Bischof Kapellari: Papst verlängert Amtszeit um zwei Jahre
Graz, (KAP 24.01.2011) Die Amtszeit des Grazer Diözesanbischofs Egon Kapellari ist vom Papst um zwei Jahre verlängert worden. Gleichzeitig hat Benedikt XVI. das Ansuchen von Bischof Kapellari um Entpflichtung vom Amt "nunc pro tunc" (= "jetzt für später") angenommen. Das bestätigte der Grazer Diözesanbischof in einer am Montag veröffentlichten Erklärung.
Ausschlaggeben für die Verlängerung sei die "pastorale Erfahrung" und "stabile Gesundheit" von Bischof Kapellari. Der Bischof nimmt die päpstliche Entscheidung "mit Dank für das darin zum Ausdruck kommende große Vertrauen" an. Kapellari erklärte, dass er versuchen werde, "die nächsten zwei Jahre als eine Zeit gestalten zu helfen, in der die katholische Kirche Österreichs der Verwirklichung des biblischen Mottos 'Einheit in Liebe' ein Stück näher kommt".
Der volle Wortlaut der Erklärung von Diözesanbischof Kapellari lautet:
"Am 12. Jänner 2011 habe ich das 75. Lebensjahr vollendet und habe daher entsprechend dem Kirchenrecht Papst Benedikt XVI. gebeten, mich vom meinem Amt als Diözesanbischof zu entpflichten. Der Apostolische Nuntius hat mir nun mit 21. Jänner mitgeteilt, dass der Heilige Vater dieses Ansuchen zwar grundsätzlich 'nunc pro tunc' (= 'jetzt für später') angenommen, aber zugleich meine Amtsdauer um zwei Jahre verlängert hat. Dies mit Hinweis auf meine pastorale Erfahrung und meine stabile Gesundheit.
Ich nehme diese Entscheidung mit Dank für das darin zum Ausdruck kommende große Vertrauen an und werde wie schon bisher nach Kräften versuchen, auch die nächsten zwei Jahre als eine Zeit gestalten zu helfen, in der die katholische Kirche Österreichs der Verwirklichung des biblischen Mottos 'Einheit in Liebe' ein Stück näher kommt. Alle Katholiken meiner Diözese bitte ich herzlich, miteinander und mit mir dafür unterwegs zu bleiben."
50 Jahre Priester, 30 Jahre Bischof und 10 Jahre Grazer Diözesanbischof
Bischof Kapellari leitet seit dem Jahr 2001 die Diözese Graz-Seckau, davor war er seit 1982 Bischof von Gurk. Sein Leitspruch als Bischof ist dem ersten Korintherbrief des Apostels Paulus entnommen: "Omnia vestra, vos autem Christi" (Alles ist Euer, Ihr aber gehört Christus). Innerhalb der Österreichischen Bischofskonferenz hat er das gewählte Amt des stellvertretenden Vorsitzenden und er ist für die Themenbereiche Europa, Medien, Liturgie sowie Kunst und Kultur zuständig.
Neben der Erreichung des 75. Lebensjahres am 12 Jänner bringt das Jahr 2011 für Bischof Kapellari einige Jubiläen: Am 9. Juli jährt sich sein 50-jähriges Priesterjubiläum. Zudem wurde er vor dreißig Jahren zum Bischof der Diözese Gurk ernannt und vor zehn Jahren zum Bischof der Diözese Graz-Seckau. Alle diese Jubiläen werden - wie die Diözese ankündigte - am Sonntag, dem 25. September, am Fest der Diözesanpatrone Rupert und Virgil, um 15 Uhr im Grazer Dom und anschließend im Innenhof des Priesterseminars gefeiert.
Egon Kapellari wurde 1936 in der steirischen Industriestadt Leoben geboren. Die Mittelschule absolvierte Kapellari am Gymnasium in Leoben, wo er 1953 maturierte. Sein anschließendes Jus-Studium in Graz schloss er 1957 ab. Noch im selben Jahr begann Kapellari in Salzburg und Graz Theologie zu studieren. Am 9. Juni 1961 weihte ihn Bischof Josef Schoiswohl in Graz zum Priester. Nach zwei Kaplansjahren übernahm er am 1. Februar 1964 das Amt des Hochschulseelsorgers in Graz und wurde Geistlicher Assistent der dortigen Katholischen Hochschuljugend.
Von 1968 an war Kapellari für die Leitung des Grazer Priesterseminars mitverantwortlich. Bis zu seiner Bestellung zum Bischof führte er auch die Geschäfte des Afro-asiatischen Instituts (AAI) in Graz. Am 7. Dezember 1981 wurde Kapellari von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Gurk ernannt. Die Leitung der Kärntner Diözese übernahm er am 3. Jänner 1982, am 24. Jänner empfing er die Bischofsweihe. In seiner Zeit als Kärntner Bischof initiierte er u.a. die "St. Georgener Gespräche" mit Referenten wie Joseph Ratzinger, Karl Lehmann, Hans Urs von Balthasar oder Johann Baptist Metz. In die zweitgrößte österreichische Diözese Graz-Seckau wechselte Kapellari nach dem Rücktritt seines Vorgängers Johann Weber am 14. März 2001.
"Mitte" der Kirche stärken
Bischof Kapellari steht für eine an Erneuerung und Tradition, spiritueller Tiefe, sozialem Engagement und kultureller Offenheit orientierte kirchliche Haltung und ist ein Brückenbauer zwischen Kirche und Kunst. Die Kirche braucht - wie er immer wieder betont - "viele ehrliche Allianzen auch mit Politik, Kultur, Medien und anderen die Gesellschaft tragenden Kräften".
Dem Bischof war und ist es stets ein großes Anliegen, die "Mitte" der Kirche zu stärken. Zuletzt hat er dazu bei seiner Jahresschlussansprache am Silvestertag 2010 im Grazer Dom programmatisch gesagt, erst von ihrer Mitte - Christus - her werde "eine katholische Synthese zwischen sogenannten Reformern und Bewahrern, zwischen sogenannten Liberalen und Konservativen ernsthaft denkbar und schrittweise auch möglich. Nur in dieser Mitte liegen die tiefen Brunnen des christlichen Glaubens und seiner spezifisch katholischen Identität, aus denen man schöpfen muss, um wirklich Nachhaltigkeit für ein profund katholisches Glauben und Leben zu erreichen, das Kraft gibt zur Erneuerung von Kirche und Gesellschaft". Aus der Kraft dieser Mitte und Tiefe heraus müsse "auch ein neues katholisches Selbstbewusstsein erwachsen, ohne Arroganz und ohne Illusion, im Wissen darum, dass unsere Kirche, auch wenn sie in manchen Ländern schmäler wird, von Christus her einen unkündbaren universalen Auftrag hat".
Neben seinen vielfältigen Aufgaben als Bischof fand er immer wieder Zeit für das Schreiben theologisch und spirituell anspruchsvoller Bücher, die ihn im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt gemacht haben.