Schönborn: Papstbrief ist klare Maßgabe auch für Österreich
Wien (KAP 20.03.2010) Der Hirtenbrief des Papstes zum Thema Missbrauch richtet sich an alle Katholiken weltweit und insbesondere auch an die katholische Kirche in Österreich. Das hat Kardinal Christoph Schönborn in einer ersten Reaktion zu dem am Samstag veröffentlichten Papstschreiben betont. "Man spürt in diesem Brief, dass der Papst die Enttäuschung und auch den Zorn sehr wohl wahrgenommen hat - und es ist ihm klar, dass der nicht nur auf Irland beschränkt ist", sagte Schönborn in einem "Kathpress"-Interview. "Dieser Brief ist auch an uns in Österreich geschrieben", so der Wiener Erzbischof und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.
Der Hirtenbrief habe die "erhoffte und wünschenswerte Klarheit", verweist Schönborn auf die Worte Benedikts XVI. an die Opfer und besonders auch an die Täter, in denen der Papst klarstellt, dass sich letztere auch vor Gerichten verantworten müssen. "Die Klarheit mit der der Papst von der Verantwortung spricht, tut uns allen gut. Sie ist unbedingt notwendig und eine klare Maßgabe, an die wir uns unbedingt halten müssen."
Der Kardinal erklärte, dass die einzelnen Punkte, die Benedikt der XVI. anspricht, "eins zu eins" auf die österreichische Situation passten. "Der Brief wendet sich an ein Land, in dem die katholische Kirche eine große Geschichte hat, in der schwerer Missbrauch geschehen ist und wo viel Vertrauen in die Kirche zerstört worden ist", so Kardinal Schönborn. Der Papst spreche dies in einer Direktheit und Offenheit an, die nichts diplomatisch verschleiere. Schönborn: "Ich denke, das ist für uns eine klare Maßgabe."
Als "berührend" bezeichnete der Wiener Erzbischof den Passus des Papstbriefs über die Begegnungen mit Opfern des sexuellen Missbrauchs. Benedikt XVI. sage, dass er mehrfach seit seiner Wahl Opfer sexuellen Missbrauchs getroffen habe (u.a. im Jahr 2008 in den USA und in Australien) und dass er bereit sei, das auch in Zukunft zu tun. Kardinal Schönborn zitierte die Worte des Papstes: "Ich habe mit ihnen zusammen gesessen, habe ihre Geschichten gehört, ihr Leiden wahrgenommen und mit ihnen und für sie gebetet".
Der Wiener Erzbischof erinnerte auch an die Formulierung Benedikts XVI., dass die Kirche, "um von dieser tiefen Wunde zu genesen, die schwere Sünde gegen schutzlose Kinder vor Gott und vor anderen offen zugeben muss". Diese Anerkennung, "begleitet durch ernste Reue für die Verletzung der Opfer und ihrer Familien", müsse zu einer gemeinsamen Anstrengung führen, um den Schutz von Kindern vor ähnlichen Verbrechen in Zukunft sicher zu stellen. Im Zeichen dieser Reue werde am Mittwoch der Karwoche, 31. März, im Wiener Stephansdom ein Bußgottesdienst stattfinden, kündigte der Kardinal an.