Presseerklärungen der Sommervollversammlung
1. Neuevangelisierung und Weitergabe des Glaubens
Das Finden und Gehen neuer Wege in der Verkündigung des Evangeliums ist Thema der nächsten Bischofssynode, die von 7. bis 28. Oktober 2012 im Vatikan stattfindet und an der Bischöfe aus der ganzen Welt teilnehmen werden. Das Thema der Bischofsversammlung lautet:
„Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens". Die Österreichische Bischofskonferenz entsendet zur Synode den Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics. Das Synodenthema steht im Zusammenhang mit dem neu gegründeten Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung, dem Kardinal Christoph Schönborn als von Papst Benedikt XVI. ernanntes Mitglied angehört.
Im Vorbereitungspapier der Synode, das im Rahmen der Vollversammlung der Bischofskonferenz behandelt wurde, heißt es, dass neue Evangelisierung ein Synonym für Mission, Glaubensweitergabe und Kommunikation des Evangeliums ist. Wörtlich heißt es im Dokument: „Die neue Evangelisierung ist das Gegenteil der Selbstgenügsamkeit, des Sich- Zurückziehens auf sich selbst, der Mentalität des Status quo und einer pastoralen Konzeption, die es für ausreichend erachtet, dass alles so weiterläuft, wie man es bisher gemacht hat. Das 'business as usual' reicht heute nicht mehr." Das Dokument betont, dass angesichts der fortschreitenden religiösen Ermüdung und Entfremdung in Ländern mit alter christlicher Tradition eine neue Evangelisierung dringend erforderlich ist. Dabei gehe es nicht um ein neues Evangelium, sondern um eine neue Verkündigung des Glaubens unter den heutigen kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten.
Bei den Beratungen der österreichischen Bischöfe ist deutlich geworden, dass in den letzten Jahre bereits zahlreiche Erfahrungen mit neuen Wegen in der Glaubensverkündigung gemacht wurden. Als positiv haben sich dabei diverse missionarische Initiativen wie beispielsweise die „Stadtmission" sowie das Projekt „Apostelgeschichte 2010" in der Erzdiözese Wien, die Aktion „Offener Himmel" in der Erzdiözese Salzburg oder die „Kontaktwochen" und „Hausbesuchsaktionen" in den Diözesen erwiesen. Auch die heuer schon siebente österreichweite „Lange Nacht der Kirchen", an der sich auch Kirchen in Tschechien, Ungarn und der Slowakei beteiligt haben, ist ein neuer und bereits bewährter Weg. Diese Projekte zeigen auch, dass sehr viele Gläubige sich an der Weitergabe des Glaubens beteiligen wollen.
In der letzten Zeit wurden in den österreichischen Diözesen auch neue Versuche unternommen, um wieder mit jenen Christen in Kontakt zu kommen, die aus der Kirche ausgetreten sind. Dabei geht es um Angebote an Menschen, die auf der Suche nach einer geistigen Heimat sind. In allen Diözesen gibt es dafür Ansprechpersonen, die man jetzt auch im Internet über www.eintreten.at kontaktieren kann.
Die Bischöfe sehen in der Vorbereitung auf die Bischofssynode die Gelegenheit, dass sich die Gläubigen, Gemeinden und Gemeinschaften noch intensiver mit der Frage nach der „Qualität des Glaubens" auseinandersetzen. Dies betrifft vor allem die Bedeutung des Gebets als gelebte Verbundenheit mit Jesus Christus. Einen hohen Stellenwert gebührt der Einführung, Entfaltung und Vertiefung des Glaubens durch die Katechese. Wichtig sind dabei die Glaubwürdigkeit der Katecheten sowie Inhalt und Form der Verkündigung. Letztlich ist entscheidend, ob und wie Gott als lebendige Realität für die Menschen erfahrbar ist. Dies betrifft ganz besonders die Feier der Liturgie, für die alle Gläubigen eine gemeinsame Verantwortung tragen.
2. Allianz für den freien Sonntag
Der arbeitsfreie Sonntag ist ein hoher und zugleich immer wieder bedrohter Wert für den Menschen und die ganzen Gesellschaft. Der gesellschaftliche Wandel und die Tendenz zur Ökonomisierung aller Lebensbereiche haben in Österreich schon vor Jahren dazu geführt, dass Verantwortungsträger aus Kirche, Gewerkschaft, Wirtschaft, und Zivilgesellschaft die Bedeutung des Sonntags und der Feiertage für den Zusammenhalt einer humanen Gesellschaft erkannt haben. Auf Initiative der Österreichischen Bischofskonferenz konnte schließlich vor 10 Jahren, am 2. Oktober 2001, die „Allianz für den freien Sonntag" gegründet werden.
