"YouCat" soll in 25 Sprachen und als E-Book erscheinen
Wien (KAP 25.03.11)Wer die Aussagen des christlichen Glaubensbekenntnisses argumentativ und in ihrem Wahrheitsanspruch vertritt, gibt sich in der heutigen Gesellschaft "nicht weniger dem Spott preis als Paulus vor 2.000 Jahren auf dem Aeropag": Das sagte Kardinal Christoph Schönborn bei der weltweiten Erst-Präsentation des katholischen Jugendkatechismus "YouCat", der bis Jahresende in 25 Sprachen - darunter Chinesisch, Arabisch und Indonesisch - vorliegen soll.
Die Präsentation am Freitag im "Club Stephansplatz 4" der Erzdiözese Wien erwies sich gleichzeitig als eine intensive Diskussion unter Theologen, Religionspädagogen und Jugendvertretern aus Österreich und Deutschland über Möglichkeiten und Probleme der Glaubensverkündigung an der Kirche fernstehende Jugendliche heute.
Vorbild Petrus Canisius
Kardinal Schönborn erinnerte, dass der Jesuit Petrus Canisius - "der bisher einzige Heilige auf dem Wiener Bischofssitz" - nach dem Konzil von Trient vor 450 Jahren einen Katechismus im Frage- und Antwort-Modus geschaffen habe, der wegweisend für alle späteren Katechismen war - auch für den "YouCat". Die Idee für den "YouCat" sei vor sechs Jahren "ebenfalls in Wien" gekommen -nachdem eine Mutter Kritik an der schweren Verständlichkeit des damals neu erschienenen "Kompendiums des Katechismus der Katholischen Kirche" geübt hatte.
Diese Kritik habe sich - so Schönborn - "Pattloch"-Verleger Bernhard Meuser sehr zu Herzen genommen; in der Folge sei auf seine Initiative in Deutschland das "YouCat"-Team gebildet worden und habe sich an die Arbeit gemacht. Zwei Jugendlager (2006, 2007) waren der Aus- und Überarbeitung von Fragen und Antworten gewidmet.
Er habe Papst Benedikt XVI. und die zuständigen Räte im Vatikan über das Vorhaben informiert; der Papst habe es von Anfang an mit großem Interesse verfolgt und habe ein sehr persönliches Vorwort verfasst, berichtete der Wiener Erzbischof.
Auch Lehrlinge waren eingebunden
Verleger Meuser wies darauf hin, dass "sicher 200 Theologen und Religionspädagogen" die Arbeit in Augenschein genommen hätten. Sehr viel an Arbeit sei aber "von unten passiert". Dabei seien Jugendliche im Alter von 16 bis 26 Jahren eingebunden gewesen, nicht nur Gymnasiasten oder Hochschüler, sondern auch Lehrlinge. Außerdem hätten auch evangelische Jugendliche an den Camps teilgenommen.
Eine weltkirchliche Präsentation des "YouCat" soll am 13. April im Vatikan stattfinden. Dabei werden Kardinal Schönborn und der Präsident des Neuevangelisierungsrates, Erzbischof Rino Fisichella, die bereits fertigen Sprachausgaben - Deutsch, Italienisch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Tschechisch, Kroatisch - präsentieren. Weiters wird eine iPad-Version vorgestellt.
Zum Palmsonntag auf den Papstaltar
Am Palmsonntag, 17. April, werden Ausgaben des "YouCat" von Jugendlichen in der Gabenprozession zum Papstaltar auf dem Petersplatz getragen.
700.000 Exemplare des Jugendkatechismus in ca. 20 Sprachen werden beim Weltjugendtag im August in Madrid an die Jugendlichen verteilt. Die Druckkosten übernimmt das Hilfswerk "Kirche in Not". Meuser sagte, es müsse noch eine Schnittstelle gefunden werden, über die das Projekt über Buchverlage hinaus digital verbreitet werde.
Im Zuge der Wiener Präsentation stellten mehrere anwesende Religionspädagogen die Frage nach der Zulässigkeit einer Historisierung symbolisch-theologischer Glaubensaussagen. Es handle sich um eine Diskussion, die seit 50 Jahren geführt werde, wurde betont.
Das leere Grab und die Vernunft
Kardinal Schönborn rechtfertigte die entsprechenden "YouCat"-Formulierungen. Im Blick auf die Auferstehung Jesu und das "leere Grab" erinnerte er an den Doyen der Judaistik im deutschsprachigen Raum, Kurt Schubert (1923-2007). Schubert habe die Historizität des "leeren Grabes" stets verteidigt. Sein Argument sei gewesen, dass sich der Jesus-Glaube in Judäa und Galiläa "keinen Tag lag gehalten hätte", wenn die Runde gemacht hätte, dass das Grab nicht leer war, sondern sich ein Leichnam in ihm befunden hätte.
Es gehe hier um eine der "widerständigen" Glaubenslehren, so der Wiener Erzbischof. Diese Lehren - darunter Jungfräulichkeit Marias, Bethelehm als Geburtsort und Jesu Auferstehung - führten dorthin, wohin auch die Diskussion um "Glaube und Vernunft" und "Erfahrbarkeit Gottes" immer wieder führe: "Wir glauben, weil es Sinn hat. Und wir glauben auch, weil uns Gott etwas zugesagt hat, und was er uns zugesagt hat", so der Wiener Erzbischof.
Dabei verwies er auf Joseph Ratzinger, den jetzigen Papst. Er - Schönborn - habe das Glück gehabt, in Regensburg Ratzingers Schüler gewesen zu sein: "Es ist faszinierend, wie er das Thema Glaube und Vernunft immer wieder auf den Punkt bringt." Auch im neuen Jesusbuch Ratzingers werde die Notwendigkeit einer historischen Fundierung des Glaubens betont.