Schönborn informierte Papst über Kirchensituation in Österreich
Vatikanstadt-Wien (KAP - 28.06.2010) Kardinal Christoph Schönborn hat am Montag Papst Benedikt XVI. über die aktuelle Situation der Kirche in Österreich berichtet. Der Erzbischof von Wien und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz hatte darum gebeten, den Papst persönlich über die Entwicklungen der vergangenen Monate informieren zu können. Zugleich wollte der Kardinal auch die "genaue Bedeutung" einiger seiner Erklärungen zu Fragen der kirchlichen Disziplin und zu Aspekten der Vorgangsweise des Päpstlichen Staatssekretariats im Hinblick auf die "Causa Groer" darlegen.
Papst Benedikt XVI. erinnerte bei der Begegnung mit großer Herzlichkeit an seinen Pastoralbesuch im Jahr 2007 und bat Kardinal Schönborn, der katholischen Kirche in Österreich und ihren Hirten "seinen Gruß und seine Ermutigung" zu übermitteln. Er vertraue die Kirche in Österreich der Fürsprache der in Mariazell so innig verehrten Gottesmutter an.
Beim anschließenden Gespräch mit den Kardinälen Angelo Sodano (Dekan des Heiligen Kollegiums) und Tarcisio Bertone (Kardinal-Staatssekretär) wurden - wie es in einer vatikanischen Erklärung heißt - einige "Missverständnisse" geklärt, die "teils" auf einige Äußerungen von Kardinal Schönborn zurückzuführen seien. Insbesondere sei daran erinnert worden, dass bei Anklagen gegen einen Kardinal nur der Papst zuständig sei.
Kardinal Sodano stellte bei dem Gespräch auch das "Missverständnis" um das von ihm am Ostersonntag gebrauchte Wort "chiacchiericcio" (Geschwätz) klar, das irreführend als Mangel an Respekt für die Opfer sexuellen Missbrauchs interpretiert worden sei. Tatsächlich teile er aber die selben Gefühle des Mitleids und der Verurteilung des Übels, wie sie Benedikt XVI. immer wieder zum Ausdruck gebracht habe.
Das Wort "chiacchericcio" sei wörtlich aus der Palmsonntagspredigt von Benedikt XVI. entnommen worden; dort sei sie auf die "Tapferkeit" bezogen gewesen, "die sich nicht vom 'chiacchiericcio' (Geschwätz) der herrschenden Meinungen einschüchtern lässt".
Gegenüber dem "Pressedienst der Erzdiözese Wien" sagte Kardinal Schönborn im Anschluss, dass er keine weiteren Kommentare abgeben wolle.