Manfred Scheuer ist neuer Linzer Bischof
Amtsübernahme am Sonntagnachmittag im Mariendom mit Nuntius, Schönborn und zahlreichen weiteren Festgästen aus Kirchen und öffentlichem Leben
Linz, 17.01.2016 (KAP) Manfred Scheuer ist neuer Bischof der Diözese Linz. An seiner feierlichen Amtseinführung am Sonntagnachmittag im Linzer Mariendom und dem anschließenden Fest auf dem Domplatz nahmen Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, Kardinal Christoph Schönborn, weitere 18 Bischöfe aus dem In- und Ausland, Gästen aus Ökumene und öffentlichem Leben sowie Tausende Gläubige aus Oberösterreich teil. "Wir haben Dich für geeignet befunden, die Leitung der Diözese Linz zu übernehmen, da Du Dich mit Deinen Fähigkeiten ausgezeichnet bewährt hast und sowohl in geistlichen Belangen als auch in dogmatischer wie ökumenischer Theologie gelehrt und erfahren bist", heißt es im Ernennungsdekret von Papst Franziskus an Bischof Scheuer, das am Beginn des Festgottesdienstes verlesen wurde.
Scheuer selbst - er ist der 14. Linzer Bischof seit der Gründung der Diözese 1784 - hielt die Predigt vor der Festgemeinde. Darin hielt er fest, die Kirche dürfe nicht um sich selbst kreisen, und sie werde wohl "in Zukunft ärmer sein" - in materieller und personeller Hinsicht, aber "auch ärmer an Bedeutung, Macht und Einfluss, vielleicht aber näher am Evangelium".
Er komme zugleich "alt und neu in die Diözese Linz und nach Oberösterreich", so Scheuer weiter. Hier sei seine Heimat, freilich sei er "auch entwöhnt und habe anderswo meine Wurzeln geschlagen". Somit brauche er Zeit hier anzukommen, sagte der Bischof. Die Kirche in Oberösterreich sei "eine höchst gemischte und durchwachsene Gesellschaft", in der die von Gott geschenkten Charismen in bunter Vielfalt gelebt würden.
Auftakt mit neuer Bischofs-Fanfare
Die gesamte Feier wurde im Fernsehen (ORF 2 Oberösterreich und ORF III) ab 14.35 Uhr und von "Radio Maria" live übertragen. Um 15 Uhr ertönte eine eigens von Domorganist Wolfgang Kreuzhuber für die Amtseinführung komponierte "Fanfare für Bläser und zwei Orgeln". Zunächst zog Kardinal Christoph Schönborn mit den Bischöfen vom hinteren Portal aus in den Mariendom ein, der mehr als 10.000 Personen Platz bietet. Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz stellte Scheuer vor und nahm mit dem Linzer Dompropst Wilhelm Vieböck auch dessen Begrüßung vor. Mit Scheuer zogen das Linzer Domkapitel, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der lutherische Bischof Michael Bünker, der oberösterreichische Superintendent Gerold Lehner und der altkatholische Bischof Johannes Ekemezie Okoro als Vertreter der Ökumene sowie Vertreter der Diözese in den Dom ein, begleitet von Ministranten und Ministrantinnen aus Wirkungsstätten des neuen Bischofs in Oberösterreich.
Es folgten die Überreichung und feierliche Verlesung des Ernennungsdekrets durch den Linzer Ordinariatskanzler Johann Hainzl. Kardinal Schönborn lud Scheuer ein, auf der Kathedra (Bischofssitz) Platz zu nehmen und damit sein neues Amt sichtbar zu übernehmen. Dompropst Vieböck überreichte den Bischofsstab mit einem Bergkristall in der Mitte - ein vom oberösterreichischen Künstler Herbert Friedl entworfenes Geschenk des Domkapitels - und gab das erste feierliche Treueversprechen von Vertretern diözesaner Einrichtungen gegenüber dem neuen Diözesanbischof stellvertretend für alle Mitarbeiter und die Gläubigen ab.
Die Dommusik unter Domkapellmeister Josef Habringer gestaltete den Festgottesdienst mit viel Volksgesang. Die Lesungen (Jes 62,1-5 und 1 Kor 12,1-11) hielten Monika Aufreiter, blinde Telefonistin im Linzer Diözesanhaus, und die evangelische Pfarrerin Veronika Obermeir als Vertreterin der Ökumene, die Scheuer als Referatsbischof ein besonderes Anliegen ist. Das Evangelium, die Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-11) las Diakon Josef Walder, bisher theologischer Referent von Scheuer in Innsbruck. Die Predigt hielt der Linzer Bischof selbst.
Auch die Fürbitten danach gaben die Diözese Linz in der ganzen Breite ihres Ordens- und Organisationslebens wieder. Zum Hochgebet traten neben Kardinal Schönborn und Salzburgs Erzbischof Franz Lackner auch Scheuers Vorgänger Maximilian Aichern und Ludwig Schwarz sowie Generalvikar Severin Lederhilger und Dompropst Vieböck zum Altar.
Fest für Prominenz und Kirchenvolk
Neben den Persönlichkeiten aus dem kirchlichen Leben und der Ökumene nahmen zahlreiche Ehrengäste aus Politik - darunter Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Landeshauptmann Günther Platter und der Linzer Bürgermeister Klaus Luger -, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft, Weggefährten, Angehörige und Freunde von Bischof Scheuer, an der Amtseinführung teil. Aus ganz Oberösterreich reisten Gruppen in Bussen nach Linz, auch aus Innsbruck kam eine große Gruppe. Aus den Linzer Partner- und Nachbardiözesen kamen die Bischöfe Oleg Budkiewicz aus der Diözese Witebsk (Weißrussland), Kasimir Kondrusiewicz aus der Diözese Minsk (Weißrussland), György Jakubinyi aus der Diözese Alba Iulia (Rumänien), Vlastimil Krocil aus der Diözese Budweis und Stefan Oster aus der Diözese Passau.
Der Fokus der ganzen Feier lag nach dem Wunsch von Scheuer auf dem Kirchenvolk. Nach dem Gottesdienst zog sich der Bischof nicht mit Verwandten oder Ehrengästen zurück, sondern kam am Domplatz mit den Gläubigen zusammen. Für diese Begegnung wurden am Domplatz Zelte aufgestellt, Tee und Glühwein ausgeschenkt, Hausbrot aus der Bäckerei des Elternhauses von Manfred Scheuer in Haibach ob der Donau gereicht. Die Musikkapelle aus dem Heimatort spielte auf dem Domplatz auf.
Wappen mit Oberösterreich-Bezügen
Das Wappen von Bischof Manfred Scheuer zeigt seinen Wahlspruch "Spiritus vivificat - Der Geist macht lebendig" unter einem viergeteilten Schild mit Kleeblattkreuz (aus dem Linzer Diözesanwappen), ein Ährenbündel als Bezug zum elterlichen Bäckereibetrieb, zwei silberne Pfähle für die Landesfarben von Oberösterreich sowie eine zur Schildmitte fliegende goldene Taube: Sie veranschaulicht den Wappenspruch, verweist auf die Taufe und das Bemühen um Frieden. Die in die "Scheune" zu bringenden Ähren und die Taube als Symbol für "Frieden" nehmen zudem Bezug auf die Namen "Scheuer" und "Manfred" ("Mann des Friedens").
Das Wappen entstand im Heraldik-Atelier von Erika und Georg Watzenegger in Sulz (Vorarlberg), wo auch die Wappen des Feldkircher Bischofs Benno Elbs und von Militärbischof Werner Freistetter entstanden.