Junge Frau predigte vor Bischöfen in Mariazell
Beim zentralen Festgottesdienst der Sommervollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell ist eine junge Frau zu Wort gekommen: Die Theologiestudentin Eva Wimmer (20), Österreichs Vertreterin bei der Jugend-Vorsynode im März in Rom, hielt in der Basilika gemeinsam mit Bischof Wilhelm Krautwaschl eine Dialogpredigt. Die Messe stand - wie auch das im Herbst stattfindende Weltbischofstreffen in Rom - im Zeichen der Berufung, wurde mit ihr doch das 100-jährige Bestehen des "Canisiuswerkes", das sich der Förderung von Berufungen und der Unterstützung der Priesterseminaristen verschrieben hat, gefeiert.
"Wir wollen als junge Menschen in der Kirche besser gehört werden, wir wollen mehr Platz bekommen und wir wollen mehr Verantwortung übernehmen."
Das sei das gemeinsame Anliegen und Ziel der Teilnehmer der Vorsynode gewesen, trotz sehr unterschiedlicher Problemlagen und Hintergründe, berichtete Wimmer. Die 300 Jugendlichen in Rom hätten es geschafft, bei aller Meinungsverschiedenheit einander zuzuhören, nicht gegeneinander zu arbeiten und die Botschaft des anderen zu achten. Daraus sei ein "ausdrucksstarkes" Abschlussdokument als Vorbereitung für das Bischofstreffen entstanden, das die Vielfalt der Meinungen und Interessen widerspiegle.
Große Hoffnung setzt die junge Oberösterreicherin auf Papst Franziskus: Der Pontifex habe die Jugendlichen ermutigt, ihre Stimme zu erheben, die jeweilige Meinung kundzutun, die Kirche auch zu kritisieren und dem Gegenüber zuzuhören. Einen Satz aus der Vorsynoden-Eröffnungsrede, mit dem Franziskus das Eis gebrochen habe, legte Wimmer auch den Bischöfen ans Herz:
"Riskiert etwas! Wenn ein junger Mensch mit 20 Jahren nichts riskiert, dann ist er bereits mit 20 Jahren schon alt und ich will keine alte Kirche, sondern ich will eine junge Kirch die lebendig und aktiv ist. Also riskiert etwas!"
Das Abschlussdokument der Vorsynode fördere das Nachdenken über den Weg, den junge Menschen hin zum Glauben und zu ihrer Lebensberufung gehen wollen und können, würdigte Bischof Krautwaschl die geleistete Vorarbeit der jugendlichen Delegierten. Deutliche Schlaglichter seien dabei auf "weltweit sehr unterschiedliche und komplexe Situationen" geworfen worden, darunter vor allem die Themenbereiche Familie, Armut und Bildung. Das auf dieser Basis erstellte Arbeitsdokument für die Bischofssynode im Oktober wird für die kommenden Tage erwartet.
Als Referatsbischof für das Canisiuswerk forderte Krautwaschl in seinem Predigtteil zudem auch in Österreich ein stärkeres Nachdenken über Berufungen: Es gehe dabei auch um "Berufungen in die Gemeinschaft derer, die an Christus glauben", sowie um Berufungen in der Kirche, sagte er. Berufung sei kein Eigeninteresse oder Eigennutz, sondern vor allem ein "Leben der Liebe, die Jesus gelebt hat". Zentral sei dabei, Gottes Liebe in den jeweiligen Herausforderungen anzunehmen und sie im eigenen Leben zu "übersetzen". Berufung sei somit ein "immer deutlicheres Hineinwachsen in den Lebensstil der Liebe unseres Herrn".
Die Bischöfe wie auch alle Gläubigen seien dem Anliegen der Berufungen verpflichtet, hob Krautwaschl hervor. Die Kirche müsse sich als "Gemeinschaft der Herausgerufenen" verstehen und sich daran orientieren, "dass die Menschen in ihr ihren je speziellen Weg der Berufung finden".
Im Anschluss an den Gottesdienst stand in Mariazell für Mittwochnachmittag ein Festakt zu "100 Jahre Canisiuswerk" mit Impulsreferaten von Bischof Krautwaschl, dem Regens der Priesterseminare der Diözesen Graz-Seckau und Gurk, Thorsten Schreiber, sowie der Vorsynoden-Delegierten Eva Wimmer auf dem Programm. Motto der Veranstaltung war "Gemeinsam berufen werden". (Infos: www.canisius.at)
Quelle: kathpress (13.06.2018)