Die Bischöfe sind dafür dankbar, dass sich diese Initiative zu einem breiten gesellschaftlichen Bündnis entwickelt hat, die zu einem Vorbild für viele Länder geworden ist. Mittlerweile gibt es Allianzen für den freien Sonntag in Deutschland, Polen, der Slowakei und in Südtirol; in England, Frankreich, Ungarn, Tschechien, Slowenien und Kroatien haben sich ähnliche Initiativen gebildet. Mit der Gründung einer Europäischen Sonntagsallianz am 20. Juni in Brüssel ist ein weiterer wichtiger Schritt gelungen, um diesen gemeinsamen arbeitsfreien Tag als Geschenk des Christentums an Europa und die Welt zu festigen. Erklärtes und konkretes Ziel der Europäischen Sonntagsallianz ist es, den freien Sonntag in der geplanten Arbeitszeitrichtlinie der Europäischen Union zu verankern. Mit Blick auf die steigende Flexibilisierung der Arbeitszeit, die zu großen gesundheitlichen Belastungen für die Betroffenen führt, ist der arbeitsfreie Sonntag auch ein unverzichtbarer Beitrag zum Schutz der körperlichen und geistigen Gesundheit der Arbeitenden.
Für Christen ist der Sonntag ein heiliger Tag, lautet doch das 3. Gebot Gottes: „Du sollst den Tag des Herrn heiligen." Dieser Tag erinnert an die gute Schöpfung Gottes und an die Auferstehung Jesu Christi. Daher versammeln sich die Christen am „Tag des Herrn" seit den Anfängen der Kirche, um Gott dafür zu danken und den Glauben zu feiern. Der freie Sonntag ist aber auch ein gemeinsames Kulturgut, weil er ein Tag der Arbeitsruhe für möglichst alle ist. Er unterbricht den Alltag und gibt Raum für Erholung, Muße, Reflexion, Gebet, Feier und Fest. Die gemeinsame freie Zeit stärkt den Zusammenhalt in Familien, Beziehungen, Gemeinschaften und in der ganzen Gesellschaft und ist angesichts der Schnelligkeit und Brüchigkeit des Lebens wichtiger denn je. Ohne den freien Sonntag wäre das Leben härter, ärmer, trister und unsozialer. Wie die österreichischen Bischöfe schon vor zehn Jahren in einem gemeinsamen Hirtenbrief zu „Sonntag und Feiertage in Österreich" betont haben, hat der Sonntag eine „soziale Bedeutung ersten Ranges" und er ist ein „Symbol der Freiheit". Eine starke Allianz für den Sonntag, die für alle Kräfte der Gesellschaft offen ist, soll diese 52 arbeitsfreien Tage im Jahr auch in Zukunft erhalten.
3. Europäisches Freiwilligenjahr
Im heuer stattfindenden Europäischen Freiwilligenjahr ist in beeindruckender Weise deutlich geworden, wie viele Menschen sich in Österreich in den Dienst für andere stellen. Allein in der katholischen Kirche engagieren sich rund eine halbe Million Menschen freiwillig und ehrenamtlich. Sie tragen damit nicht nur das kirchliche Leben sondern auch wichtige Teile der Zivilgesellschaft. Die Basis für die kirchliche Freiwilligentätigkeit bildet das landesweit dichte Netz von 4.400 Pfarren und Seelsorgestellen. Hier geschieht ein Großteil des Engagements in verschiedenen Bereichen wie Kinder-, Jugend- und Altenbetreuung, Caritas, Pfarrgemeinderat und Seelsorge.
Alle diese Bereiche waren auch vertreten bei der Begegnung von Papst Benedikt XVI. mit Ehrenamtlichen im Wiener Konzerthaus am 9. September 2007 bei seinem Österreich-Besuch. Die Bischöfe sind so wie damals der Papst dankbar für die ausgeprägte „Kultur der Freiwilligkeit" in Österreich und für den Beitrag zum Aufbau einer „Zivilisation der Liebe", die allen dient und Heimat schafft. „Nächstenliebe ist nicht delegierbar", dieses Wort des Papstes ist von bleibender Aktualität, der auch daran erinnerte, dass der Staat günstige Rahmenbedingungen für den persönlichen freiwilligen Einsatz schaffen kann und muss.
