Bischof Alois Schwarz baut Dialog zwischen Kirche und Wirtschaft aus
Wien (KAP 09.06.2010) Der Klagenfurter Bischof Alois Schwarz trifft dieser Tage Spitzenvertreter der österreichischen Wirtschaft und setzt damit den Dialog zwischen Kirche und Wirtschaft, den er in Kärnten seit Jahren erfolgreich führt, auf Bundesebene fort. Er verstehe sich als "Gesprächspartner auf Augenhöhe", sagte Schwarz als Gast des Arbeitskreises "Wirtschaft und Religion" der Industriellenvereinigung (IV), an der auch IV-Präsident Veit Sorger und Generalsekretär Markus Beyrer teilnahmen. Der in der Bischofskonferenz für Umwelt, Wirtschaft und Landwirtschaft zuständige Referatsbischof wird in dem Gremium hinkünftig regelmäßig vertreten sein und die vielen gemeinsamen Berührungspunkte als Vertreter der katholischen Kirche wahrnehmen, wie Schwarz am Mittwoch im Gespräch mit "Kathpress" ankündigte - kurz vor einem weiteren Treffen mit Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl.
Er nehme eine große Offenheit von Spitzenvertretern der Wirtschaft für auch christlich grundgelegte Werte wie Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit und Solidarität wahr, so der Bischof. Gerade in Zeiten einer globalen Krise sei der Bedarf nach einer Neuausrichtung an Kriterien des Gemeinwohls durchaus gegeben. Die Kirche habe diesbezüglich ein jahrhundertealtes ethisches Fundament; letztlich seien auch die Zehn Gebote des Alten Testaments nach wie vor taugliche Instrumentarien für eine Wirtschaft, die im Dienst des Menschen steht.
Umgekehrt erwartet sich Bischof Schwarz auch eine kompetentere Beurteilung ökonomischer Zusammenhänge durch kirchliche Einrichtungen sowie verstärktes "unternehmerisches Denken". Er halte es für unangemessen, etwa in Predigten pauschal über die "Gier der Manager" herzuziehen, da wünsche er sich mehr Differenzierung. Letztlich sei auch jeder Sparer, der von seinem Bankberater höchste Zinsen verlangt, Teil eines Finanzsystems, das neue Spielregeln brauche, meinte Schwarz. Das Fragen nach dem "richtigen Maß" sei Aufgabe der gesamten Gesellschaft, nicht nur der Wirtschaftstreibenden.
Für kommenden Herbst wurde bei dem Treffen zwischen Schwarz und der IV eine Tagung ins Auge gefasst, bei der es um Kooperations- und Konfliktfelder zwischen Kirche und Wirtschaft gehen soll.
Als Beispiel für Kooperation nannte der Kärntner Bischof gegenüber "Kathpress" das gemeinsame bildungspolitische Anliegen einer binnendifferenzierten Schule für alle 10- bis 14-Jährigen. Diese hatten Wirtschaftsvertreter jüngst in die politische Debatte um ein "Gymnasium für alle" eingebracht. In seiner Diözese gebe es mit dem Realgymnasium in der Klagenfurter Ursulinengasse bereits einen erfolgreichen Schulversuch in diese Richtung: die Katholische Modellschule St. Ursula mit dem Schwerpunkt Inklusive Pädagogik.
Respekt für sozialkritische Rolle der Kirche
IV-Präsident Sorger nannte Industrie und Kirche als "zentrale Stützen unseres Landes". Der Industriellenvereinigung sei ein steter Dialog mit der katholischen Kirche und anderen Religionsgemeinschaften sehr wichtig. "Als Unternehmensvertreter schätzen wir das gesellschaftspolitische Engagement der Kirchen und respektieren ihre kritische und mahnende Rolle in sozialen Fragen", so Sorger. Gleichzeitig wünsche sich die IV von den kirchlich Verantwortlichen "mehr Optimismus im Blick auf Wirtschaft und Gesellschaft und auch mehr Vertrauen in die wirtschaftlich Verantwortlichen".
IV-Generalsekretär Beyrer wies auf die "in vielen Bereichen weitgehende thematische Übereinstimmung" zwischen Industrie und Kirche hin, "etwa bei der Beurteilung der Europäischen Integration, den Einschätzungen zur Migrations- und Integrationspolitik, dem Schwerpunkt Bildung oder den Initiativen zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen".