Hermann Glettler zum neuen Innsbrucker Bischof geweiht
Hermann Glettler ist am Samstag zum neuen Bischof der Diözese Innsbruck geweiht worden. Hauptkonsekrator bei der Feier in der Innsbrucker Olympiahalle war der Salzburger Erzbischof und Metropolit der westösterreichischen Kirchenprovinz Franz Lackner. Ihm zur Seite standen Glettlers Amtsvorgänger und jetziger Linzer Bischof Manfred Scheuer und der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl. Diese drei legten Glettler im stillen Gebet um den Heiligen Geist die Hände auf und vollzogen damit seine Weihe und die Weitergabe des Bischofsamtes. Weitere Konzelebranten waren Kardinal Christoph Schönborn und Erzbischof Simon Ntamwana (Gitega/Burundi).
Am Beginn der Weiheliturgie bat der bisherige Innsbrucker Diözesanadministrator Jakob Bürgler den Salzburger Erzbischof darum, Hermann Glettler zum Bischof zu weihen. Im Anschluss wurde das päpstliche Ernennungsdekret des Erwählten durch die Ordinariatskanzlerin Gudrun Walter verlesen. Darin schreibt Papst Franziskus über Hermann Glettler: "Ich weiß um deinen Einsatz für die Armen und Notleidenden, für die Seelsorge sowie für die Neuevangelisierung. Ich weiß um deine geistliche Lebensführung wie auch um deine umfassende theologische wie auch allgemein menschliche Bildung. Auf dich fällt mein Blick und dich erachte ich als den Geeigneten für das Amt des Vorstehers dieser Diözese. Auf Vorschlag der Kongregation für die Bischöfe ernenne ich dich deshalb kraft meiner Apostolischen Vollmacht zum Bischof der Diözese Innsbruck. Zugleich übertrage ich dir alle Rechte und Pflichten, die mit diesem Amt verbunden sind."
Impressionen
Bischof Manfred Scheuer, Glettlers Vorgänger in Innsbruck, hob in seiner Predigt Glettlers besondere Aufgabe hervor, ein Vermittler "zwischen Religion und Aufklärung, Spiritualität und Solidarität, Tradition und Moderne, Heimat und Weltoffenheit, Freiheit und Selbstbestimmung" zu sein. "Bischof Hermann kann Brücken bauen über existentielle Abgründe hinweg, Brücken aber auch zu den ausdrücklich Nichtgläubigen. Er hat sich schon bisher verstärkt jenen gewidmet, die kein Nahverhältnis zur Kirche haben, die mit der Kirche nichts am Hut haben", so der nunmehrige Linzer Bischof. Als Künstler und Bischof werde Glettler zudem ein "Diener der Freude und der Schönheit" sein.
Starken Ausdruck finde diese Aufgabe laut Scheuer in der Herz-Jesu-Verehrung, mit der Glettler nun zweifach verbunden sei: Diese stark mit der Identität Tirols verbundenen Form der Religiösität werde als "entweder etwas ziemlich Liebliches oder etwas ganz Politisches" verstanden; weit verbreitet sei sie zudem auch in der missionarisch tätigen Gemeinschaft Emmanuel, der Glettler angehört. Sie stehe zudem auch für "Solidarität mit denen, die Verwundungen haben, bei denen so gar nichts glatt geht". Mit einem Zitat der Rockgruppe "Böhse Onkelz" verwies Scheuer zudem darauf, dass es auch Anliegen Glettlers sei, die Sehnsucht jedes Menschen nach Gott am Leben zu erhalten. "Lieber Bischof Hermann, du wirst mit Freude aufgenommen und du wirst Freude bringen", schloss Scheuer.
Fünfter Bischof der Diözese
Hermann Glettler ist der fünfte Diözesanbischof der 1964 errichteten Diözese Innsbruck. Zu ihr gehört Nordtirol bis zur Ziller sowie Osttirol, die bereits an der Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert christianisiert wurden. Für die Bischofsweihe wurde mit der Innsbrucker Olympiahalle ein ungewöhnlicher Ort gewählt. Im Gegensatz zum Innbrucker Dom, der nur rund 750 Mensch Platz bietet, war es auf diese Weise den rund 7.000 Gläubigen möglich, gemeinsam mit dem neuen Bischof dessen Weihe und damit das Ende der fast zweijährigen Sedisvakanz zu feiern. Unter ihnen waren rund 600 Ministranten, 300 Priester und zahlreiche Bischöfe aus dem In- und Ausland. Die Ortswahl sei auch ein "starkes Zeichen", dass Glettler an "Andersorte" gesandt sei, deutete dies Scheuer in seiner Predigt.