Zwar gibt es keine detaillierte Statistik der katholischen Kirche über alle Bereiche und Institutionen, in denen Gläubige ehrenamtlich und freiwillig tätig sind. Dennoch sprechen einzelne Angaben eine deutliche Sprache: So haben sich auch heuer wieder rund 85.000 Kindern sowie über 30.000 Jugendlichen und Erwachsene an der Sternsingeraktion der Katholischen Jungschar beteiligt. Mit den Spenden in der Rekordhöhe von 14,7 Mio. Euro werden Projekte in den Bereichen Mission und Entwicklungszusammenarbeit unterstützt.
Ein anderer wichtiger Bereich sind die Pfarrgemeinderäte, wo rund 30.000 gewählte Männer und Frauen in Österreich für einen Funktionsperiode von fünf Jahren in den 3.000 Pfarren ehrenamtlich tätig sind. Dazu kommen zusätzlich rund 10.000 Personen, die „ex officio" oder aufgrund von „Kooptierung" in den Pfarrgemeinderäten mitwirken, wie Religionslehrer oder Pfarrsekretäre. Die nächsten Wahlen dafür finden österreichweit am 18. März 2012 statt. Allein in den Pfarren engagieren sich für die Caritas auch rund 27.000 Personen. Das Engagement im Rahmen der Pfarr-Caritas ist vielfältig und reicht von Essensausgabe, über Lernhilfe zu Spendensammeln und Besuchsdienst.
Im europäischen Freiwilligenjahr muss daran erinnert werden, dass das vielfältige freiwillige
und ehrenamtliche Engagement maßgeblich durch den gemeinsamen freien Sonntag in unserem Land ermöglicht wird. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, weshalb sich neben Kirchen, Gewerkschaften und Wirtschaftsvertretern auch Kultur- und Freizeitorganisationen an der „Allianz für den freien Sonntag" beteiligen.
4. Weltjugendtag in Madrid
Jung, global und katholisch - so wird der nächste Weltjugendtag mit Papst Benedikt XVI. sein, der von 15.-21. August 2011 in Madrid stattfindet. Die österreichischen Bischöfe laden alle Jugendlichen ein, gemeinsam mit Hunderttausenden anderen jungen Menschen und dem Papst dieses frohe Fest des Glaubens zu feiern, um dabei die weltumspannende Dimension der Kirche zu erleben und den eigenen Glauben zu vertiefen. Das biblische Motto des 26. Weltjugendtages lautet: „In Christus verwurzelt und auf ihn gegründet, fest im Glauben" (vgl. Kol 2,7).
In der heutigen Zeit ist es oft nicht so einfach für junge Menschen, zum Glauben zu finden bzw. an ihm festzuhalten. Als Geschenk werden daher alle Teilnehmer eine Ausgabe des Jugendkatechismus „YouCat" erhalten, der von der Österreichischen Bischofskonferenz herausgegeben wird. 700.000 Stück des knapp 300-seitiger Leitfaden durch den katholischen Glauben sind bereits in Druck. Sie werden in Madrid in den Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Polnisch verteilt und schon dort genügend Stoff für Gespräch und Reflexion bieten.
Ein zweiter inhaltlicher Beitrag Österreichs zum Programm des Weltjugendtag ist ein Workshop im Rahmen des Jugendfestivals, bei dem ein Film über drei junge Katholiken aus Ungarn, Bosnien-Herzegowina und Österreich gezeigt wird (siehe www.vimeo.com/25071836). Produziert wurde der Film von Jugendlichen im Auftrag eines internationalen Jugendteams, das seit dem Mitteleuropäischen Katholikentag 2003 besteht.
Aus Österreich werden voraussichtlich rund 3000 Jugendliche und junge Erwachsene am Weltjugendtag teilnehmen und dabei von Kardinal Christoph Schönborn, Jugendbischof Stephan Turnovszky und den Bischöfen Klaus Küng, Franz Lackner und Franz Scharl begleitet. Viele werden schon im Vorfeld bei den „Tagen in den Diözesen" in Spanien sein oder an anderen Programmen teilnehmen, um die Kirche in Spanien zu erleben und sich durch die vielen Heiligen und die Pilgerorte, die das Gastgeberland hat, inspirieren zu lassen. Nach wie vor gibt es die Möglichkeit, sich für Fahrten nach Madrid anzumelden. Näheres dazu findet sich auf: www.weltjugendtag.at.