissenschaft heutzutage kann." Daher versuche er auch als Arzt und Bischof, sich in die bioethische Debatte einzubringen: "Bei der künstlichen Befruchtung geht es konkret um das Wohl von mehreren Menschen - nicht zuletzt das des entstehenden Kindes. Da kann man nicht 'nur wissenschaftlich' denken, da muss man ethische Dimensionen hinzuziehen."