Neben Kardinal Schönborn, Erzbischof Lackner und Bischof Scheuer nahm auch der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, an der Feier teil. Weiter Mitfeiernde aus dem österreichischen Episkopat waren die Diözesanbischöfe Klaus Küng, Alois Schwarz, Ägidius Zsifkovics und Benno Elbs, die Weihbischöfe Franz Scharl, Anton Leichtfried, Stephan Turnovszky und Hansjörg Hofer sowie die emeritierten Bischöfe Alois Kothgasser, Maximilian Aichern und Ludwig Schwarz. Aus dem Ausland waren die Bischöfe Ivo Muser (Bozen-Brixen/Italien), Lauro Tisi (Trient/Italien) und Eugen Schönberger von der Innsbrucker Partnerdiözese Satu Mare in Rumänien gekommen.
Bischof durch Handauflegung und Gebet
Nach der Predigt von Bischof Scheuer folgte der eigentliche Weiheakt des neuen Bischofs. Hermann Glettler versprach, der Kirche durch die Gnade des Heiligen Geistes in seinem Amt zu dienen, das durch Handauflegung und Gebet übertragen wurde. Hauptzelebrant Lackner setzte diese seit den Anfängen der Kirche belegte Geste als erster, danach taten dies auch die anderen Bischöfe. Währenddessen verharrten die Gläubigen in stillem Gebet.
Der Salzburger Erzbischof salbte das Haupt Glettlers und überreichte ihm Evangeliar, Bischofsring, Mitra und Hirtenstab als bischöfliche Insignien. Sie machen den Dienst des Bischofs als Verkündiger, Lehrer und Hirte sichtbar. Stab und Brustkreuz sind nicht neu, sondern wurden von Glettler aus einem kirchlichen Bestand ausgewählt. Sie wurden jedoch vom Grazer Künstler Gustav Troger nachbearbeitet. Die Löcher im aufgebohrten Kreuz sind eine Anspielung auf das durchbohrte Herz Jesu und die Bohrungen im Hirtenstab sollen Durchlässigkeit, Transparenz, aber auch Verwundbarkeit ausdrücken, heißt es dazu im Feierheft.
Zum Abschluss des Weiheaktes umarmten alle Bischöfe den Neugeweihten und bekundeten damit seine Aufnahme in das Bischofskollegium. Dem folgte schließlich der Friedensgruß, den Bischof Glettler mit einer Delegation von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Diözese austauschte. Diese bezeugten damit ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem neuen Bischof.
Kollekte für Obdachlose
Die Kollekte bei der Bischofsweihe kam auf Wunsch von Bischof Glettler der Krankenpflege Obdachloser und dem Integrationshaus der Caritas zugute. Zuvor hatten Ministranten, Mitglieder einer Tiroler Familie sowie Vertreter der afrikanischen Gemeinde die Gaben zum Altar gebracht.
Als Zeichen ökumenischer Verbundenheit waren auch Vertreter anderer christlicher Kirchen anwesend, darunter der evangelische-lutherische Superintendent Olivier Dantine, der eine Lesung vortrug. Die sehr gute Beziehung der Diözese zur Israelitischen Kultusgemeinde wurde unterstrichen durch die Teilnahme von IKG-Landespräsident Günter Lieder. Unter den Gästen waren auch zahlreiche weitere Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionsgemeinschaften.
Auch "steirisches" Fest
Das Land Tirol war bei der Bischofsweihe repräsentiert durch Landeshauptmann Günther Platter und Landtagspräsident Herwig van Staa, Südtirol war vertreten durch Landeshauptmann Arno Kompatscher. Neben der Landesregierung und zahlreichen Landtagsmitgliedern nahmen auch die Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, Vizebürgermeister Christoph Kaufmann sowie Mitglieder der Stadtpolitik an der Feier teil.
Nach Innsbruck waren auch über 500 Gäste aus Glettlers Heimat, der Steiermark, gekommen mit Bischof Krautwaschl und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer an der Spitze. Allein sechs Busse kamen aus der Pfarre St. Andrä in Graz, wo Glettler lange als Pfarrer wirkte, und aus seiner Heimatgemeinde Übelbach mit der Musikkapelle des Ortes.
In Anschluss an die Weiheliturgie waren alle Teilnehmer zu einer Agape in der Olympiahalle eingeladen. Danach verlegte sich das Geschehen in die Innsbrucker Innenstadt, wo am Domplatz ein landesüblicher Empfang stattfand. Dem folgte um 19 Uhr eine feierliche Vesper, die der neue Bischof erstmals von seiner Kathedra in der Domkirche aus leitete.
Die gesamte Weiheliturgie wurde im Fernsehen auf ORF 2 (Tirol) bzw. ORF III sowie von "Radio Maria" live übertragen. Sie war durch eine vielfältige musikalische Gestaltung geprägt. Insgesamt 400 Musiker in sieben Chrformationen, einem Bläserensembel und zwei Musikkapellen wirkten daran mit und verwandelten gemeinsam mit der Feiergemeinde die Olympiahalle für die Dauer der Liturgie in eine Kathedrale.
Quelle: Kathpress