Erzbischof Stres: Kirche wird an ihren Taten gemessen
Mariazell (KAP 23.06.2010) Nur mit konsequentem Vorgehen gegen Fälle sexuellen Missbrauchs in den eigenen Reihen kann die Kirche ihre Glaubwürdigkeit bewahren. Das sagte der Vorsitzende der Slowenischen Bischofskonferenz, Erzbischof Anton Stres, in seiner Predigt beim Gottesdienst zur gemeinsamen Vollversammlung der österreichischen und slowenischen Bischöfe am Mittwoch in Mariazell. Die Missbrauchsfälle seien die größte Gefahr für die Glaubwürdigkeit der Kirche, warnte Stres: "Da wir nicht in unserem eigenen Namen auftreten, sondern uns als Boten Gottes selbst und seiner Autorität darstellen, ist jeder Missbrauch des Evangeliums Gottes für selbstsüchtige und lüsterne menschliche Zwecke ein Sakrileg."
Stres bedauerte, dass "junge Menschen, die uns zur Erziehung anvertraut waren, die Beute der Lüsternheit von einigen Priestern wurden". Die Umstände seien bekannt, "die Tatsachen sind schmerzhaft, unsere Aufgaben ebenfalls". "Die Wahrheit über uns sind unsere Taten, nicht unsere Worte. Das gilt auch für die Kirche", betonte der Laibacher Erzbischof bei dem Gottesdienst, den der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, leitete.
Ohne Glaubwürdigkeit "zum Scheitern verurteilt"
Wenn Aussagen und die Verkündigung der Kirche "nicht glaubwürdig sind, sind sie zum Scheitern verurteilt". Wörtlich forderte Stres: "Zwischen unserem innersten persönlichen Leben und Fühlen einerseits und unserem öffentlichen Auftreten und Reden andererseits darf und kann es keinen Widerspruch geben."
In Anlehnung an biblische Aussagen warnte Stres vor falschen Propheten, die als "Wölfe im Schafspelz" auftreten. Sie würden "Menschlichkeit vortäuschen, in Wirklichkeit vor allem auf ihren eigenen Vorteil bedacht sein". Auch die Kirche sei vor ihnen nicht gefeit. Und durch "schöne Worte" könne man nicht nur andere, sondern auch sich selbst betrügen. Daher müsse sich die Kirche immer wieder selbst erneuern, allen voran die Bischöfe und Priester. "Es geht nicht darum, dass wir nur gute Früchte tragen, sondern dass wir vor allem gute Bäume werden", so der Erzbischof. Erst dadurch könne man "jede Doppelzüngigkeit, jedes Doppelspiel und zweierlei Maßstäbe" vermeiden.
Jesus habe sich selbst als Wahrheit bezeichnet, "weil er alles, worüber er redet, auch selbst tut", sagte Stres. "Niemand hat je einen Gegensatz zwischen seinen Worten und seinen Taten finden können - am wenigsten damals, als er sich ans Kreuz schlagen ließ", so der Erzbischof.