Fischer und Schönborn würdigen gutes Verhältnis Staat - Kirche
Wien (KAP 16.11.2010)Österreichs Bischöfe sind Dienstagmittag in der Hofburg mit Bundespräsident Heinz Fischer zusammengetroffen. Dabei sei u.a. die gegenseitige Dankbarkeit für das gute Verhältnis zwischen Kirche und Staat zum Ausdruck gekommen, berichtete Kardinal Christoph Schönborn im Anschluss an die Begegnung im Gespräch mit "Kathpress". Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz hatte in seinen Grußworten auch mehr Wahrhaftigkeit in der Politik eingemahnt sowie die Bemühungen der Kirche, mit der Missbrauchsproblematik adäquat umzugehen, erläutert.
Bundespräsident Fischer wiederum anerkannte in seiner Rede diese Bemühungen. Er hob zugleich den gemeinsamen Einsatz für die Durchsetzung der Menschenrechte in allen Bereichen der Gesellschaft hervor. Dies zeige sich aktuell etwa daran, "wie wir mit Flüchtlingen und Asylwerbern umgehen". Dass alle Menschen gleich an Rechten und Würde geboren sind, dürfe nicht nur auf dem Papier stehen. Die Kirche habe im Einsatz für diese Rechte in ihm einen engagierten Partner, so Fischer im "Kathpress"-Gespräch.
Laut Redetext sagte Fischer zum Umgang der Kirche mit den "sehr schmerzlichen Missbrauchsfällen im Bereich kirchlicher Einrichtungen", das Bemühen um einen "ehrlichen und sachgerechten Umgang mit einem außerordentlich schwierigen und mit viel menschlichem Leid verbundenen Thema ist sehr zu begrüßen".
In den vergangenen Monaten habe die Kirche "viele Anstrengungen unternommen und Maßnahmen gesetzt, um Missbrauchsopfern materiell und immateriell zu helfen und weitere Missbrauchsfälle nach menschlichem Ermessen zu verhindern", erklärte der Bundespräsident. "Ich wünsche Ihnen, dass die weiteren Maßnahmen so gesetzt werden können, dass alle Beteiligten Schritte in die richtige Richtung und Respekt für die Betroffenen erkennen können", so das Staatsoberhaupt.
Zum Umgang mit Flüchtlingen oder Menschen mit einem sogenannten Migrationshintergrund" sagte Fischer, es gelte, "allen Menschen so zu begegnen, dass wir ihre Rechte und Würde achten". Im Blick auf die Asylpolitik erneuerte er sein Plädoyer für humanitäres Bleiberecht: Im Rahmen des Rechtsstaates müssten auch "humanitäre Gesichtspunkte - so wie das Gesetz es ja ermöglicht - ihren Stellenwert haben". Den österreichischen Bischöfen sowie den Vertretern anderer Religionsgemeinschaften dankte Fischer "für viele wichtige Diskussionsbeiträge und klare Standpunkte zu diesen aktuellen Fragen im Bereich des menschlichen Zusammenlebens".
An dem Mittagessen und Gespräch in der Hofburg nahm auch der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, teil.
Österreich Bischöfe sind am Montag im Stift Heiligenkreuz zu ihrer Herbst-Vollversammlung zusammengekommen. Bis Donnerstag beraten sie u.a. noch über die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch im kirchlichen Bereich und die Situation der verfolgten Christen im Nahen und Mittleren Osten.