Christen im Irak nicht im Stich lassen
Die österreichischen Bischöfe unterstützen den chaldäisch-katholischen Patriarch Louis Sako in seinem eindringlichen Appell an den Westen, die Christen im Irak nicht im Stich zu lassen. Die Lage im Nordirak sei dramatisch und in diesen Tagen entscheidet sich, "ob die Christen in der Region eine Zukunft haben werden, wo sie seit den Anfängen der Kirche beheimatet sind", heißt es wörtlich in einer Erklärung zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz. Obwohl der IS inzwischen aus der Ninive-Ebene vertrieben wurde und die gänzliche Befreiung von Mossul immer näher rückt, stehe die Existenz der Christen vor Ort noch auf der Kippe.
Wenn die Christen in der Ninive-Ebene eine Zukunft haben wollen, müssen sie möglichst rasch zurückkehren und ihre Dörfer und Städte wieder aufbauen, denn nur so können sie vor Ort auch ihre Besitzansprüche und Rechte wahren. Nicht wenige christliche Flüchtlinge haben inzwischen den Irak verlassen und sind in westliche Staaten emigriert. Die meisten Menschen wollen aber zurück in ihre Heimat.
Die Situation in der Ninive-Ebene stelle sich sehr unterschiedlich dar, halten die Bischöfe fest: Einige Dörfer und Kleinstädte seien fast völlig dem Erdboden gleichgemacht, andere nur verhältnismäßig leicht beschädigt. Letztere könnten rasch wieder besiedelt werden. Einige hundert Familien seien bereits wieder unterwegs in ihre angestammten Ortschaften. Doch auch in den weniger zerstörten Siedlungen müsse die Infrastruktur neu aufgebaut werden, müssten Häuser, Schulen, Kindergärten, Kirchen renoviert oder neue Brunnen gegraben werden. "Klar ist, dass die Menschen dies aus eigener Kraft nicht schaffen werden. Sie brauchen Hilfe", so die Bischöfe.
Ein Weg dabei könnten die von Patriarch Sako vorgeschlagenen Patenschaften von Ländern der EU für konkrete Städte und Dörfer sein, um auf diese Weise beim Wiederaufbau zu helfen. Österreich sollte sich daran beteiligen und mit gutem Beispiel vorangehen, fordern die Bischöfe und weiter: "Gleichzeitig sollte sich unser Land mit allen politischen Mitteln dafür einsetzen, dass Sicherheit und Stabilität in der Region Mossul/Ninive-Ebene gewährleistet und Christen als gleichwertige Mitbürger von den dortigen politischen Autoritäten voll anerkannt werden." Schließlich gehe es darum, das verloren gegangene Vertrauen zwischen Christen und Muslimen wieder aufzubauen.
In den letzten Jahren habe die Kirche in Österreich ihre Hilfe für die Menschen im Nahen Osten deutlich verstärkt, vieles davon aufgrund von Spenden, heißt es weiter. So wurden die Mittel von 1,5 Millionen Euro (2009) auf zuletzt 7,6 Millionen (2016) erhöht, mit denen im vergangenen Jahr 185 Projekte unterstützt werden konnten. Konkrete Zeichen der Solidarität seien auch die Besuche von Bischof Manfred Scheuer vor wenigen Wochen sowie von Kardinal Christoph Schönborn im letzten Jahr im Nordirak gewesen, die fortgesetzt werden sollen. "Die Hilfe darf gerade jetzt nicht nachlassen und muss verstärkt werden, damit die Menschen in der 'Wiege des Christentums' weiter eine Zukunft haben", heißt es abschließend.
Quelle: kathpress (17.03.2017)