Schönborn: Papst von der Freundschaft mit Jesus beseelt
Wien, 19.04.2010 (KAP) Nur im völligen Vertrauen auf das Wort Jesu ist das Papstamt überhaupt annehmbar und ausübbar. Das hat Kardinal Christoph Schönborn bei der
Festmesse zum fünfjährigen Pontifikatsjubiläum von Papst Benedikt XVI. am Montagabend im Wiener Stephansdom betont. Schönborn sprach in seiner Predigt von einer doppelten - menschlichen und geistlichen - Überforderung: Ein weltweites Leitungsamt über mehr als eine Milliarde Katholiken mit so vielen unterschiedlichen Traditionen, Herausforderungen und Sorgen auszuüben, sei praktisch unmöglich. Doch diese Überforderung sei nicht von Menschen selbst gewählt, sondern Jesus selbst habe dem obersten Hirten der Kirche dieses Amt zugemutet.
Schönborn verwies auf das Wort Jesu: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen." Jesus selbst baue seine Kirche, nicht Petrus, betonte Schönborn. Das gebe die nötige Kraft und Zuversicht für das Papstamt.
Vertrauen auf die Zuverlässigkeit des Wortes Jesu
Benedikt XVI. habe im Rückblick auf seine Wahl von einem auf ihn zukommenden "Fallbeil" gesprochen, erinnerte Schönborn. Doch der damals bereits 78-jährige Kardinal Joseph Ratzinger habe die Wahl letztlich im Vertrauen auf die Zuverlässigkeit des Wortes Jesu - bei gleichzeitigen Wissen um die eigenen menschlichen Grenzen - angenommen. Der Papst sei von der Freundschaft mit Jesus beseelt und in dieser Freundschaft gehe er seinen Weg.
Den Menschen Joseph Ratzinger zeichne eine "begnadete Intelligenz" sowie eine "existenzielle Tiefe" aus, mit der er Glaubensfragen auslote. Er habe eine "unvergleichliche Gabe der Synthese", eine "grandiose Sprachfähigkeit" und sei von einer "großen Leidenschaft für die Heilige Schrift" geprägt.
Freilich gebe es auch Grenzen: etwa jene des Alters aber auch des Temperaments. Scheu und zurückhaltend sei der Papst, so Schönborn, zugleich aber auch von einer tiefen Einfachheit und Demut, die die Menschen bei allen persönlichen Begegnungen tief berühre.
Beeindruckend sei auch die Bereitschaft des Papstes, Fehler und Pannen einzugestehen, so Schönborn weiter: "Es stünde uns allen gut an, mit der gleichen Demut auch eigene Fehler zu benennen und einzugestehen."
Konzelebranten von Kardinal Schönborn waren der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, die Diözesanbischöfe Egon Kapellari (Graz-Seckau), Ludwig Schwarz (Linz) und Elmar Fischer (Feldkirch) sowie die Weihbischöfe Helmut Krätzl (Wien), Franz Scharl (Wien) und Franz Lackner (Graz). An der Spitze der Vertreter der anderen christlichen Konfessionen in Österreich nahm der Orthodoxe Metropolit von Österreich, Michael Staikos, an dem Festgottesdienst teil.