Schönborn über "Kathpress": "Verlässlichkeit statt Propaganda"
Verlässliche, professionellen Kriterien entsprechende Information einerseits und klare weltanschauliche Orientierung andererseits - das passt zusammen: Das sagte Kardinal Christoph Schönborn im Rahmen der Jubiläumsfeier 70 Jahre "Kathpress". Gerade die österreichische Katholische Presseagentur beweise, dass der "Spagat" zwischen "katholisch" und "journalistisch" zu schaffen ist, dass mit ihrer Berichterstattung nicht Propaganda oder auch nur Werbung für die Kirche gemacht wird, so der Wiener Erzbischof, der seit 2015 als "Medienbischof" gleichzeitig Präsident der "Kathpress" ist.
Schönborn vertrat die These, dass es weltweit keine zweite Organisation wie die katholische Kirche gibt, die mit ihrem breit aufgestellten Netzwerk an Diözesen, Pfarren und Gemeinschaften eine so umfassende, ungefilterte Basisinformation zur Verfügung stellen kann, gestützt auf eine Vielzahl von Informationskanälen aus allen Teilen der Welt. Dass damit auch Nachrichten über Themen verbreitet werden, die sonst in Filtern verblieben, ist nach den Worten des Wiener Erzbischofs zugleich Chance und enormer Anspruch, jedenfalls aber eine hochpolitische Aufgabe.
Laut Kardinal Schönborn gilt auch für Journalisten das achte Gebot "Du sollst nicht lügen", katholische Medienleute stünden zusätzlich vor der Frage, "ob auch alles gesagt wird", ob wirklich offen, breitflächig und kontrovers berichtet wird. Darüber habe man auch in der Bischofskonferenz mehrfach diskutiert, dort sei man unter dem Motto "Muss das sein?!" nicht immer nur begeistert über die Berichterstattung der "Kathpress" gewesen. Als fast täglicher, gründlicher "Kathpress"-Leser könne er jedoch ungeachtet so manches "Klageliedes über die Kosten" einer eigenen Nachrichtenagentur "Kathpress" sagen: "Die Investition lohnt sich."
Rund 250 Festgäste nahmen an der Feier am Dienstagabend im Wiener Raiffeisenforum teil, darunter neben zahlreichen Vertretern der von der "Kathpress" belieferten österreichischen Medienszene auch die Diözesanbischöfe Wilhelm Krautwaschl (Graz), Klaus Küng (St. Pölten) und Manfred Scheuer (Linz) und die Wiener Weihbischöfe Franz Scharl und Stephan Turnovszky. Weitere Gäste waren der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, Sr. Beatrix Mayrhofer und Abtpräses Christian Haidinger als Vertreter der Ordensgemeinschaften, Caritas-Präsident Michael Landau, KAÖ-Präsidentin Gerda Schaffelhofer, der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände, Helmut Kukacka, die Präsidentin des katholischen Publizistenverbands, Gabriele Neuwirth, Raimund Fastenbauer von der Israelitischen Kultusgemeinde, Oliver Henhapel vom Kultusamt, aus dem Bereich der Medienszene u.a. "Styria"-Chef Markus Mair, die Leiter der ORF-Abteilungen Religion in Fernsehen und Radio, Gerhard Klein und Doris Appel, Johannes Bruckenberger von der "APA"-Chefredaktion und "Furche"-Herausgeber Heinz Nußbaumer. "Gastgeber" des Abends war der Präsident der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, Erwin Hameseder.
"Weit über kirchlichen Tellerrand hinaus"
Hameseder lobte die "Kathpress" dafür, dass sie viele weit über rein kirchliche Themen hinausgehende Informationen verbreite - etwa zu Politik, Geschichte und auch Gesellschaft. Die Agentur blicke "weit über den nationalen und streng religiös-inhaltlichen Tellerrand hinaus". Er halte Medienvielfalt für ein hohes und unverzichtbares Gut, so Hameseder. Die Kirche sei wichtige Akteurin in der medialen Öffentlichkeit, nicht zuletzt aufgrund der "Kathpress". Und Kardinal Schönborn zeige mit seiner Teilnahme an der Kampagne "Gegen Hass im Netz" der Bundesregierung, "dass die Kirche nicht nur in den Medien, sondern auch beim Umgang mit den Medien eine wichtige Stimme hat".
Chefredakteur Paul Wuthe unterstrich in seiner Begrüßung, die "Kathpress" verstehe "katholisch" durchaus wörtlich als allumfassende Weite: "Als kleine Nachrichtenagentur können wir natürlich nicht über alles berichten, unser journalistischer Blick geht aber weit über Österreich und seine Nachbarländer hinaus auf die Weltkirche und betrifft kirchliche Themen genauso wie die Ökumene, die Welt der Religionen und jene Themen, wo christliche Positionen und christliches Engagement gesellschaftlich relevant sind."
Für die Festrede sorgte P. Federico Lombardi, der über Jahrzehnte die Medienarbeit für drei Päpste maßgeblich mitgestaltete: Er skizzierte die Arbeit mit und für Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus vor dem Hintergrund der Digitalisierung der Medien und veranschaulichte die Tendenz zu immer mehr Transparenz in der Pressearbeit des Vatikans.
Erste "Kathpress"-Ausgabe am 18.11.1946
Die erste Ausgabe der "Kathpress" erschien am 18. November 1946 anfangs probeweise unter der Bezeichnung "Katholische Pressezentrale". Seit 9. Februar 1947 firmiert die Nachrichtenagentur unter dem Namen "Kathpress". Ab 1951 hat die in der Erzdiözese Wien von Prälat Jakob Fried gegründete Presseagentur auch einen österreichweiten Auftrag: Die Österreichische Bischofskonferenz übernahm damals die Herausgeberschaft und die Kathpress fungiert seither neben ihrer Hauptaufgabe als Nachrichtenagentur auch als Pressestelle der Bischofskonferenz.
1962 unmittelbar vor Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils gründete die "Kathpress" gemeinsam mit den katholischen Nachrichtenagenturen aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz ein Korrespondentenbüro in Rom. Das römischen Büro unter der Bezeichnung "CIC - Centrum Informationis Catholicum" bildete zugleich die Grundlage für die bis heute bestehende Kooperation der deutschsprachigen katholischen Nachrichtenagenturen "KNA" (Deutschland), "kipa/kath.ch" (Schweiz) und "Kathpress". Neben den beiden Standorten in Wien und Rom gibt es Kathpress-Korrespondenten für Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina, die eine regelmäßige Berichterstattung über kirchliche Entwicklungen in Mitteleuropa ermöglichen.
1997 stellte die Bischofskonferenz die "Kathpress" auf neue rechtliche Grundlagen. Sie errichtete das Institut "Katholische Presseagentur" und beschloss ein Statut sowie ein Redaktionsstatut. Beide bilden die Grundlage für das gegenwärtige Wirken der mit der österreichischen Medienlandschaft vernetzten "Kathpress".
Quelle: kathpress (31.01.2017)