Schönborn in Sarajewo: Kreuz ist Friedenszeichen
"Jesus hat nicht Gewalt gepredigt und Leben genommen, sondern sein Leben hingegeben am Kreuz, das damit ein Zeichen des Friedens ist." Diesen Gedanken stellte Kardinal Christoph Schönborn in das Zentrum seiner Predigt bei der Festmesse am Sonntagabend zum Beginn der Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in Sarajewo. Die Menschen dieser Stadt hätten im letzten Krieg während der Belagerung "das Kreuz erlebt, und wir sind dankbar für dieses Zeugnis", so der Vorsitzende des österreichischen Episkopats bei der Feier in der Kathedrale. Weil in Bosnien-Herzegowina der Frieden aber noch nicht vollendet sei, "beten wir dafür, dass Frieden und Gerechtigkeit kommen und die Kirche in diesem Land eine Auferstehung erlebt."
Der Wiener Erzbischof thematisierte die Frage, inwieweit Religion im Allgemeinen und das Christentum im Speziellen ein Gewaltpotential in sich tragen würde. Die Geschichte zeige leider, dass es viele Kriege mit religiösen Elementen gegeben habe. Unter Bezugnahme auf das Tagesevangelium müsse man feststellen, dass die "Tempelreinigung keine friedliche Aktion" war. Wenn man aber genau hinhöre, dann habe Jesus damit niemanden verletzt und sein Motiv war nicht Hass oder Gewalt, sondern die Reinigung des Hauses Gottes vom Kommerz. Anders als bei totalitären Ideologien wie Kommunismus und Nationalsozialismus mit Millionen Toten habe sich Jesus selbst hingegeben. "Reinigung im christlichen Sinn ist Lebenshingabe und Kreuzesopfer", so der Kardinal. Die Torheit der Kreuzesbotschaft sei die Mitte des christlichen Glaubens und der Weg zur Überwindung von Gewalt.
Dank an Österreich für Hilfe
Als "besonderes Zeichen der Solidarität" wertete Kardinal Vinko Puljic die Anwesenheit der österreichischen Bischöfe in Bosnien und Herzegowina. Dies umso mehr, weil der dritte Fastensonntag landesweit hier und in Kroatien als "Sonntag der Solidarität" begangen wird. Die Spenden an diesem Sonntag kommen dabei Hilfsbedürftigen zu Gute, die von den Folgen des Krieges in Bosnien-Herzegowina noch immer betroffen sind.
Ausdrücklich dankte der Erzbischof von Sarajewo für die Hilfe im und nach dem Krieg aus Österreich:
"Wir können die Aktion 'Nachbar in Not' nicht vergessen, die uns geholfen hat zu überleben, nicht nur uns Katholiken, sondern den vielen Einwohnern dieses Landes."
Kaiser-Karl-Reliquie für Sarajewo
Im Rahmen der Festmesse überbrachte die "Kaiser Karl Gebetsliga für den Völkerfrieden" eine Reliquie des Seligen Karl eingesetzt in ein "Splitterkreuz" an Kardinal Puljic. Das Kreuz wurde von österreichischen Soldaten im Rahmen eines friedensbildenden Einsatzes am Golan aus den Trümmern dort aufgefundener Artillerie-Granaten geschaffen. Beides - Reliquie und Kreuz - sollen das Anliegen des seliggesprochenen und zugleich letzten Habsburgerkaisers symbolisieren: die Überwindung des Kriegs durch das Streben nach Frieden. Das erklärte Camilla Habsburg als Überbringerin der Reliquie gegenüber "Kathpress".
Karl I. (1887-1922) wurde am 3. Oktober 2004 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Johannes Paul II. betonte damals, Kaiser Karl habe von Anfang an sein Herrscheramt "als heiligen Dienst an seinen Völkern" verstanden:
"Sein ernstes Bestreben war es, der Berufung des Christen zur Heiligkeit auch in seinem politischen Handeln zu folgen. Dabei war ihm der Gedanke der sozialen Liebe wichtig."
Der Papst qualifizierte den letzten Kaiser von Österreich und König Ungarns als "Freund des Friedens". In Karls Augen sei der Krieg "etwas Entsetzliches" gewesen. Mitten in den Stürmen des Ersten Weltkriegs an die Regierung gelangt, habe er versucht die Friedensinitiative von Papst Benedikt XV. aufzugreifen, so Johannes Paul II. Der Vatikan betonte damals auch vor dem Hintergrund von Kritik, dass die Seligsprechung nicht der Habsburgermonarchie, sondern allein der Person Karls und der von ihm gelebten "Heiligkeit eines Christgläubigen" gelte.
Der gegenwärtige Papst hat den Seligen Karl zuletzt im November 2016 im Rahmen einer Audienz für die Mitglieder des Hauses Habsburg gewürdigt. Karl habe sich nach der Herrschaftsübernahme im Jahre 1916 "mit allen seinen Kräften für den Frieden eingesetzt" auch "auf die Gefahr hin, nicht verstanden und verlacht zu werden". Karl biete aus diesem Grund ein Beispiel, das "so aktuell wie eh und je ist: wir können ihn als Fürsprecher anrufen, dass Gott den Frieden für die Menschheit erhalte", so Papst Franziskus.
Quelle: kathpress (05.03.2018)