Turnovszky an Synode: Jugend erwartet von Kirche Glaubwürdigkeit
Die katholische Kirche soll im Umgang mit Missbrauch und Hass im Netz sowie in der Ökologie "Vorreiterin" sein und in diesen Bereichen junge Menschen involvieren. Das hat Österreichs Jugendbischof Stephan Turnovszky am Mittwoch in einer Wortmeldung bei der laufenden Bischofssynode in Rom vorgeschlagen. In seiner Wortmeldung ("Intervento"), die "Kathpress" schriftlich vorliegt, betonte der Wiener Weihbischof, Jugendliche erwarteten von der Kirche in erster Linie Glaubwürdigkeit - also "größtmögliche Übereinstimmung von Handeln und Lehre". "Abgestoßen" dagegen fühlten sie sich, wenn sie die Kirche als nicht besser als die übrige Welt empfänden.
Als Leitwort seiner Überlegungen nannte Turnovszky die Belehrung der Jünger durch Jesus im Matthäusevangelium (Mt 20, 25ff), wo die Kirche als "Kontrastgesellschaft" zum sonst üblichen Machtmissbrauch gekennzeichnet wird. "Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein", zitierte der Wiener Weihbischof.
Das in der Kirche heuer wieder aufgeflammte Thema Missbrauch nannte Österreichs Vertreter bei der Synode als einen jener Bereiche, die jungen Menschen besonders wichtig seien. Dass es auch in der Kirche zu Missbrauch kommt, sei "beschämend, aber auch eine Chance", wie Turnovszky vor den Bischöfen aus aller Welt darlegte. "Wir können mit einer ehrlichen und sauberen Aufarbeitung der Welt einen Dienst erweisen: Ergreifen wir als Kirche die Chance, beim Thema Missbrauch zu Vorreitern für die ganze Gesellschaft zu werden", appellierte der Bischof an seine Zuhörer. "Wir wollen das Thema nicht irgendwie erledigen, sondern mit Exzellenz!"
Sich dem Thema ehrlich zu stellen, Schuld öffentlich einzugestehen, Missbrauch begünstigende Strukturen ehrlich zu hinterfragen und auch zu verändern sei wohl ein "schmerzhafter" Prozess, der aber "nötig sein wird", sagte Turnovszky. Es gehe dabei nicht nur um sexuellen Missbrauch, "sondern um tiefsitzenden Machtmissbrauch in der Kirche, der Menschen unfrei und klein macht". Der Bischof riet, junge Menschen einzubinden, um all das grundlegend zu verändern "und so letztlich weit über die Kirche hinaus Gesellschaft segensreich zu gestalten, ihr zu dienen".
"Ethischer Mindeststandards" im Internet
Gleiches solle für die Gestaltung der jungen Leuten vertrauten digitalen Welt gelten. Das Internet habe auch "dunkle und hässliche Seiten", wies Turnovszky hin: "Eine davon ist Hass im Netz", den es "erschreckenderweise auch auf katholischen Seiten" gebe: Dort in Foren zu lesende "Vorwürfe, Unterstellungen und Verdächtigungen" unterschieden sich zu wenig von dem, was man außerhalb der Kirche zu lesen bekomme. Der Bischof schlug vor, junge Menschen bei der Formulierung "ethischer Mindeststandards für katholische Internetseiten" zu involvieren. Z.B. könnte die Verwendung von Nicknames auf katholischen Websites als unerwünscht deklariert werden: "Wer auf katholischen Seiten etwas schreibt, soll namentlich dazu stehen und sich zeigen!" Auch hier der Aufruf Turnovszkys:
"Gestalten wir mit jungen Menschen die digitale Welt ethisch und ästhetisch!"
Auch beim Umweltschutz solle die Kirche mit Hilfe der Jugend vorangehen, zumal sich die Politik - "weil Geld die Welt regiert" - hier kaum zu wirksamen Maßnahmen durchringe, wie Turnovszky bemängelte. Trotz der großen Beachtung der Öko-Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus habe die Kirche in diesem Bereich noch großen Aufholbedarf, und "noch assoziiert man Ökologie nicht mit 'katholischer Kirche'". Das solle sich auch durch die Mitwirkung der Jugend ändern, der "ein intaktes Haus zu hinterlassen" sei. Turnovszky rief dazu auf, junge Menschen etwa in den Pfarren ökologisch mitgestalten zu lassen, und er griff die Anregung eines jungen Auditors bei der Synode auf, dem Thema eine eigene Synode zu widmen.
Quelle: kathpress (18.10.2018)