Kapellari: Kirche muss Allianzen mit Medien suchen
Wien (KAP 28.11.2010)Im Ringen Frieden und Humanität muss die Kirche heute verstärkt auch Allianzen mit Medien suchen. Dies betonte der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari im Rahmen eines Festaktes der Katholischen Medienakademie (KMA) am Samstag in Wien. Grundlage dieser Allianzen müsse ein Qualitätsjournalismus sein, der die Kirche nicht nur verunglimpfe, sondern ihr positives Wirken in der Gesellschaft abbilde. Dabei verschließe die Kirche sich auch nicht gegen Kritik: Wo diese "fair und kompetent" und auf Basis einer "soliden Recherche" vorgebracht werde, müsse die Kirche den Medien "dankbar sein", so der "Medien-Bischof".
Solche Allianzen, die für die positive Kraft der Religion und ihre "großen spirituellen und ethischen Ressourcen" offen sind, könnten laut Kapellari auch dazu beitragen, einer weit verbreiteten gesellschaftlichen Verunsicherung zu begegnen. Die religiöse Landkarte sei auch international "sehr bunt", sie zeige wachsende Religiosität ebenso wie einen "Naturalismus", der Religion an den Rand dränge. In dieser Situation gebe es - so Kapellari unter Verweis auf den kanadischen Philosophen Charles Taylor - ein weit verbreitetes "Unbehagen an einer leeren Welt ohne Gott" und daran, dass der "metaphysische Hunger des Menschen" nicht mehr gestillt werde.
In Europa komme zu dieser Diagnose eine grassierende Form "religiöser Gleichgültigkeit" sowie ein "aktiver Islam" hinzu. Dies bilde eine spezifische Herausforderung an die christlichen Kirchen, die sich selbst "in einem raschen Transformationsprozess" befinden und in einem "Spannungsverhältnis von Homogenität und Pluralität, Breite und Tiefe, Tradition und neuen Herausforderungen, politischem Engagement und mystischer Vertiefung" stehen. In dieser Situation mache die Kirche "Fehler und begeht Sünden", sie biete aber auch "riesige Ressourcen an Barmherzigkeit und Mitmenschlichkeit" und kenne "lebendige Zellen und diakonische Werke, die es weiterhin erlauben, von einer Großmacht der Barmherzigkeit zu sprechen", so Kapellari.
Zugleich dankte Kapellari der KMA für ihren wichtigen Dienst an einem kritischen, offenen Journalismus. Die KMA habe sich zu einem "offenen Forum" entwickelt, in dem neben journalistischem Handwerk auch "Werte und Haltungen" vermittelt würden, die eine "stabilisierende und dynamisierende Funktion" in einer pluralen Gesellschaft hätten. Im Ringen um einen Qualitätsjournalismus habe die KMA sich zu einem "kleinen, aber feinen und achtbaren Laboratorium entwickelt".
Im Rahmen des Festaktes verlieh Bischof Kapellari an dreizehn Teilnehmer des KMA-Ausbildungsgangs "Beruf Journalist" die Zertifikate. Seit über dreißig Jahren bietet die KMA als einzige Ausbildungsstelle in Österreich eine qualifizierte journalistische Ausbildung auf der Basis einer katholischen Grundüberzeugung und eines christlichen Menschenbildes.